Beitragsseiten

II - "Operation Lion" - Henrik V. Ringsted und der Idstedt-Löwe 1945
Ein Quellenbericht von Jörn-Peter Leppien

1. Einleitung
Am 8. Mai 1995 stellte eine Schülerin der Auguste- Viktoria-Schule Flensburg im Rahmen der Eröffnung der Landesausstellung "Ende und Anfang im Mai 1945" ein Forschungs- und Ausstellungsprojekt vor, das der Verfasser mit einem Lei­stungskurs Geschichte, 12. Jahrgang, durchgeführt hat. Die von dem Kurs in Kooperation mit der dänischen Duborg-Skolen in Flensburg erarbeitete zweispra­chige Ausstellung trägt den Titel: "Der Idstedt-Löwe 1945. Von Berlin nach Ko­penhagen -Idsted loven 1945. Fra Berlin til Kobenhavn."Die Ausstellung wurde am 10. Mai 1995 in Anwesenheit des dänischen General­konsuls, Prof. Lorenz Rerup, und des Grenzlandbeauftragten der Ministerpräsi­dentin, Kurt Schulz, in der Auguste- Viktoria-Schule eröffnet [1]. Nachdem sie auch in Duborg-Skolen gezeigt wurde, ist sie vom 25. Juni bis zum 30. Juli 1995 im Städtischen Museum Flensburg zu sehen.

Die Intentionen der Ausstellung werden auf der ersten der insgesamt 11 großfor­matigen Tafeln folgendermaßen zusammengefaßt:"Im Oktober 1945 wurde durch die US-Streitkräfte ein dänisches Nationaldenk­mal des 19. Jahrhunderts vom besetzten Berlin in das befreite Kopenhagen trans­portiert - der Idstedt-Löwe.

50 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus berichtet diese Ausstel­lung über den abenteuerlichen Transport und seine historischen Hintergründe. Diese Ausstellung zeigt den Idstedt-Löwen als Denk-Mal, das eindrücklich die Geschichte der deutsch-dänischen Beziehungen widerspiegelt - auch für Flens­burg.
Die Situation in Deutschland unmittelbar nach dem Ende des Krieges wird exem­plarisch dokumentiert."

Die Ausstellung faßt bereits vorliegende Forschungsergebnisse über die Geschichte des Idstedt-Löwen zusammen [2], wobei sie eigene Akzente setzt. Besonders für das Jahr 1945 greift sie auch auf eigene Recherchen der Projektgruppe in däni­schen sowie deutschen Archiven und Bibliotheken zurück. Bislang unbekannte oder wenig beachtete, gedruckte und ungedruckte Materialien erlauben neue Er­kenntnisse und Einsichten oder präzisieren vorliegende Ergebnisse.

Ein Quellenbestand führt gleichsam in das Zentrum des Geschehens um den Id­stedt-Löwen 1945. Es sind die Schilderungen, die der dänische Journalist Henrik V. Ringstedt als Initiator der Überführung des Denkmals von Berlin nach'Kopen­hagen zwischen 1945 und 1979 schrittweise publiziert hat:
Am 14. Oktober 1945, wenige Tage nach der Ankunft des Löwen in der däni­schen Hauptstadt, schilderte Ringsted in einem ganzseitigen Artikel für seine Zeitung "Politiken""Die abenteuerliche Heimreise des Idstedt-Löwen mit ei­nem amerikanischen Militärfahrzeug." [3]
  Die Hintergründe des Unternehmens offenbarte er erst 20 Jahre später, als er in seinem Buch "Von unserem Korrespondenten" [4]über den nicht ganz legalen Charakter der "operation lion" berichtete und dabei auch seine beiden ameri­kanischen Mitstreiter, Captain Calvin Hathaway und Oberst Barney Oldfield charakterisierte.

- Im zweiten Band seiner "Erinnerungen" [5] gab Ringsted schließlich preis, wel­ches "Nachspiel" die Überführung des Löwen von Berlin nach Kopenhagen hatte.
Diese drei Quellen unterscheiden sich nicht allein durch ihre thematischen Schwer­punkte: Der Zeitungsbericht von 1945 unterrichtet die Leser journalistisch exakt. Er sagt, wie Ringsted es formulierte, "die Wahrheit, aber nicht die ganze Wahr­heit" [6]. Die späteren, eher literarischen als journalistischen, Schilderungen sagen "die ganze Wahrheit", d.h. sie bieten bislang zurückgehaltene Informationen, le­gen aber geringeren Wert auf eine journalistisch oder historisch exakte Rekon­struktion der Abläufe.

Insgesamt vermitteln Ringsteds Texte jedoch ein lebendiges und auch ziemlich umfassendes Bild der Ereignisse um den Idstedt-Löwen 1945. Ringsted beleuch­tet zugleich eindrucksvoll die Situation im besetzten Deutschland unmittelbar nach Kriegsende sowie in Dänemark bald nach der Befreiung. Umso bemerkens­werter ist es, daß diese Quellen in der bisherigen Forschung über die Geschichte des Idstedt-Löwen kaum beachtet wurden.

Nur unwesentlich gekürzt und nach der Abfolge der Ereignisse arrangiert, sollen die Texte von Henrik V. Ringsted im folgenden im Zusammenhang mitgeteilt und durch die Übersetzung [7] auch deutschen Leserinnen und Lesern zugänglich gemacht werden.
Die Veröffentlichung ist als Begleitpublikation zu der oben genannten Ausstel­lung "Der Idstedt-Löwe 1945. Von Berlin und Kopenhagen" zu verstehen.

Die ausgewählten Quellenstücke werden jeweils knapp eingeleitet. Um den be­sonderen Charakter der Schilderungen Ringsteds zu erhalten, werden notwendige kommentierende, gelegentlich auch korrigierende oder ergänzende Hinweise nicht in die Texte eingeschoben, sondern in den Anmerkungen mitgeteilt. Ringsteds Texte werden in Kursiv-Druck wiedergegeben, Auslassungen werden durch drei Punkte, Zusätze durch eckige Klammern markiert. Aus praktischen Gründen werden Absätze durch den Herausgeber eigenständig gesetzt. Hervorhebungen im Original werden, soweit sie dem besseren Verständnis dienen, durch gerade­stehenden Druck kenntlich gemacht.

Die Abbildungen haben nicht allein illustrativen Charakter, sondern sind als ei­genständige Quellen zu betrachten. Die faksimiliert wiedergegebenen Materiali­en stammen, soweit nicht anders angegeben, aus dem Nachlaß Henrik V. Ringsteds. [8] Die Fotos von 1945 hat großenteils ein Pressefotograf gemacht, der im Dienst der Öffentlichkeitsabteilung der amerikanischen Besatzungstruppen in Berlin die "operation lion" begleitete. [9]
Ehe Ringsted selbst zu Worte kommt, sollen er und der Löwe, der ihn populär machte, kurz vorgestellt werden.

2. Der Journalist
Henrik Vibe Ringsted (1907-1983) stammt aus einem konservativen Arzthaus­halt in 0sterbro. [10] An der ebenfalls konservativen 0stre Borgerdydskole studier­te er die Fächer Englisch und Deutsch. Nach dem Magisterexamen (cand. mag.) wirkte Ringsted kurze Zeit als Gymnasiallehrer sowie als Mitarbeiter von Nor­disk Film und als Assistent des bekannten Regisseurs Carl Th. Dreyer.

Seine eigentliche Berufung aber war der Journalismus. Seit seiner Studienzeit hat er nebenberuflich Zeitschriftenartikel zu unterschiedlichsten Themen publiziert. 1932 trat er in die Redaktion der "radikalen", d.h.linksliberalen, Zeitung "Politi­ken" ein. Er durfte dort jedoch zunächst nicht als schreibender Journalist, sondern lediglich als Sekretär des Chefredakteurs V. Koppel arbeiten. Seine journalisti­schen Fähigkeiten konnte Ringsted erst ab 1939 unter Beweis stellen, als er den Posten eines Korrespondenten in Berlin übernahm. Diese Stelle war einige Jahre lang unbesetzt geblieben, nachdem der langjährige Korrespondent von "Politi­ken", Th. Steinthai, als Jude aus Deutschland ausgewiesen worden war. 1939 aber gab die Redaktion von "Politiken" dem deutschen Drängen nach, die größte däni­sche Tageszeitung möge wieder mit einem eigenen Korrespondenten in der deut­schen Reichshauptstadt präsent sein.
Von 1939 bis 1940 und von 1941 bis 1945 war Henrik V. Ringsted für seine Zeitung in Berlin tätig. Die ohnehin problematischen Arbeitsbedingungen für den dänischen Journalisten im nationalsozialistischen Deutschland wurden durch die deutsche Besatzung Dänemarks ab 1940 und die dänische Zusammenarbeitspoli­tik weiter erschwert. "Die schwierige Aufgabe - unter dem Druck der deutschen Propaganda auf die doppelte Zensur in Berlin und Kopenhagen - löste Ringsted nicht nur ohne sich zu kompromittieren. Dadurch, daß er die Kunst entwickelte, zwischen den Zeilen zu schreiben, und mit sprachlicher Hintergründigkeit gelang es ihm, viel Wahrheit zu seinen Lesern in Dänemark durchzuschmuggeln. Seine Schilderungen der Bombardierung Berlins waren in ihrem Inhalt ebenso bemer­kenswert wie in der Form." So lautet das Urteil seines Kollegen Erik Seidenfaden über die Korrespondententätigkeit von Ringsted in nationalsozialistischer Zeit. [11]

Vom 20. April bis zum 2. Mai 1945 eroberte die Rote Armee Berlin. Am 4. Juli 1945 übernahmen Briten und Amerikaner "ihre" Sektoren in der ehemaligen Reichshauptstadt. Ringsted war als "Kriegskorrespondent" zunächst bei der briti­schen, dann bei der amerikanischen Besatzungsmacht akkreditiert. In einer briti­schen Uniform und mit einem amerikanischen Militärfahrzeug konnte er sich in der Sektorenstadt Berlin und in den Besatzungszonen relativ frei bewegen. Über das britische Fernschreibnetz stand er in Kontakt zu seiner Kopenhagener Redak­tion.

Unter diesen Umständen fielen Ringsted in den ersten Monaten nach Kriegsende und Befreiung über seine journalistische Tätigkeit hinaus noch wichtige humani­täre Aufgaben zu. So betätigte er sich in der zerbombten und verlassenen däni­schen Botschaft als selbsternannter "Gesandter", indem er erste Kontakte zwi­schen dänischen Staatsbürgern in Berlin und ihren Angehörigen in der Heimat vermittelte, die lange Zeit in Ungewißheit über das Schicksal ihrer Verwandten hatten leben müssen.

operation lion 1

Abb. 1 Zulassung Henrik V. Ringsteds als "War Correspondent" beim Hauptquartier der amerikanischen Besatzungstruppen in Berlin, 10.8.1945

operation lion 2Links, Abb. 2 Der dänische Journalist Henrik V. Ringsted als "Kriegskorrespondent" in briti­scher Uniform und mit einem amerikanischen Militärfahrzeug, Berlin 1945 (Ringstedt 1979)

Auch als Journalist kam eine Fülle von Aufgaben auf Ringsted zu, zumal er als einziger Skandinavier bei den Alliierten in Berlin akkreditiert war und daher nicht nur seine eigene Zeitung mit Nachrichten versorgen mußte. Zu den großen Ereig­nissen, über die Ringsted in der ersten Nachkriegszeit aus Deutschland berichtete, gehören die Potsdamer Konferenz im Sommer 1945, der britische Prozeß gegen die Täter im KZ Bergen-Belsen in Lüneburg im Herbst 1945 und der große Nürn­berger Kriegsverbrecherprozeß 1945/46. Über seine täglichen Zeitungsberichte hinaus veröffentlichte Henrik V. Ringsted 1945/46 drei Bücher, in denen er seine Eindrücke aus Deutschland bei Kriegsende und nach der Befreiung schilderte.[12]

3. Der Löwe
Es stellt sich die Frage, was Ringsted bewegt haben mag, sich bei seiner gewalti­gen Arbeitsbelastung 1945 auch noch eines Denkmals aus dem 19. Jahrhundert anzunehmen. Er selbst hat im hohen Alter seine Motivation von 1945 mit der Tradition seiner nationalkonservativen Familie in Verbindung gebracht. [13] Wahr­scheinlicher ist es angesichts des sonstigen Quellenbefundes jedoch, daß ihm sein journalistisches Gespür sagte, daß die Erfüllung des langgehegten dänischen Wun­sches nach "Heimkehr" des Idstedt -Löwen die eigene Popularität und die Auflage seiner Zeitung steigern würde.

