Friedrich Haase (1825-1911)
Grabstätte: Jerusalems- und Neue Kirche, Friedhof III, Abt. 3/2, GA)
Als Friedrich Haase 1911 starb, fand sich in seinem Nachlass ein Brillantring mit dem Bildnis Ifflands. Diesen Ring, so war in Haases Testament zu lesen, hätte ihm sein Freund Theodor Döring vermacht, mit der Auflage, ihn nach seinem Tode an den „besten Schauspieler deutscher Zunge“ weiterzugeben. Und so begann das Spiel um den legendären „Ifflandring“, der als „Haasering“ wohl kaum zu einer so begehrten Auszeichnung geworden wäre.
Friedrich Haases Vater hatte als Kammerdiener unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. gedient, der ihm seine Treue dankte, indem er die Patenschaft für seinen Sohn übernahm und sich öfters für ihn verwendete. Auf sein Geheiß hin nahm sich der Dichter Ludwig Tieck des begabten Jungen an und gab ihm Schauspielunterricht. Haase debütierte 1845 auf der berühmten Berliner Liebhaberbühne Urania in der Kommandantenstraße. Es folgten Engagements in Weimar, Potsdam und am Königlichen Schauspielhaus zu Berlin. Doch hier, wo sein späterer Freund Theodor Döring die Szene beherrschte, konnte er sich nicht behaupten. Darum verließ er Berlin, spielte in Prag, Karlsruhe, München und Frankfurt Schurken und Intriganten. In St. Petersburg, wo es ein Kaiserlich Deutsches Hoftheater gab, lernte er die Schauspielerin Elise Schönhoff kennen, die nach der Heirat auf eine eigene Karriere verzichtete.
Es war die große Zeit der wandernden Virtuosen, die mit ihren Glanzrollen von Ort zu Ort zogen und für volle Häuser sorgten. Auch Haase war als „Gastspielvirtuose“ ein Kassenmagnet und deshalb bei Kritikern und Kollegen unbeliebt, galt als einer, der nur dem Gelde nachjagen und sich auf Kosten seiner Mitspieler in Szene setzen würde. Man nannte ihn den „fetten Haasen“ - nicht wegen seines Leibesumfangs, sondern weil er seinen Namen auf den Theaterplakaten immer fett gedruckt sehen wollte.
Erstaunlich ist, dass ein so konservativer Mann, der immer die Nähe der geadelten und gekrönten Häupter gesucht hatte, seinen „Ifflandring“ einem Schauspieler der modernen Richtung vermachte – Albert Bassermann, der am Deutschen Theater unter Otto Brahm und Max Reinhardt viel für die Durchsetzung zeitgenössischer Dramatiker (Ibsen, Hauptmann, Sternheim) geleistet hatte. Nach Bassermann waren die Wiener Burgschauspieler Werner Krauss und Josef Meinrad Träger des Iffland-Ringes. Heute trägt ihn Bruno Ganz, der an der Westberliner Schaubühne berühmt geworden ist. Haases Ring wäre damit wieder zu seinem Berliner Ursprung zurückgekehrt.
Das Grab Haases © Erika Babatz 2014Text: Gerold Ducke; Fotos: Erika Babatz
Auszug aus ihrem Vortrag „Friedhof der Schauspieler“, gehalten Im Rahmen der Vortragsreihe des Vereins für die Geschichte Berlins am 3. September 2014