Der Idstedt-Löwe des dänischen Bildhauers H. W. Bissen galt und gilt als ein dänisches Nationaldenkmal. [14] Es wurde 1862 auf dem Flensburger Friedhof St. Marien (heute: Alter Friedhof) enthüllt. Das Monument diente als Symbol für den dänischen "Sieg" über die deutschen Schleswig-Holsteiner in der blutigen Schlacht bei Idstedt von 1850, als Grabmahl für die dänischen Kriegstoten - und nicht zuletzt als sichtbares Zeichen für das Ziel der dänischen Nationalliberalen, einen dänischen Nationalstaat bis zur Eider zu errichten.

Nach dem zweiten deutsch-dänischen Krieg 1864 und der gewaltsamen Einver­leibung der Herzogtümer Schleswig und Holstein in den preußischen Staat wurde das Denkmal 1867 als Kriegs- "Trophäe" nach Berlin geschafft, wo es zunächst im Zeughausmuseum Unter den Linden präsentiert und 1878 in der Hauptkadet­tenanstalt Lichterfelde aufgestellt wurde.
Unbeschadet durch die wechselnde Nutzung der Kaserne nach dem Ersten Welt­krieg und durch die Einwirkungen des Zweiten Weltkrieges stand der Löwe 1945 an diesem Platz, als die Amerikaner Anfang Juli die in ihrem Sektor gelegene ehemalige Kadettenanstalt übernahmen.
Für die Dänen war die "Gefangenschaft" des Idstedt-Löwen in Berlin ein Zeichen preußisch-deutscher und schließlich nationalsozialistischer Gewaltpolitik. Seit 1867 wünschten insbesondere streng nationalbewußte Kreise seine "Befreiung" und setzten sich -erfolglos- für eine Rückführung des Denkmals nach Flensburg, jedenfalls aber für seine "Heimkehr" nach Dänemark ein.

Nach der Befreiung Dänemarks durch britische Truppen am 5. Mai 1945 gewann der Löwe eine neue symbolhafte Bedeutung: Die Sehnsucht, auf die faktische Befreiung des Landes von der deutschen Herrschaft eine symbolhafte Befreiung durch die "Heimkehr" des dänischen Nationaldenkmals folgen zu lassen, war in Dänemark weit verbreitet. Bereits am 24. Mai 1945 wurde in der Zeitung "Mor­genbladet" der Idstedt -Löwe eingefordert [15], weitere Pressestimmen folgten [16]). Nationale und militärische Vereinigungen wurden im dänischen Außenministeri­um vorstellig. [17]

operation lion 3

Abb. 3 "Flensburger Friedhof mit Bissens Denkmal, enthüllt am Jahrestag der Schlacht bei Idstedt, am 25. Juli 1862." Xylographie aus: Illustreret Tidende 1862 (Dansk Centralbibliotek)

Man war sich in Dänemark grundsätzlich darüber einig, daß eine Rückkehr des Idstedt-Löwen nach Flensburg wünschenswert sei. Nationaldänische Kreise im Königreich und südlich der Grenze von 1920 betrachteten das Denkmal jedoch als ein wieder aktuell gewordenes Symbol für einen dänischen Nationalstaat bis zur Eider. Der Zeitpunkt war scheinbar günstig, weil sich viele Deutsche im Grenz­land in der unmittelbaren Nachkriegszeit aus politischen und wirtschaftlichen Gründen der dänischen Minderheit zuwandten. Die dänische Regierung und ihr Außenminister Christmas MyJller aber vertraten aus Staatsräson den Standpunkt: "Die Grenze liegt fest!" Eine Rückkehr des Löwen nach Flensburg kam daher vorläufig nicht in Frage.
Auch Henrik V. Ringsted hat zu keinem Zeitpunkt an eine Überführung des Denk­mals an seinen ursprünglichen Standort gedacht, wie es ihm seine Familientradi­tion vielleicht geboten hätte. Über politische Einsicht hinaus ging es Ringsted ­und mehr noch seinen amerikanischen Helfern - um den großen Auftritt in der Hauptstadt Kopenhagen.

4. "Operation lion" - die Vorbereitungen
Ringsted wußte natürlich um die nationale Bedeutung des Idstedt-Löwen. Er kannte auch den Standort des Denkmals in Berlin, denn bereits 1939 hatten ihn seine Kollegen J acob Kronika und Helge Knudsen zu einer Informationsfahrt nach Lich­terfelde eingeladen, um ihm das dänische Denkmal in der von der "SS-Standarte Adolf Hitler" belegten ehemaligen Kadettenanstalt zu zeigen. [18]

Bald nach dem Einzug der Amerikaner in Berlin im Juli 1945 begann Ringsted mit der Vorbereitung der "operation lion". Er war wohl der einzige Däne, der 1945 eine realistische Chance hatte, den Idstedt-Löwen "heimzuholen". Als "Kriegskorrespondent" hatte er Zugang zu den amerikanischen Dienststellen, und er kannte deren jeweilige Kompetenz. Ringsted hat auch klar erkannt, daß in der gegebenen Situation der inoffizielle Weg allein erfolgversprechend war. Heute wissen wir, daß alle offiziellen Versuche der Dänen, bei den Siegermächten die Auslieferung in Deutschland befindlicher Kulturdenkmäler zu erreichen, die (wie der Idstedt-Löwe) nicht von den Nationalsozialisten 1939 bis 1945 geraubt wor­den waren, im Sande verliefen. [19]

Einzelheiten über die Vorbereitungen der "operation lion" und dabei auftauchen­de Probleme hat Ringsted, wie gesagt, erst 1965 preisgegeben [20]

Ich werde es keinen Augenblick lang wagen zu behaupten, daß" Politiken" oder die anderen dänischen Zeitungen die Heimkehr des Idstedt-Löwen verschwiegen. Was ich damals selbst darüber schrieb, war die Wahrheit, aber nicht die volle Wahrheit, da diese damals nicht gesagt oder geschrieben werden konnte. Jetzt­20 Jahre später - ist dies wohl möglich. Hier entsteht eine Situation, wo wir eine künstlerisch schräg gestellte Kamera auf alle drei Beine stellen und uns ein Bild davon machen können, was wirklich geschah.

Viele Menschen - darunter achtbare Historiker und Kollegen - haben mir im Laufe der Jahre vorgehalten, daß ich "den Idstedt-Löwen auf keinen Fall in Lich­terfelde gefunden habe ", weil so und so viele Menschen ganz genau wußten, daßer dort stand. Das habe ich, soweit mir bekannt, auch nie behauptet. [21] Und diese Leute haben auch völlig recht. Ich stahl ihn nämlich.
Es war eigentlich bekannt, daß Bissens Monument in der SS-Kaserne stand, be­schämt darüber, was zu seinen Füßen geschah. Bereits 1942 oder 1943 machten wir dänischen Korrespondenten mit Mitgliedern der dänischen Botschaft eine Tour nach Lichterfelde und ärgerten uns über die böse Gesellschaft, in die der Löwe geraten war. Nach Deutschlands Zusammenbruch befand ich mich in der merkwürdigen Situation, daß ich, in einer britischen Uniform, der einzige - buch­stäblich der einzige -freie Däne in Berlin war, und meine Gedanken galten dem Löwen.

Die Gedanken fanden Nahrung, nachdem ich einen vortrefflichen Amerikaner
kennengelernt und einen Freund fürs Leben gefunden hatte - Calvin Hathaway, der heute Direktor des Cooper-Museums in New York ist. Hathaway war damals, in seiner Eigenschaft als angehender Kunstexperte, Captain in dem merkwürdi­gen Korps, das Eisenhowers Heer folgte und dessen Aufgabe darin bestand, Hit­lers, Göbbels' und nicht zuletzt Görings Kunstdiebstähle aus den europäischen Museen und privaten Kunstsammlungen aufzuklären und die gestohlenen Kunst­werke ihren rechtmäßigen Eigentümern zurückzubringen. [22]

Obwohl dieses Heer uniformiert und technisch gesehen der gewöhnlichen Hee­resdisziplin unterworfen war, war dieses Korps, wie ich schnell herausfand, we­sentlich lustiger in der Freizeit als die Mitglieder der Offiziersmesse und ein Teil meiner Kollegen, mit denen ich sowieso den ganzen Arbeitstag verbrachte. Mein Weg führte also zu dieser in vieler Hinsicht völlig verrückten und im besten Fall unorthodoxen "Heeres-Abteilung", die zwar in Uniform herumlief, aber unra­siert und langhaarig war oder eierförmige Köpfe [23] hatte. Zwischen diesen zivilen Kriegsleuten, die ihre Uniformierung als göttlichen Scherz ansahen - ebenso wie ich friedlicher Mensch -, ging es mir gut, und ich wurde herzlich aufgenommen. Ihre Detektivarbeit war ebenso imponierend wie ihr Wissen. Sie folgten [Gene­ral] Pattons [24] Fußspuren mit vergilbten Auktionskatalogen in der Hand und spürten gestohlene Kunstwerke rechts und links der Spur des Panzerheeres auf... Es war reiner Zufall, daß ich eines Abends neben" Captain" Hathaway saß. Es zeigte sich, daß er alles über Dänemark wußte, über die dänische Kultur und die dänische Kunst. Er hatte Freunde in Dänemark, die er nach dem Krieg regelmä­ßig besuchte. Er wußte mehr als ich sowohl über Thorvaldsen als auch über Bis­sen, aber war ebenso wie ich ein großer Anhänger von Kai Nielsen. Nachdem wir Freundschaft geschlossen hatten, hatte ich den Einfall, daß ich durch diese Ver­bindung vielleicht den Traum verwirklichen konnte, den so viele Dänen hatten: den Idstedt-Löwen nach Dänemark nach Hause zu bringen. [25]

Die SS-Kaserne war von den Amerikanern übernommen worden, die nicht ahn­ten, welch ein Tier sie im Kasernenhof stehen hatten. AberHathaway konnte mir, ohne ein Buch aufzuschlagen, erzählen, daß er der einzige und richtige war. Er wußte auch, daß es einen anderen Löwen gab - den ein reicher Deutscher als Schmuck für sein Gut in Wannsee hatte herstellen lassen. [26] Wir fuhren dorthin und sahen ihn uns an, aber er stellte sich als eine schlechte Nachahmung des Originals heraus.

Nun waren wir soweit, daß ich über das englische Fernschreibersystem "Politi­ken" fragen konnte, ob ich meine Verbindungen nutzen sollte, um den Löwen nach Hause zu bringen. Die Redaktion leitete die Frage weiter an Christmas MrjJller, der enthusiastisch mit "Ja" antwortete! Danach gingen Hathaway und ich ans Werk.

Der Oberstkommandierende der amerikanischen Einheiten in der Kaserne von Lichterfelde war damals General Floyd Parks.[27] Er hatte - wie so viele amerika­nische Generäle - einen "public relations officer" in der Gestalt des gemütli­chen, ewig Kaugummi kauenden Obersten Barney Oldfield, der die Theorie ver­trat, daß Kaugummi kauen einen Mann vom Alkoholfernhält, ohne seine sexuelle Potenz zu schwächen, was sich in seinem Fall bewahrheitete.

Barney - Entschuldigung: Oberst Oldfield - war im gesamten amerikanischen "Kriegstheater" in Europa bekannt, und viele Generäle beneideten Parks um seinen Gefolgsmann, der wohl - ohne meinem alten Freund zu nahe treten zu wollen - so etwas wie die begabten Hofnarren war, die vor fünf oder sechs Jahrhunderten ihrenfürstlichen Herren auf dem Kreuzzugfolgten, zum Leidwe­sen der Osmanen. Dieser moderne Narr sah sofort eine Möglichkeit, Berühmt­heit undAuszeichnungfür seinen General zu erlangen, und sagte uns seine Hilfe zu.
Der General empfing mich und sagte, ohne einen Augenblick zu zögern -:- er war von meinem Merkurius vorbereitet - ja, oder besser gesagt o. k., nur mit der Be­dingung, daß der Löwe als "ein amerikanisches Freundschaftsgeschenk an das dänische Volk" bezeichnet werden sollte. [28]

Dagegen war nichts einzuwenden, gemessen an der Zeit, die General Parks sich nahm, um das Denkmal zu demontieren und mit einer Eskorte von 25 Mann nach Dänemark zu bringen. Jedoch deutete Oberst Oldfield nach der Audienz diskret an, daß ein Orden oder zwei angebracht wären. Eine Anfrage beim Außenmini­sterium ergab, daß ich dem Oberst versichern konnte, daß alles seine Ordnung erhalten würde. Dies trat dann auch ein. Die" Operation Löwe" begann.

Es wurden aus den Soldaten Fachleute ausgewählt. Es gibt in jedem Heer von Wehrdienstpflichtigen natürlich Männer, die im Privatleben alle möglichen zivi­len Berufe ausgeübt haben und ebenso natürlich darauf brennen, zu ihnen zu­rückzukehren, und sie greifen mit allen sechs Händen zu, wenn sich ihnen die Chance bietet, zu ihrem Handwerk inmitten eines erzwungenen Dienstes zurück­zukehren, der ihnen dazu keinerlei Möglichkeit gibt. Kurz gesagt stellten sich dreimal so viele Männer zur Verfügung, wie für diese besondere Aufgabe nötig waren - Bronzegießer, Schmiede, Kranführer und Lastwagenfahrer schufen ein Durcheinander. Oberst Oldfield; Captain Hathaway und ich machten uns daran, dieses arbeitswütige Volk auseinanderzusortieren. Hathaway verhörte die Bron­zegießer strengstens, während Oldfield die Lastwagenfahrer mit ihren 10 Tonnen schweren Fahrzeugen durch Sumpfgräben fahren ließ. Ich wählte unterdessen aus einer hundertköpfigen Schar einen Filmfotografen mit schwermütigen Au­gen. Ich war der Meinung, daß es ihm guttun würde, einmal das Heereslager zu verlassen, und ich hatte recht. Unterwegs lebte er richtig auf und fotografierte wie ein Engel. [29]

operation lion 4Rechts, Abb. 4 Der Idstedt-Löwe im Hof der ehemaligen Kadettenanstalt Berlin, 1945. Auf dem Socke11inks H. V. Ringsted, dahinter Oberst B. Oldfield

So entstand im Laufe von ein paar Tagen ein kleines Heer, das einzige, das ich je kommandierte. Ich fühlte mich auch nicht gerade wie ein Kommandant. Es war nur ein Job. Ich überließ alles den Technikern undfühlte nur dem schwermütigen Fotografen gegenüber Verantwortung, den ich ausgewählt hatte. Alles übrige war Werk der anderen. Ich sollte schnell eines anderen belehrt werden.

Nun trat nämlich plötzlich eine unerwartete Komplikation ein. [30] Hathaway such­te mich eines Abends halb verzweifelt und halb schuldbewußt im "Hotel am Zoo" auf "Es geht nicht", sagte er traurig, "wir müssen leider die Operation Löwe abbrechen. "

Was war los? Der Oberstkommandierende für das, was wir das "Kunstheer" nannten, hatte die Papiere für die "Operation Löwe" gelesen und war zu dem Schluß gekommen, daß der Idstedt-Löwe nicht zu seinen Aufgaben oder denen seines kunstverständigen Heeres gehörte. Es war ihre Aufgabe, Kunstwerke wie­derzufinden, zu beschlagnahmen und zurückzugeben, die ihren rechtmäßigen Ei­gentümern gestohlen oder entführt worden waren, sei es aus Museen oder von Privatsammlern während des Zweiten Weltkriegs. "Wenn wir damit anfangen, uns mit Kunstdiebstählen vonfrüheren Kriegen zu befassen - und hier handelt es sich sogar um einen Krieg im letzten Jahrhundert", hatte der Kunstgenera[31] gesagt, "dann wäre das ein Faß ohne Boden." Die Rückgabe dieses Monuments liege außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs und könne einen gefährlichen Präzedenzfall herbeiführen. "Ich verbiete dies!"

Hathaway ging tief gebeugt fort. Ich fuhr mit einem Jeep, (das machte man da­mals so, weil ein Taxidienst noch nicht zur Verfügung stand), zum (Nacht) Klub der amerikanischen Offiziere, wo ich in sicherer Erwartung Oberst Oldfield an­traf - wie üblich Kaugummi kauend und Coca-Cola trinkend - und erzählte ihm die traurige Botschaft.

Oldfield war ein lustiger und gemütlicher Kerl. Nur das Schicksal hatte ihn in eine Uniform gesteckt, und das wahrscheinlich ohne große Überzeugung. Vor dem Krieg war er Werbechef in der Autobranche gewesen und war nach dem Krieg wieder in dieser Branche tätig, wo er seiner Arbeit, wie ich weiß, mit gro­ßer Virtuosität nachgeht. Während des Krieges lernte er kaum einen Gewehrgriff, aber mit Hilfe seines Charms wurde seine Stelle als P. R. O. im zivilen Leben, zur P. R. O.-Stelle für den General, dem er zufällig zugeteilt worden war. Er betrach­tete es als seine Aufgabe und seinen Beitrag für den Sieg der Alliierten über die Nazis, "seinen General aufzubauen ", und er hatte, wie er in seinen Kriegsmemoi­ren schrieb, "niemals einen Schuß im Zorn abgegeben. "[32]

Dieser charmante und auf seine Weise sehr tüchtige, erzamerikanische Erzzivilist sah das Problem von einem anderen Blickwinkel aus als Hathaway. Oldfields Gedanke folgte, glaube ich,folgendem: Nun ist der Orden, den ich General Parks versprochen habe, in Gefahr, und ich, der diese teure "Operation Löwe" organi­siert hat, riskiere eine Niederlage, Ungnade und Ärger wegen der vielen Ausga­ben. Er verließ den Tisch und ging hinaus und telefonierte. [33]
Als er zurückkam, sagte er: "Die Nachricht, die du von Captain Hathaway erhal­ten hast, ist vielleicht richtig. Sie beruht in diesem Fall auf einem Beschluß, der heute nachmittag im [amerikanischen] Hauptquartier des ,Kunstheeres' einge­troffen ist. Bei uns liegen bis zu dieser Stunde und zu dieser Uhrzeit keinerlei Papiere darüber vor. Die, Operation Löwe' ist somit offiziell noch nicht verbo­ten. Es ist nur etwas, was du, ein Journalist gehört hast, und glaube mir, ich weiß, wie viele verrückte Dinge Journalisten sagen, die sie ,gehört haben '. Bist du einverstanden, daß wir sofort mit der, Operation Löwe' beginnen, bevor der Pro­test morgen eintrifft?" Natürlich war ich einverstanden.

Oldfield eilte nach Lichterfelde, während ich zurück ins" Hotel am Zoo" fuhr, um einen Koffer zu packen, und ich kam kurz nach Mitternacht in der ehemaligen SS­Kaserne an.
Ich fand den Kasernenhof von mehreren Batterieprojektoren taghell erleuchtet vor, und ungefähr hundert Menschen waren damit beschäftigt, den ldstedt-Löwen zu demontieren. Es war faszinierend, der Arbeit zu folgen.

Loperation lion 5inks, Abb. 5 Abtrennen des Schwanzes, um einen liegenden Transport des Denkmals zu ermög­lichen

5. Die Demontage
Die Amerikaner, Angehörige der 82. Luftlandedivision, hatten den Löwen ur­sprünglich in seine drei Teile zerlegen und per Flugzeug von Berlin nach Kopen­hagen schaffen wollen. Dänischerseits wünschte man-jedoch eine würdige "Heim­kehr" des Nationaldenkmals. Daher war auf Vorschlag von Oberst Oldfield nun vorgesehen, das Monument - unzerteilt - auf einem Militärlastwagen zu trans­portieren, eine Absicht, die sich allerdings nur bedingt verwirklichen ließ. Über die komplizierte und für den betagten Bronzelöwen nicht ganz ungefährliche Demontage hat Henrik V. Ringsted 1945 in "Politiken" berichtet. [34]

Wenn Amerikaner arbeiten, reden sie nicht viel miteinander, aber sie bedienen sich einer hochentwickelten und stark differenzierten Zeichensprache. Eine Hand, die gehoben wird oder winkt oder waagerecht gelegt wird oder sich hoch und nieder bewegt, verursacht sofort ohne ein Wort eine lange Reihe komplizierter Handlungen. Die einzigen Worte, die gebraucht wurden, hatten das Ziel, Unbe­fugte abzuhalten, sich in Unternehmungen einzumischen. Denn allmählich, als der Vormittagfortschritt,füllte sich der Kasernenhofmit neugierigen G. I. 's, die gekommen waren, um Baseball zu spielen. Sie ließen aber ihre Bälle und Hand­schuhe liegen, um herüberzukommen und zu sehen, was da Neues und Merkwür­diges in der Sepp Dietrichs [35]- und in der alten Kaiser- Wilhelm-Kaserne geschah. Als sie hörten, worum es sich handelte, wollten sie alle dabei sein.

Aber die Experten ließen niemanden herankommen, außer wenn es sich darum drehte, ein Seil zu ziehen oder schwere Steine aus dem Weg zu räumen. Sie be­trachteten es als eine Ehre, diese Arbeit, die ihnen anvertraut war, durchzufüh­ren. - "Scram! "fauchten sie. Das bedeutet soviel wie: " Verschwindet!" Und es waren nicht nur G. I. 's, die diese Worte mit auf den Weg bekamen, sondern auch Oberste und Majore, die sich von den Hammerschlägen und dem Stöhnen des Krans aus ihren Büros locken ließen, um zu sehen, was da los war.

Seile wurden um den Idstedt-Löwen geschlungen und führten bis zum Haken des Krans hinauf "Können Sie halten? ",fragte ich sorgenvoll den Chefingenieur. Er sah mich mit einer Mischung aus Mitleid und Verachtung an: "Wir benutzten diese Seile für eine Notbrücke über den Rhein ", sagte er. "Eine ganze Panzerdi­vision passierte eine Brücke, die nur von Tauen wie diesen hier gehalten wurde. " Ich glaube, ich machte mich an diesem Morgen auf dem Kasernenhof mit all , meinen Sorgen lächerlich. Schließlich zog mich Oberst Oldfield zur Seite und sagte: "Hör'mal, Hank. Bilde Dir bloß nicht ein, daß die technische Abteilung der 82. Luftlandedivision etwas auf sich nimmt, was sie nicht schaffen kann. Wenn wir nicht todsicher gewesen wären, daß es gemacht werden kann, hätten wir das gesagt. Nun haben wir einmal mit der Sache begonnen, und das heißt, daß der Idstedt-Löwe nach Kopenhagen kommt. "

operation lion 6

Abb. 6 Vertäuen des Löwen durch amerikanische Soldaten

Trotzdem passierten natürlich unvorhergesehene Dinge. Fünf Minuten nach zehn nahm der Kran seine Arbeit auf, und der Idstedt-Löwe schwebte in der Luft in einem dreifachen Seilzug, der die Last gleichmäßig auf alle drei Gußteile, aus denen der Löwe zusammengesetzt war, verteilte - abgesehen von dem Schwanz, der über die Seite des Sockels hing [36] und nur lose am restlichen Körper befestigt war. Das gewaltige Tier wurde von dem Sockel geschwungen und mit Hilfe von losen Tauen, die an den tragenden Seilen befestigt waren, in der Luft gewendet, so daß er auf dem Rücken lag. Der Kran senkte ihn langsam herunter zur Erde ­und als der Löwe etwa eineinhalb Meter vom Erdboden entfernt war, glitt ein Zahnrad in das Innere des Krans, so daß der Löwe mit seinem gesamten Gewicht zur Erde stürzte. Der Kranführer reagierte in einem Bruchteil einer Sekunde. Es gelang ihm, den Fall durch einen Gegenzug in den Stahlseilen abzuwehren, aber er konnte nicht verhindern, daß der Löwe den Erdboden auf eine ziemlich unsanf­te Weise erreichte. Gleichzeitig erschallte einfürchterlicher Laut von Metall ge­gen Metall. Ich denke, daß selbst Oberst Oldfieldfür einen Augenblick die Fas­sung verlor. Ich selbst glaubte, daß alles vorbei war.

Aber der Löwe hielt. Das ist solide, alte Arbeit. Was wir gehört hatten, war bloß das Geräusch von dem Schädel des Löwen, der vom Körper abgetrennt wurde, als dieser waagerecht in die Luft gelegt wurde. Es zeigte sich, daß der Schädel nur lose befestigt war, mit etwas altem Kitt zusammengehalten, so daß Bronzegie­ßer in ihn hineinkriechen konnten. Für unseren Denkmalexperten aus Illinois war das eine Selbstverständlichkeit. Er stand mit einem kleinen Hammer bereit, und kaum lag der Löwe auf der Erde, kletterte er hinein und begann damit,

operation lion 7

Abb. 7 Ein Bronzegießer nach Überprüfung des Löweninneren

von innen gegen ihn zu klopfen. Wenige Minuten danach tauchte er wieder aus dem Loch auf und sagte nur: ,,0. k. He can take it!"

Neue Seile wurden befestigt, und der Kran hob den Idstedt-Löwen auf ein neues in die Luft. In der Zwischenzeit hatten etwa zehn deutsche Kriegsgefangene Ser­geant Watters' Lastwagen halbvoll mit Sägespänen geschaufelt. Watters sprang auf den Fahrersitz und fuhr das gewaltige Fahrzeug rückwärts unter den Löwen, genau wie man ein richtiges Teil in einem Puzzlespiel einfügt. Im nächsten Au­genblick lag der Löwe auf dem Rücken in den Sägespänen, mit den Vorderbeinen in die Luft ragend.

Während die Kriegsgefangenen mehr Sägemehl um den Löwen schaufelten, bis er halb bedeckt war, brachten die Experten Seile an Körper und Beinen an und zogen sie kräftig am Fahrgestell des Autos fest - so fest, daß wir bei der Ankunft

operation lion 8

Abb. 8 Oberst Oldfield und der Idstedt Löwe

in Kopenhagen feststellen konnten, daß sich der drei Tonnen schwere Bronze­Löwe während der fantastischen Fahrt, die im eigentlichen Sinne des Ausdrucks über Stock und Stein ging, nicht einen Zentimeter verrückt hatte.

Andere deutsche Kriegsgefangene waren währenddessen dazu eingesetzt wor­den, die zwei alten Gedenktafeln zu reinigen und zu putzen, die von den Deut­schen abgenommen und auf den Sockel, den sie für den Löwen in der SS-Kaserne hatten errichten lassen, montiert worden waren. Die Amerikaner versammelten sich um mich und wollten den Text auf diesen Tafeln erklärt bekommen. Ich er­zählte ihnen, was die Inschrift: "Idstedt, 25. Juni 1850 "für Dänemark bedeutete. Schwieriger war es natürlich, aus dem Stehgreif den alten Vers zu übersetzen, der eingraviert auf der anderen Platte steht:
"Trofaste Kamper i Farens Stund mandig har varnet vor Odelsgrund. Trofast skai Vagt ved Graven vare. Manddom skai skarne Arv og /Ere. "

Wieder passierte etwas Unvorhergesehenes. Sergeant Watters fuhr den schweren Lastwagen zu dem Hauptquartier der 82. Division in der Telefunken-Fabrik in Lichterfelde, aber es zeigte sich, daß das rechte Vorderbein des Löwen die Stra­ßenbahnleitungen unter der Eisenbahnbrücke berührte, die wir auf dem Weg pas­sieren mußten. ,,Ich sage es so, wie es ist", sagte er zu mir. Wir werden unterwegs auf dem Weg durch Deutschland Brücken begegnen, die wir nicht passieren kön­nen. Können wir nicht die Vorderbeine abnehmen?" Erneut mußten wir Experten hinzuziehen. Ein Bronzegießer tauchte mit einer Schweiß flamme in das Innere des Löwen. Er kam mit einem Lächeln im Gesicht wenige Minuten später wieder heraus. "Das Vorderbein ist mit Hilfe von drei Bolzen an den Körper gefügt wor­den. Wir können es abschrauben, und es kann ohne weiteres in Kopenhagen wie­der anmontiert werden. " Das Glück war noch einmal auf unserer Seite.

6. Der Transport - Ringsteds Bericht 1945
" Treue Kämpfer in der Stunde der Gefahr mannhaft haben sie unser Erbe beschützt.
Treue soll beim Grabe wachen, Mannhaftigkeit soll Erbe und Ehre bewahren. "

Am frühen Morgen des 4. Oktobers 1945 startete der Konvoi mit dem Idstedt­Löwen von Berlin in Richtung Kopenhagen, wo er am späten Vormittag des 5. Oktobers 1945 eintraf. Auch hierüber hat Henrik V. Ringsted die Leserschaft von "Politiken" bald nach der Ankunft informiert, ohne jedoch alle Einzelheiten preis­zugeben [37]

Am Donnerstagmorgen traf das alte, dänische Denkmal auf das neueste Berliner Monument: den schweren, versilberten Stalinpanzer, den die Russen bei der Einfahrt in Berlin an der Potsdamer Chausee [38] auf einem Marmorfundament zur Erinnerung an die Eroberung der deutschen Hauptstadt aufgestellt hatten. Die­sen Platz haben wir uns als Treffpunkt für unseren Konvoi ausgesucht, und im strahlenden, aber beißend kalten Oktober-Sonnenschein sammelten wir uns dort genau um acht Uhr Berliner Zeit, um die Reise anzutreten.
Oberst Oldfield hatte noch einmal eine sorgfältige Auswahl von Experten getrof­
fen. Der Konvoi bestand aus einer geschlossenen Limousine, worin der Oberst, sein engster Mitarbeiter, Leutnant George Fuller aus Alabama, der gleichzeitig die amerikanische Radiostation in Berlin repräsentierte, und ich fahren sollten. Danachfolgte der große zehn Tonnen schwere Lastwagen, geführt von Sergeant Watters und seinem Assistenten Sergeant Reed, und zum Schluß ein Jeep mit An­hänger, geführt von Sergeant Hare sowie einem Filmfotografen und einem Pres­sefotografen als Passagiere, die allesamt dem 82. Divisionsstab angehörten. Den Chauffeur vom führendem Auto mitgerechnet bestand die Eskorte des Idstedt­Löwen aus neun Mann [39], wobei man sagen kann, daß Sergeant Watters mit Ab­stand der bedeutungsvollste war.

operation lion 9

Abb. 9 Probefahrt zum Hauptquartier der amerikanischen Besatzungstruppen in Berlin, 3. Oktober 1945. Es stellt sich heraus, daß das hoch aufragende rechte Vorderbein des Löwen abgenommen werden muß.

Wir fuhren mit 60 Stundenkilometern auf der Autobahn nach Magdeburg - auf dem englisch-amerikanischen Korridor nach Westdeutschland. Die Straße war gut, das Wetter strahlend, der Humor bestens. Die russischen Wachtposten ent­lang der Autobahn boten uns einen militärischen Gruß [40], und ohne Schwierig­keiten passierten wir die imponierende Notbrücke über die Eibe bei Magdeburg, ein großartiges Resultat von interalliierter Zusammenarbeit. Um 11.15 Uhr über­schritten wir die Demarkationslinie zur britischen Besatzungszone bei Helmstedt. Wir waren drei Stunden und 15 Minuten gefahren, aber nun konnten wir unsere Uhren eine Stunde zurückstellen. Die Uhr zeigte jetzt 10.15 Uhr - wir hatten eine Stunde gewonnen. Oberst Oldfield verteilte Lunchpakete, es wurde jedoch keine Pause gemacht. Der Chauffeur fuhr mit dem Essen in der einen und dem Steuer­rad in der anderen Hand. Wir wollten so schnell wie möglich mit dem Löwen nach Hause.

Die Tour durch die britische Besatzungszone war mehr als nervenaufreibend. Bei Braunschweig verließen wir die Autobahn und begaben uns in ein Netz von Ne­benstraßen, um so direkt wie möglich über Lüneburg [41] nach Hamburg zu kom­men. Die Wege waren schlecht, stellenweise total zerstört von Kriegshandlungen. Sogar wir, in der geschlossenen Limousine, mußten uns an den Schlingenfesthal­ten, um nicht gegen das Dach des Autos geschleudert zu werden, wenn wir über die breiten, tiefen Spurrillen oder über Krater polterten, die die alliierten Panzer auf der Fahrbahn hinterlassen hatten. Unser kleiner, leichter Wagen konnte sich gerade nur zwischen den Löchern auf der Straße halten, aber Sergeant Watters mußte sein schweres Fahrzeug genau in der Mitte der Fahrbahn halten, um einer Karambolage mit den Alleebäumen zu entgehen. Jedes Mal, wenn wir nach einem Sprung gegen die Wagendecke wieder in den Sitzen gelandet waren, drehten Oberst Oldfield und ich uns wie auf Kommando um, um aus dem Rückfenster zu sehen. Wie würde der 1dstedt-Löwe diesen Schock aufnehmen? Noch zwei Tage später schmerzten meine Halsmuskeln - so oft und so gewaltsam hatte ich den Hals verrenkt, um zu sehen, wie Watters diese Gefahren bewältigte. Leutnant Fuller, der vorne beim Chauffeur saß, sagte ungeduldig: "Ihr macht uns alle auf diese Weise nur noch nervöser. Laß mich mal den Platz mit Barney tauschen. " Wie gesagt, so getan. Aber fünf Minuten später verrenkten Fuller und ich den Kopf genauso, wie es der Oberst gemacht hatte.

Als wir durch die Lüneburger Heide fuhren, hörte der Weg plötzlich ganz auf Auf einer Strecke von einem knappen Kilometer mußten wir über einen neben liegen­den Acker steuern, nachdem wir einen tiefen Straßengraben gekreuzt hatten. Wir mußten uns mit aller Kraftfesthalten, um nicht durcheinander geworfen zu wer­den, und als wir zurücksahen, sahen wir den Lastwagen mit der schweren, gro­ßen, schiefen Silhouette über das Hindernis schaukeln, wie ein Schiff in einem schweren Orkan. "Ich werde diese Silhouette in meinem ganzen Leben nicht vergessen ", schwitzte Fuller. Aber der Lastwagen war so gut abgefedert, daß er nicht nur den Straßengraben meisterte, sondern auch den Acker, obwohl eine Herde unbeeindruckter Kühe, die uns entgegen geschlendert kam, den gesamten Konvoi von dem geebneten Weg zehn Meter in die schlammigen Ackerfurchen zwang.

Weiter ging es nach Hamburg, das wir um 15 Uhr hinter uns ließen. Auf dem Weg durch die Ruinenstadt bekamen wir einen erneuten Schock: Watters führte seinen Lastwagen unter einer Brücke hindurch, die so niedrig war, daß man nicht ein Stück Papier zwischen die Brücke und die Vorderpfote des Idstedt-Löwen hätte schieben können. Wir gaben Zeichen zu stoppen, wischten den Schweiß von der Stirn ab und krabbelten hinaus, um Watters zu interviewen. "Sollen wir nicht weiter? " fragte er unbeeindruckt. " Wenn ich nicht gewußt hätte, daß die Höhe passen würde, wäre ich natürlich nicht unter der Brücke hindurchgefahren.

operation lion 10

Abb. 10 Vor den Hamburger Elbbrücken, 4. Oktober 1945

Als die Sonne unterging, fuhren wir durch die historischen Gegenden Südjüt­lands, durch die Stadt Schleswig, vorbei an den kleinen Wegweisern, die gen Osten nach Idstedt und gen Westen nach Sankelmark zeigten. Aber es war keine Zeit zum Anhalten - wir mußten die Grenze erreichen, bevor es zu spät wurde.

Um 18.30 passierten wir Flensburg. Eine zehnminütige Weiterfahrt brachte uns zur Grenze, und hier erlebten wir das erste eigentliche Hindernis auf unserem Weg. Der britische Grenzposten konnte uns ohne einen besonderen Paß, der vom Kommandanten in Flensburg ausgestellt werden mußte, nicht nach Dänemark hineinlassen. Oberst Oldfieldfuhr zurück [42], um den Paß zu besorgen, während wir von den Engländern auf "a nice cup of tea" eingeladen wurden. Wie das schmeckte! Wir hatten seit Helmstedt weder Essen noch Trinken bekommen - und da erhielten wir nun Essen.

Eine habe Stunde später war der Oberst zurück. Aber der englische Grenzposten war noch nicht zufrieden. Er wollte wissen, was der Zweck unserer Reise war. " Wir kommen mit einem Löwen ", sagte Oberst Oldfield. "Nicht so witzig ", ant­wortete der Engländer barsch. "Ich rate Ihnen, den wahren Zweck der Reise anzugeben, ansonsten kommen Sie nicht durch diesen Schlagbaum. " Es nahm etwas Zeit in Anspruch, ihn zu überzeugen, daß jedes Wort, das Oberst Oldfield gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Dann lachte er über das ganze Gesicht, wünschte uns Glück auf der Reise und zog den Schlagbaum hoch.

Bei dem dänischen Schlagbaum wurden wir von dem Polizeibeamten Ib JrjJrgen Christiansen aus Fredericia und dem Grenzgendarmen Kresten Madsen aus Krusau empfangen. Wir bekamen zweimal ein nettes dänisches Lächeln mit auf den Weg, und dann wurde der Idstedt-Löwe nach Dänemark hineingefahren [43].

Auf den dunklen Straßen nach Apenrade sah die Silhouette des Lastwagens noch unheimlicher aus, wie sie sich im Schein der Straßenbeleuchtung abzeichnete, und ich stoppte den Konvoi noch einmal, weil ich befürchtete, daß der Löwe sich verschoben hatte und nun gegen die Seiten des Lastwagens lehnte, die nur aus Planken, ausgespannt zwischen Eisenstützen, bestanden.
Sergeant Watters kletterte mit einer Taschenlampe auf die Ladefläche und kam dann sofort wieder zurück, weiß wie ein Schneemann vom Sägemehl. "Er hat sich nicht einen Zoll gerührt", sagte er. "Das ist nur der Wind, der die Plane nach rechts weht, so daß es aussieht, als ob die Last mehr auf der Seite liegt, als sie es tatsächlich tut. Im übrigen kann ich es von meinem Fahrersitz aus sofort erken­nen, wenn sich die Last auch nur ein bißchen verschieben sollte. Laß' uns weiter­kommen! "

Nach einem kurzen Aufenthalt in Apenrade, wo jedenfalls sieben von acht Ameri­kanern ihre Bekanntschaft mit dem Begriff" Smörrebröd" machten, aber von je­dem Gedanken an Bier und Schnaps absahen, nachdem sie einen Kellner ein Glas Milch durch das Restaurant tragen gesehen hatten, ging es weiter durch Jütland.

operation lion 11Rechts, Abb. 11 Ringsted (links) und Leutnant Fuller an der britischen Grenzkontrollstelle Kupfer­mühle, 4. Oktober 1945

Um Mitternacht passierten wir die Kleine Belt-Brücke, um ein Uhr erreichten wir den  Fährhafen von Nyborg.
Um 6.45 Uhr sah es einen Augenblick lang so aus, als ob unsere ganze Reise, alle unsere Anstrengungen, vergebens sein sollten. Sogar Oberst Oldfield schnappte nach Luft, und es dauerte ganze drei Minuten, bis er einen schwachen Abglanz seines üblichen ansteckenden Lachens zeigte. Die Sache war die, daß die Fähre vom dritten Fährkai abfahren sollte. Das bedeutete, daß der Lastwagen mit dem Idstedt-Löwen entlang des Perrons 2 gefahren werden mußte, der ein flaches Dach - gestützt von Holzpfeilern - trägt, die so dicht aneinander stehen, daß gerade nochfünfZentimeter an jeder Seite des Lastwagens frei waren. Aber ganz oben, wo die Holzpfeiler das Dach tragen, sind außerdem Schrägstreben ange­bracht, die der gesamten Konstruktion eine Tunnelform geben, die keine schiefen Lasten wie die unsere zu passieren erlauben. Die Eisenbahner behaupteten, daß es sich nicht machen ließe, und Sergeant Watters mußte sich geradezu dazu her­ablassen, die Situation von seinem Turm aus zu beurteilen.

Er sagte kein Wort - was wir schweigend als ein Zeichen dafür notierten, daß der redliche Mann keinerlei Versprechungen machen wollte, bei denen er nicht si­cher war, daß er sie einhalten konnte. Er kniff seinen Mund zusammen und klet­terte auf seinen Platz zurück. Und er meisterte es. Jeden Augenblick erwarteten wir, daß er die ganze Überdachung des Perrons auf der Vorderpfote des Löwens mitnehmen würde, und als er aus dem Tunnel herauskam, sah es so aus, als ob es eine Hand war, die aus einem engen Handschuh gezogen wurde. Er wendete den Lastwagen auf der Breite zweier Eisenbahngleise und wiederholte das Kunst­stück auf dem Perron 3, bis er zu einer Eisenstange kam, die den Löwen nicht passieren ließ. Barney Oldfield kletterte mit der Behändigkeit eines Zirkus artisten aus dem Last­wagen und begann, die Eisenstange abzuschrauben. "Halt! Halt! ", rief der Sta­tionsvorsteher. "Das nützt nichts - denn Wagen, die unter dieser Stange nicht hindurchkommen, erhalten keine Genehmigung, an Bord der Fähre zu kommen!" Da standen wir. Ich glaube, selten neun Männer so hoffnungslos besiegt gesehen zu haben, wie wir es waren. Aber noch einmal fanden wir Rat. Es war notwendig zu enthüllen, was sich unter der Plane verbarg. Der Stationsvorsteher und der Kapitän der "Korsör", Damsgaard, schlossen die Augen, und dann schraubte Barney Oldfield auf der anderen Seite die Stange ab, und der ldstedt-Löwe rollte auf das Vordeck der "Korsör". Aber behaltet das für euch!

operation lion 12

Abb. 12 Beim Verlassen der Fähre in Korsjijr, 5. Oktober 1945

Genau fünfzig Stunden, nachdem wir mit der Arbeit begonnen hatten, wurde der ldstedt-Löwe sicher in das Zentrum der Hauptstadt gebracht, und der Oberst Oldfield konnte sich bei Christmas Mrj>ller melden und Bericht erstatten: "Hier sind wir mit dem Löwen!" ...
Die erste Station des ldstedt-Löwen in Kopenhagen war gleich hinter dem Denk­mal "Der kleine Hornbläser". Sergeant Ray Watters, der in den letzten 24 Stun­den eine Serie von Wundern hinter seinem Steuerrad vollbracht hatte, kletterte schweißnaß von seinem hohen Fahrersitz herab. "Well we're here!" sagte er. "This whole thing looks to me like something out of Hans Andersen. " Der Feld­webel hatte nicht ganz unrecht. Es war injedem Fall eine höchst abenteuerliche Fahrt, die glücklich zu Ende gebracht worden war.

operation lion 13Links, Abb. 13 Der Idstedt-Löwe nach der Ankunft in Kopenhagen, 5. Oktober 1945

7. Der Transport - Ringsteds Rückblick 1965
Es mag für die Leserinnen und Leser reizvoll sein, im unmittelbaren Anschluß an den Fahrtbericht von 1945 vergleichend zur Kenntnis zu nehmen, mit welchen enthüllenden oder ergänzenden Einzelheiten über den Transport und seine Be­gleitumstände Henrik V. Ringsted 20 Jahre später aufzuwarten wußte [44]:
Um sieben Uhr morgens konnte unsere kleine Kolonne sich Richtung Norden in Bewegung setzen. Vorne Oberst Oldfield und ich in einem beschlagnahmten VW. Dann folgte der riesige Lastwagen mit dem Löwen, hinter oder manchmal zwi­schen zwei Kamerawagen, angeführt von meinem schwermütigen Fotografen, und ganz hinten ein paar Jeeps mit der bewaffneten Eskorte.

Genau genommen brauchten wir die Eskorte nicht, weil die deutschen Westzonen im Oktober 1945 schon ganz befriedet waren. Es war, wie sich herausstellte, eher so, daß sich die Deutschen uns an den Hals warfen, wenn wir einen Augenblick Halt machten, und keiner dachte in diesem Himmelsstrich daran, den Amerika­nern oder Engländern etwas Böses zu tun. Aber die Rechtsverordnung schrieb dies in einem besetzten Land vor, so daß wir also eine bewaffnete Eskorte dabei hatten. Das erwies sich bei mehreren Gelegenheiten als nützlich, öfter als ich es mir in meinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können. Nicht weil die bewaff­nete Eskorte zu irgendeinem Zeitpunkt ihre Waffen brauchte. Aber ohne ihre Mus­kelkraft wäre es nie gelungen, den Idstedt-Löwen zurückzubringen.

Als wir das russische Panzerdenkmal an der Ausfahrt aus Berlin passierten, ließ Oberst Oldfield eine Bombe unter mir explodieren. Ohne seinen Kaugummi bei­seite zu schieben, sagte er: " Tja, hiermit übergebe ich das Kommando dir, Hank."

Ich muß ausgesehen haben wie ein großes Fragezeichen, weil er weiter sagte: "Du mußt dir darüber im klaren sein, daß du ab jetzt die volle Verantwortung für den Löwen hast. Offiziell hat unser Heer - via Kunstheer - sicher schon prote­stiert, den Transport verboten, oder was weiß ich. Auf jeden Fall lehnt das ame­rikanische Heer jede Verantwortung ab. Der Löwe gehört dir. Wir sind nur Men­schen, die die Transportmittel zur Verfügung stellen und einen Marschbefehl nach Dänemark haben. "

Das wirkte wie ein kalter Wasserstrahl. Hier saß ich nun, sozusagen mit dem Idstedt-Löwen auf dem Schoß. Wenn der Zeichner Chr. Hoff, der mich in einer S­Bahn mit dem Löwen neben mir zeichnete, noch leben würde, dann könnte ich ihn heute damit erfreuen, wie nah er das Ziel getroffen hatte. Er saß nur nicht neben mir.

Sollte während des Transports etwas geschehen - wohlgemerkt: dem amerikani­schen Geschenkfür Dänemark - so war ich der alleinige Verantwortliche. Und nun also auch Kommandant, oder wie das nun in der Fachsprache heißt, wennman 25 Mann - und sogar einen Oberst - unter sich hat. Ich glaube, ich habe noch nie so vor Angst geschwitzt wie während dieser Reise. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, als der Löwe demontiert worden war, und jetzt konnte ich auch keine Minute ruhen. Die ganze Zeit über mußte ich Watters / kostbaren Last­wagen durch die Hinterscheibe im Auge behalten.

Man muß sich vorstellen, wie Deutschland vor nur ein paar Jahren aussah: Die Autobahnen und die Hauptstraßen waren mit Bombenkratern übersät, die Brük­ken eingestürtzt, und die Reparaturarbeiten hatten noch nicht begonnen. Der Ok­tober entwickelte sich mehr und mehr zu einem regnerischen Monat mit starken Regengüssen, die das Land neben den festen Straßen in einen Morast verwandel­ten. Der große Lastwagen schwankte und schaukelte 30-40 Grad hin und her, ein Grad mehr, und der Löwe würde im Matsch liegen, vielleicht unglücklich beschä­digt, vielleicht eingezogen vom "Kunstheer" oder von einer Feuerkugel - von Eisenhower persönlich. Das schlimmste, was eintreten konnte, war, daß dem Löwen etwas zustieß, weil das dann meine Schuld und meine Verantwortung war, und alle amerikanischen Behörden konnten sich mit Ehrenbezeugung aus der Affäre ziehen.

operation lion 14Rechts, Abb. 14 H. V. Ringsted und der Idstedt-Löwe in der S-Bahn. Karikatur von Chr. Hoff, erschienen unter der Rubrik "Dagens lErb(ljdigst", in: Berlingske Tidende, 16.10.1945. Die letzte Strophe des dazugehörigen satirischen Gedichts lautet: "Und jeder, der hört ob die­ser Tat, / wird sagen gänzlich ohne Scheu, / der Idstedt-Löwe heißt seit dieser Fahrt / von nun an Ringsted-Leu." (Übersetzung: H. Vestergaard)

Oldfield und ich und die ganze bewaffnete Eskorte standen bis zu den Knien im Matsch, um anzuhalten, aufzurichten und wieder aus dem Matsch zurückzuschie­ben auf das nächste unbeschädigte Wegstück. Die geschah nicht einmal, sondern mindestensfünfzigmal- und ich mußte mir völlig erschöpft selbst sagen: "Hättest du dich doch bloß nicht hierauf eingelassen - früher oder später liegt dieses nationale Denkmal in irgendeinem bescheuerten deutschen Graben und läßt sich nie wieder rekonstruieren. Und in den zukünftigen Kunstlexika wird man lesen können: " Von Bissen geschaffen, zerstört von Henrik V. Ringsted. "

Aber dank Sergeant Watters' fabelhafter Fahrkunst und der unglaublichen Mus­kelkraft der bewaffneten Eskorte erreichten wir endlich die dänische Grenze. Hier entstand ein neues Problem. Die dänischen Zöllner dort hatten endgültig genug von den deutschen Vorgesetzten und waren nun, ungefähr ein halbes Jahr nach der Befreiung, besonders eifrig, ihre Autorität zu unterstreichen, auch gegenüber unseren so verehrten Alliierten. Man verstand sie eigentlich nur zu gut. Zöllner sind noch nie besonders beliebt gewesen und werden es wohl auch nie werden. Aber ihre Scheinarbeit unter deutscher Aufsicht hat natürlich dazu beigetragen, ihre Minderwertigkeitskomplexe weiter zu entwickeln.

Oldfield schickte mich zuerst ins Feuer. "Du bist der Kommandant. Du mußt freie Fahrt für einen amerikanischen Konvoi verlangen!" Ich versuchte es, aber es gelang nicht. "Es ist mir gleich", sagte ein braver Zöllner. "Ich will wissen, was in diesem Lastwagen ist. " Oldfield kam aus dem VW heraus undfing an zu schimp­fen. " Wir sindAmerikaner", sagte er" wir haben freie Fahrt nach Dänemark und brauchen nichts anzumelden. "

Ich sagte zu Barney: "Geh' ruhig in den Wagen zurück und überlasse mir das. Jetzt sind wir in Dänemark, und ich melde gern an, was wir in unserem Lastwa­gen verbergen. " Oldfieldfluchte ein paar Mal, aber kehrte zurück in den Wagen. Ich sagte zu den pflichteifrigen Zöllnern: "Es ist der Idstedt-Löwe. " Es gab einen unglaubigen Zöllner namens Thomas, der den Zipfel der Plane hochheben mußte. Wir duiften unter keinen Umständen einfach weiteifahren, sondern mußten mit hineinkommen und Schnaps trinken. Es war eine unvergleichbare Freude...Am dritten Tag ohne Schlaf rollten wir auf den Rathausplatz und hielten vor dem Haus der Redaktion von "Politiken ". Das ganze schien plötzlich merkwürdig unmotiviert.

Ich ging in die Redaktion und rief den Chefredakteur Niels Hasager an und sagte nur: "Ja, da bin ich nun mit dem Idstedt-Löwen. Wo sollen wir ihn abstellen?" Es war für mich eine ungeheure Erleichterung, von dieser Verantwortung entbun­den zu werden, deren grauenvolle Last drei Tage und Nächte lang auf meinen Schultern geruht hatte. Nun schritten die dänischen Behörden ein. Ich war frei. Ich ging heim und schlief und schlief und schlief.

8. "Nachspiel"
Am 20. Oktober 1945 fand im Hof des Kopenhagener Zeughausmuseums die feierliche Übergabe des Idstedt-Löwen statt. Als persönlicher Repräsentant von General Eisenhower trat dabei der neue Oberkommandierende der amerikani­schen Truppen in Berlin, General Ray W. Barker, auf. Mehr als 1000 geladene Gäste nahmen an der Veranstaltung teil, unter ihnen Vertreter der dänischen Min­derheit in Südschleswig. Zahlreiche Journalisten, allein 30 Amerikaner, verfolg­ten das Geschehen. Der dänische Außenminister M011er, der amerikanische Bot­schafter Davis, General Barker und der dänische Verteidigungsminister Kraft hielten Reden. Übereinstimmend brachten sie die "Befreiung" des Idstedt-Löwen mit der Befreiung Dänemarks und der Welt vom Nationalsozialismus in symbol­hafte Verbindung. Die Leistung der Alliierten, besonders der USA, wurde her­vorgehoben. Unter Hinweis auf die Widerstandsbewegung in Dänemark wurde die dänisch-amerikanische Verbundenheit im Kampf für die Freiheit beschwo­ren. Mit einem offiziellen Dokument vollzog General Barker die Übergabe des Idstedt-Löwen an den König. In seiner Dankesrede brachte Christian X. den Wunsch traditions- und nationalbewußter Dänen auf die diplomatische Formel: "Wenn die Umstände es zulassen", sollte das Denkmal "wieder in Flensburg auf­gestellt werden". Bis heute steht der Idstedt-Löwe auf einem provisorischen Sok­kel im Hof des Kopenhagener Zeughausmuseums.
Henrik V. Ringsted war zu den Übergabefeierlichkeiten nicht als Ehrengast, son­dern als Pressevertreter geladen. Überhaupt standen er, Barney Oldfield und der ebenfalls anwesende Calvin Hathaway als Hauptakteure der "operation lion" am 20. Oktober 1945 eher im Hintergrund. Politiker und Generäle dominierten das Geschehen.
Für Ringsted hatte die "Heimkehr" des Idstedt-Löwen ein "Nachspiel", über das er 1979 in seinen "Erinnerungen" erstmals berichtete [45]:
Das Nachspiel, von dem ich noch nicht erzählt habe, war fast genauso schön [wie die" Operation Lion" selbst]. Nun, wo alle Beteiligten (außer meiner Frau und mir) tot sind, macht es wohl kaum etwas. "Jetzt kann es gesagt werden ", wie Göbbels so freimütig sagte,. als er zugab, daß Deutschland sich in einer Krisensi­tuation befunden habe, die nun überwunden sei, (aber die Korrespondentenkolle­gen, die dies vor ihm gesagt oder geschrieben hatten, waren inzwischen ausge­wiesen oder verhaftet worden).

Offenbar paßte die Heimkehr des Idstedt-Löwen König Christian nicht ganz. Ob es nun aus dem Grunde war, daß es die nicht sonderlich monarchisch eingestellte "Politiken" und nicht die königstreue "Berlingske Tidende" war, die diese Akti­on durchführte, werde ich unbeantwortet lassen. Aber ein persönliches Geschenk

operation lion 15

Links, Abb. 15 Vor- und Rückseite einer Pressemappe, erstellt durch das "public relations office" der amerikanischen Besatzungstruppen in Berlin, Oktober 1945 (Reichsarchiv Kopenhagen, 7.T.83. Bilag)

von Eisenhower konnte er natürlich nicht abschlagen. General Parks kam nicht zur offiziellen Überreichung im Hof des Zeughauses, weil er im letzten Augen­blick zu dringenden Verhandlungen nach Washington gerufen wurde, so daß er einen Stellvertreter schicken mußte. [46]

Am Tage nach der Überreichungszeremonie lud König Christian Parks' Stellver­treter, Barney Oldfield und meine gesamte kleine Kompanie zum Mittagessen auf Schloß Sorgenfri ein, wo die gebührenden Orden und Medaillen überreicht wur­den. [47] Aber meine wenigen Tage als Befehlshaber im amerikanischen Heer wa­ren nun zu Ende. Ich wurde nicht mit eingeladen.
Darüber wurde der damalige Oberbefehlshaber des dänischen Heeres, General Görtz, so wütend, daß er den gesamten Generalstab zusammentrommelte und ein üppiges Mittagessen im damaligen Bellevue Strandhotel mit mir als Ehrengast gab. Es war besser und auf jeden Fall lustiger als das auf Schloß Sorgenfri. Da­nach fuhren alle Teilnehmer als eine Art stille Demonstration zum Schloß und holten meine" Untergebenen" von der königlichen Tafel.

Aber - es sollte noch schlimmer kommen. Am Abend wurden Oldfield und ich und die ganze Kompanie bei einem mächtigen Fest im Rathaus gefeiert, das sich zu einer ergreifenden dänisch-amerikanischen Verbrüderung entwickelte, besiegelt durch Rathaus-Pfannkuchen. Glücklicherweise herrschte noch amerikanische Heeresdisziplin, als ich zu Hause ankam und im Bett lag, bevor sich der nächste Flügelschlag der Geschichte in der Gustav-Adolf-Straße zu erkennen gab und mich vom Gipfel des Ruhmes in den tiefsten Hades blies: Es wurde geklingelt und energisch an meine Tür geklopft. Ich taumelte aus dem Bett, zog mir einen Bade­mantel über und öffnete die Tür. Draußen standen zwei solide Polizisten und teilten mir mit, daß ich verhaftet sei.

Man kann von einem jähen Erwachen sprechen. Während ich mich hastig anzog, nahmen die Polizisten eine Durchsuchung unserer Wohnung vor. Sie öffneten die Schubladen in meinem Schreibtisch, und der eine rief triumphierend: "Aha! Sie haben das Eiserne Kreuz von Hitler erhalten!" "Ja, ja, ich habe sogar eine Men­ge davon ", sagte ich hilfreich und öffnete die andere Schublade. Darin hatte ich ein Dutzend Eiserne Kreuze, Ritterkreuze, Ritterkreuze mit Eichenlaub und Rit­terkreuze mit Eichenlaub und Schwertern, die ich in die Tasche gesteckt hatte, als ich die Reichskanzlei in Churchills Begleitung besucht hatte. Sie lagen dort auf dem Boden herum, und ich sammelte eine Handvoll auf als Andenken für die Kinder und andere kindliche Seelen.

Die Menge meiner Auszeichnungen wirkte ein wenig unversöhnlich auf die Beamten. "Haben Sie Waffen?" fragte einer von ihnen. "Aber ja doch ", sagte ich und öffnete noch eine Schublade. Hier kam ein prächtiger englischer Militärrevolver zum Vorschein, den mir ein besoffener eng­lischer Soldat geschenkt hatte, den ich auf der Großen-Belt-Fähre traf, als wir den Idstedt-Löwen nach See land brachten. Er brauche sie nicht mehr, sagte er, deshalb solle ich sie haben, weil alles so schön in Dänemark sei. Ich nahm sie, mehr weil ich dachte, daß sie sicherer in der Revolvertasche meiner Montgome­ry-Uniform sei als in seiner. Aber daß keine Munition darin war, entdeckte ich erst später.

Na, die zwei Beamten packten das "Beweismaterial" in Taschen ein und nahmen mich in ihrem Auto mit, mit lauten Sirenen, zu der alten Freimaurerloge in der Klerkegade, die ich sonst nur von den ausgelassenen Künstlerkarnevalen der Akademie her kannte. Die Stimmung war nun bedeutend gedämpfter, und ich mußte mich auf einen langweiligen Eßzimmerstuhl in einem schlecht beleuchte­ten Zimmer setzen, in dem bereits ungefähr fünfzig weitere Personen deprimiert saßen - der Fang dieser Nacht von vermuteten Nazis und Kollaborateuren.
Meine Frau hatte meine Festnahme, die Hausdurchsuchung und meine Entfüh­rung mit Entsetzen veifolgt, aber sie wartete bis sieben Uhr morgens, als sie meinte, daß es verzeihlich sei, Hasager anzurufen und ihm von der düsteren und unerwarteten Situation zu erzählen.
Inzwischen hockte ich in meinem Gefängnis. Das bedeutete also "Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. " Ich erinnerte mich an die warnenden Worte meiner alten Tante, nicht übermütig zu werden. War ich, als diese Ehre, die mir im Laufe durch Rathaus-Pfannkuchen. Glücklicherweise herrschte noch amerikanische Heeresdisziplin, als ich zu Hause ankam und im Bett lag, bevor sich der nächste Flügelschlag der Geschichte in der Gustav-Adolf-Straße zu erkennen gab und mich vom Gipfel des Ruhmes in den tiefsten Hades blies: Es wurde geklingelt und energisch an meine Tür geklopft. Ich taumelte aus dem Bett, zog mir einen Bade­mantel über und öffnete die Tür. Draußen standen zwei solide Polizisten und teilten mir mit, daß ich verhaftet sei.

Na, die zwei Beamten packten das "Beweismaterial" in Taschen ein und nahmen mich in ihrem Auto mit, mit lauten Sirenen, zu der alten Freimaurerloge in der Klerkegade, die ich sonst nur von den ausgelassenen Künstlerkarnevalen der Akademie her kannte. Die Stimmung war nun bedeutend gedämpfter, und ich mußte mich auf einen langweiligen Eßzimmerstuhl in einem schlecht beleuchte­ten Zimmer setzen, in dem bereits ungefähr fünfzig weitere Personen deprimiert saßen - der Fang dieser Nacht von vermuteten Nazis und Kollaborateuren.
Meine Frau hatte meine Festnahme, die Hausdurchsuchung und meine Entfüh­rung mit Entsetzen veifolgt, aber sie wartete bis sieben Uhr morgens, als sie meinte, daß es verzeihlich sei, Hasager anzurufen und ihm von der düsteren und unerwarteten Situation zu erzählen.
Inzwischen hockte ich in meinem Gefängnis. Das bedeutete also "Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. " Ich erinnerte mich an die warnenden Worte meiner alten Tante, nicht übermütig zu werden. War ich, als diese Ehre, die mir im Laufe des Tages entgegengebracht worden war, zu dieser Todsünde verleitet worden, und durfte ich nun die Strafe dafür verbüßen?
Aber Hasager wurde ungeheuer wütend nach dem Anruf meiner Frau. Er alar­mierte sofort Polizeipräsident Seidenfaden, so daß ich um etwa neun Uhr aufge­rufen wurde, meine Sachen (mit Ausnahme des Revolvers und der schönen deut­schen Orden) zurückerhielt und  freigelassen wurde. An der Gefängnispforte wurde ich - wie in einem alten dänischen Film mit Olaf Fönss in der Hauptrolle - von meiner Frau und Hasager empfangen und zu Kaffee, Wienerbrot und einigen sehr nötigen Magenbittern in die König-Frederik-Bar entführt.

Am nächsten Tag entschuldigte sich der Polizeipräsident vorbehaltos in der Mor­genpost [48] und der Außenminister, Christmas MrjJ!ler, schrieb mir einen netten Brief, der, ohne etwas von den dramatischen Ereignissen der vergangenen Nacht zu wissen, sich herzlich für meinen Einsatz bei der Heimführung des Idstedt­Löwen bedankte.[49] Später teilte mir Seidenfaden mit, daß der Grund für meine Festnahme der war, daß ich auf einer der vielen Proskriptionslisten der Verdäch­tigen stehe - in diesem Falle komunistischen Ursprungs -, die die Polizei nach der Befreiung erhalten hatte. Ich war als" Kriegskorrespondent für Deutschland" aufgeführt. Die lieben Kommunisten haben wie immer nichts kapiert.

Zwischen Hasager, Seidenfaden und mir wurde ein Vertrag abgeschlossen, daß ich nichts über diese völlig verrückte Episode schreiben würde, aber jetzt, 30 Jahre später, macht es wohl kaum etwas, diese alte Geschichte zu erzählen, um die verwirrenden Zustände zu beschreiben, die unmittelbar nach der Befreiung in Dänemark herrschten.

In der folgenden Zeit bekam ich eine Unzahl von Briefen mit Glückwünschen und Danksagungen, die mich davon überzeugten, daß die Arbeit mit dem Idstedt-Lö­wen nicht nur meinen Vater und meinen Großvater im Himmel erfreut hatte, son­dern auch wirklich viele Menschen in der dänischen Bevölkerung.

9. Ausblick
Im April 1946 wurde Henrik V. Ringsted mit dem neu gestifteten Cavling-Preis des dänischen Journalistenverbandes ausgezeichnet. Dieser heute angesehenste Preis für Journalisten in Dänemark sollte einem "jüngeren Journalisten" zufallen, "der im vergangenen Jahr in besonderem Maße Initiative und Talent bewiesen hat." 50) Ringsteds Kollege B0rge Outze stellte im Mitteilungsblatt des Journali­stenverbandes Überlegungen darüber an, welche Rolle die aufsehenerregenden Aktivitäten um den Idstedt-Löwen bei der Preisverleihung an Ringsted gehabt haben mögen. Er kommt dabei zu dem Schluß: "Naja, und dann ist da noch der Idstedt-Löwe, populär: Ringstedt-Löwe, den er ,fand'. Aber hat nicht seine Zei­tung die größte Verantwortung für den Teil der Geschichte zu tragen, die Hallo und Reklame war?.
Respektlos gesagt, wäre es in Cavlings Sinn gewesen, Ringsted den Preis für die Story zu geben. Wir anderen ziehen es vor zu glauben, daß er den Preis dafür bekommen hat, daß er den Nationalsozialismus mit Ironie und unter besonders gefährlichen Umständen bekämpft hat." [51]

Fest steht, daß Ringsted durch seine Berliner Korrespondententätigkeit zu einem der angesehensten dänischen Journalisten avanciert ist. Von 1946 bis 1961 vertrat er seine Zeitung in London, [52]) 1961 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er bis 1971 als Bonner Korrespondent von "Politiken" gearbeitet hat.

Am 4. November 1983 starb Henrik V. Ringsted in Kopenhagen. Seine Zeitungs­berichte seit 1939 und seine Bücher weisen ihn als einen bedeutenden Chronisten der Zeitgeschichte aus. Die erfolgreichen Bemühungen um die "Heimkehr" des Idstedt-Löwen stellen, selbst für das Jahr 1945, nur den kleinsten Teil seiner Ar­beit dar. Gleichwohl sind sie es, die ihn in Dänemark weit über die Leserschaft von "Politiken" hinaus populär gemacht haben.

operation lion 16Rechts, Abb. 17 Henrik V. Ringsted vor dem Idstedt-Löwen im Hof des Kopenhagener Zeughausmuseums, ca. 1982 (Po1foto, Kopenhagen)

Anmerkungen
[1]. Inge RogatMl'Jller, Tyske gymnasieelever laverudstillingen omIstedll'Jven, in: Flensborg     Avis, 11.5.1995.
[2]. Aus der Fülle der Literatur seien hier drei neuere, wesentliche Titel genannt: Hans Konrad, Geschichte und Bedeutung des Flensburger Löwen, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 1/1990, S. 238-251. - Grenzfriedenshefte 1/1992 (Themenheft über den Idstedt-Löwen).- Der Idstedt-Löwe. Ein nationales Denkmal und sein Schicksal, red. v. Björn Poulsen u. U. Schulte- Wülwer, Herning 1993 (auch in dänischer Sprache).
[3] Henrik V. Ringsted, Isted-Ll'Jvens eventyrlige hjemrejse med en amerikansk militerbil, in: Politiken, 14.10.1945. (im folgenden: Ringsted 1945).
[4] Henrik V. Ringsted, Fra vor udsendte korrespondent, Kl'Jbenhavn 1965. Über die    "Operation Lion", S. 83-95. (Im folgenden: Ringsted 1965).
[5] Henrik V. Ringsted, Erindringer, Bd. 2, Kl'Jbenhavn 1979, S. 95-101 (Im folgenden:
Ringsted 1979).
[6] Ringsted 1965, S. 83.
[7] Die (vom Herausgeber durchgesehenen)  Übersetzungen stammen vom Leistungskurs      Dänisch, 13. J g. 1993/94, der August Viktoria-Schule Flensburg unter der Leitung von Dieter Brandt sowie von Nina Doege, Apenrade.
[8] Det Kongelige Bibliotek, Kl'Jbenhavn. Ny Kg!. Sam!. 5153.
[9] Die Fotos befinden sich heute im Rigsarkivet Kl'Jbenhavn
(Udenvigsministeriet, 7.T. 83    bilag), Det Kongelige Bibliotek, Kl'Jbenhavn, fotoafdeling,
Museet pa Sl'Jnderborg Slot,fotoafdeling.
[10] Henrik V. Ringsted, LilIe dreng med trilleband. Af en ung mands erindringer, Kl'Jbenhavn    1958.
[11] So Erik Seidenfaden in seiner Biographie über H. V. Ringsted in: Dansk Biografisk    Leksikon, 3. Aufl., Bd. 12, Kl'Jbenhavn 1982, S. 242-243,
[12] Henrik V. Ringsted, Omkring Tysklands fald, Kl'Jbenhavn 1945. - Ders. Hvad Hitler saaede, Kl'Jbenhavn 1946. - Ders. m. Helge Knudsen, Maskerne falder i Nürnberg, Kl'Jbenhavn 1946.
[13] Ringsted 1979, S. 95 f.
[14] Die folgenden Ausführungen greifen  zum Teil auf Texte der Ausstellung über "Den         
Idstedt-Löwen 1945" zurück.
[15] Theodor Thomsen, Istedll'Jven bl'Jr hjem, in: Morgenbladet, 24.05.1945.
[16] Frederik Rudbeck, Nu bl'Jr Isted-Ll'Jven komme hjem, in: Flensborg Avis, 9.6.1945.
[17] Diverse Schreiben in den Akten des Außenministeriums (7.T.83. Siehe auch: 7.T.9).
[18] Ringsted 1979, S. 95. - Vielleicht ist Ringsted 1945 auch durch einen für den Idstedt­Löwen engagierten Privatmann frühzeitig auf die Möglichkeiten für eine "Heimkehr" des Denkmals aufmerksam gemacht worden (Memorandum Dr. E. Helbigs an das dänische Außenministerium v. November 1945; 7. T. 9).
[19]Siehe dazu u. a.: Stine WielI, Der Löwe, der Stein und das Boot. Kulturdenkmäler im   nationalpolitischem Spiel, in: Der Idstedt-Löwe (wie Anm. 2), S. 118-138.
[20] Ringsted 1965, S. 82-89.
[21]. Ein von Ringsted unterzeichneter Beitrag im "Politiken" vom 25.8.1945 stand allerdings        unter den Schlagzeilen: "Wie der Korrespondent von Politiken den Idstedt-Löwen fand.    Während einer amerikanischen Parade in einer früheren SS-Kaserne entdeckte Henrik V. Ringsted plötzlich den historischen Löwen."
[22] Es handelt sich um die britisch-amerikanische Organisation zum Schutz von "Monnments, Fine Arts and Archives." Siehe dazu: Cay Friemuth, Die geraubte Kunst. Der dramati­sche Wettlauf um die Rettung der Kulturschätze nach dem Zweiten Weltkrieg, Braun­schweig 1989. - Die vollmilitärische Kunstschatzorganisation stand unter der Leitung des britischen Architekturhistorikers Colonel Geoffrey Webb. Sein Stellvertreter und zugleich Leiter der amerikanischen Sektion war der Historiker Captain Calvin S. Hathaway. Der Princeton- und Harvard-Absolvent wurde 1933 "assistent curator", nach seinem Kriegseinsatz 1946 Kurator und 1951 Direktor des Cooper-Hewitt­Museums in New Y ork. Dazu: Russell Lynes, More than meets the eye. The History and Collections ofCooper-Hewitt-Museum, New York o. J., S. 36 f.
[23]. Egg-heads = Intellektuelle.
[24]. General George S. Patton bildete mit der 3. Armee die Spitze der amerikanischen Verbände beim Rheinübergang.
[25] Aus Ringsteds unveröffentlichtem "Kriegstagebuch" (Det Kongelige Bibliotek, Ny Kg!. Sam!. 5153) geht allerdings hervor, daß Ringsted nicht gleichsam zufällig mit Hathaway ins Gespräch geriet, sondern daß er nach mehrmaligen erfolglosen Versu­chen am 26.7.1945 zu ihm vordrang und dabei den Captain für eine Überführung des Idsted-Löwen gewinnen konnte.
[26]. Gemeint ist die Zinkkopie des "Flensburger Löwen", die der Berliner Kaufmann W. Conrad für die Villenkolonie "Alsen" in Wannsee 1874 anfertigen ließ. 1938 wurde die Kopie des Löwen an den Großen Wannsee nach Heckeshorn umgesetzt, wo sie noch heute steht.
[27]. General Floyd L. Parks war Oberstkommandierender der amerikanischen Besatzungs­    truppen in Berlin.
[28]. Zuvor hatte Parks telefonisch die Zustimmung von General Eisenhower im amerikani­schen Hauptquartier in Frankfurt eingeholt. Eisenhower und Parks verlangten jedoch eine offizielle dänische Erklärung, daß der Idstedt-Löwe in Dänemark willkommen sei. Oldfield und Ringsted flogen daher nach Kopenhagen. Mit Schreiben des Außenmini­sters Christmas Ml'Jller an General Parks vom 28.9.1945 betonte die dänische Regierung ihre freudige Zustimmung zu der geplanten Aktion (Abschrift in den Akten des Außenministeriums, 7. T.83, bilag). Zu diesen Vorgängen Barney Oldfield, Da Isted­Il'Jven kom tilbage, in: Politiken, 25.7.1962.
[29] Es entstand ein Film, der sich heute im Zeughausmuseum Kopenhagen befindet. Im Oktober 1945 wurde der Film bei lebhaftem Publikumsinteresse auch in Kopenhagener Kinos vorgeführt.
[30]. So ganz überrascht kann Ringsted nicht gewesen sein, denn bereits in seinem ersten    Gespräch mit Hathaway am 26.7.1945 (s. Anm. 25) hatte dieser ihn auf die rechtliche Problematik der ins Auge gefaßten Aktion hingewiesen. Auch hatte sich die britische Sektion der Organisation zum Schutz von "Monuments, Fire Arts and Archives" Ringsted gegenüber mit Schreiben vom 15.9.1945 offiziell von der Aktion distanziert (Nachlaß Ringsted, wie Anm. 25).
[31]. Es handelt sich um den Colonel Geoffrey Webb, der seinen Sitz in Frankfurt hatte (s.o.     Anm. 22).
[32]. Barney Oldfield, Never a shot in anger, New York 1956. Über den Idstedt-Löwen,
S. IX f.
[33]. Offenbar mit seinem Chef, General Parks.
[34]. Ringsted 1945 (wie Anm. 3).
[35] Joseph Dietrich, genannt Sepp, einer der ältesten Anhänger AdolfHitlers und Komman­
deur der SS-Leibstandarte Adolf Hitler, die bis .1945 in der ehemals kaiserlichen Kadettenanstalt untergebracht war.
[36]. Ein Teil des Schwanzes mußte abgenommen werden, damit der Löwe, auf dem Rücken
liegend, transportiert werden konnte.
[37]. Ringstedt 1945 (wie Anm. 3). Siehe auch Kapitel 7.
[38]. Nahe dem Kontrollpunkt Dreilinden.
[39]. Ringsted erwähnt hier nicht die 25 Mann starke bewaffnete Eskorte (siehe dazu Kapitel 7).   [40]. Rinsted erwähnt weder 1945 noch später eine Szene vor Helmstedt, über die Barney Oldfield 1962 in "Politiken" (s. Anm. 28) berichtet hat: "Ich erzählte den Leuten, daß ich wünschte, daß der Konvoi dicht zusammen auf den 220 km durch die russische Zone von Berlin nach Helmstedt fahren sollte... "Es gibt eine Sache, an die Sie denken müssen, Watters", sagte ich zum Feldwebel. "wenn wir bei einer russischen Kontroll­steIle gestoppt werden und Sie gefragt werden, welche Last Sie mitführen, sollen Sie sagen, daß es altes Metall und anderer Abfall sei." Als wir auf dem Weg über einer Brücke waren, traten plötzlich zwei sowjetische Soldaten hervor und gaben dem Tieflader Zeichen anzuhalten. Der eine Russe trug sein Gewehr über dem Rücken und hatte die Hände in der Tasche. Der andere trug seins in der einen Hand, bereit zum Gebrauch. Der Soldat, der sein Gewehr auf dem Rücken hatte, bat darum, Watters' Papiere zu sehen und studierte sie einen Augenblick. Der zweite Soldat schob mit seinem Gewehrlauf die Plane hoch. Ich war aus dem Auto ausgestiegen, um die diplomatische Ration an Ablenkungszigaretten anzubieten und gab einem der Fotografen Zeichen mitzukommen. Die meisten Soldaten mögen es, fotografiert zu werden, also stellten wir sie entlang des 10- Tonnen Lastwagens auf, zündeten Zigaretten für sie an und leiteten die gewöhnliche Konversation ein. Diese zwei mochten es gerne, fotografiert zu werden - glücklicherweise - und vergaßen, sich für den Tieflader zu interessieren. Wir bekamen sie nachher drüben am Geländer der Brücke plaziert, Watters steckte den Schlüssel ins Zündschloß, und der Idstedt-Löwe rollte weiter durch die sowjetrussische Sperre."

Oldfield stellt diese Szene in den Zusammenhang des Ost - West-Konflikts, wobei er den nicht ganz legalen Charakter des Transports aus dem unter Viermächteverantwortung stehenden Berlin nur andeutet: "In den 53 Tagen nach Kriegsende, in denen die Russen uns den Zutritt nach Berlin verweigerten, war es den alliierten Regierungen bekannt, daß intensive russische Bestrebungen in Gang waren, sich diplomatische Handelswaren zu beschaffen, die durch ihre Übergabe als freundschaftliche Geste nützlich werden könnten, während man danach strebte, andere Zugeständnisse zu bekommen. Es war natürlich anzunehmen, daß deGIdsted-Löwe, den wir ausschließlich als Folge einer Bitte zurücklieferten, von der Sowjetunion dazu benutzt werden konnte, den Weg für Gegenzugeständnisse zu bereiten - wenn sie ihn hätten."
In wie weit Oldfield vor dem Hintergrund des Kalten Krieges 1962 die tatsächliche Gefahr für den Transport übertreibt, ist schwer zu entscheiden. Sicher ist jedoch, daß der Umgang mit Kulturdenkmälern 1945 und später zu ausgedehnten Streitigkeiten unter den Siegermächten geführt hat (s. dazu auch das Anm. 22 genannte Buch von C. Friemuth, passim).

[41]. Der Transport stoppte zu einem Fototermin in Lüneburg vor dem Gebäude, in dem gerade der britische Prozeß gegen die Täter vom KZ Bergen- Belsen stattfand. Obwohl Ringsted sich, während er die Überführung des Idstedt-Löwen vorbereitete, zeitweise in Lüneburg aufhielt, um als »Kriegskorrespondent" über den Prozeß zu berichten, erwähnt er den Halt in Lüneburg nicht. Vielleicht war es ein speziell amerikanischer Wunsch, mit einem Foto des Löwen vor dem Gerichtsgebäude die schuldhaften Verstrickungen der Deutschen vom übersteigerten Nationalismus des 19 Jahrhunderts bis zu den nationalsozialistischen Untaten symbolhaft zu dokumentieren und gleichzei­tig die Entschlossenheit der Alliierten zu zeigen, dem Recht zum Durchbruch zu verhelfen.
[42]. Nach Flensburg zur britischen Kommandantur.
[43]. V gl. dazu die unter Kapitel 7 abgedruckte spätere Schilderung von Ringsted.
[44]. Ringsted 1965, S. 90-93.
[45] Ringsted 1979, S.98-101.
[46]. General Barker, der Nachfolger von General Parks als Oberstkommandierender der     amerikanischen Truppen in Berlin.
[47]. Die Generäle Eisenhower, Parks und Barker wurden vom dänischen König mit hohen
Orden ausgezeichnet.
[48]. Abgedruckt in: Ringsted 1979, S. 96.
[49] Kopie des, eher förmlichen, Schreibens in den Akten des Außenministerium (7.T.83).        Abgedruckt in: Ringstedt 1979, n. S. 96.
[50].Schreiben des Journalistenverbandes an Ringsted, 13.4.1946 (Nachlaß Ringsted, wie        Anm. 25).
[51].B0rge Outze, Henrik V. Ringsted fik Cavlingprisen, in: Journalisten, Nr. 5,10.5.1946,            S,5f.
[52] Auch diese Zeit hat Ringsted in Büchern ausgewertet: Henrik V. Ringsted, En have i     London, I!. Aufl., K0benhavn 1966.-Ders., London i lup, 2. Aufl., K0benhavn 1974. Aus GRENZFRIEDENSHEFTE HEFT 2 . JUNI 1995 V 3340 F

Nachtrag:
Erst seit 2011 befindet sich der Idstedt-Löwe wieder in Flensburg und erinnert an die deutsch-dänischen Auseinandersetzungen, die schließlich in den Krieg von 1864 mündeten. Heute steht der Idstedt-Löwe als Zeichen von Freundschaft und Vertrauen zwischen den Deutschen und den Dänen.

Übernommen und eingescannt von J.Kluge, 2017