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Allgemeine Fragen zur Geschichte Berlins

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Re: Tanzveranstalter, Gastwirt, Puppentheater "Wisotzky" in der Stallschreibergasse 09 Mär 2009 01:38 #1236559116

  • Siegfried Rixdorf
  • Siegfried Rixdorfs Avatar Autor
Vielen Dank Herr Mende,
vor allem für die schnelle und ausführliche Antwort!
Hoffe irgend jemand findet oder hat in Zukunft mal Bilder von der Gastwirtschaft und gibt mir weitere Informationen zu dem Thema!

Re: Tanzveranstalter, Gastwirt, Puppentheater "Wisotzky" in der Stallschreibergasse 07 Mär 2009 12:24 #1236425092

  • Martin Mende
  • Martin Mendes Avatar Autor
In dem genannten Buch "Berliner Leben 1806 - 1847" wird von den Herausgebern lediglich in einer Fußnote Wisotzky als eine Restauration in der Scharrenstraße bezeichnet. In dem abgedruckten Text wird von einem Wisotzkyschen Saal gesprochen, der Text soll von Korth stammen ("Gemälde von Berlin"). Damit ist das Buch "Neuestes topographische-statistisches Gemälde von Berlin und dessen Umgebungen" von Dr. Korth, erschienen in der Schlesingerschen Buch- und Musikalienhandlung Berlin 1821, gemeint. Auf Seite 540 schreibt Dr. Korth:

"Die Wintervergnügungen der untern Volksklassen beschränken sich einzig und allein auf die öffentlichen Tabagien mit Tanzsälen. Unter den sehr zahlreichen Belustigungsörtern dieser Art, gehören zu den besuchtesten: die Säle von Henkel, Krausenstraße Nr. 10; Wisotzky, Stallschreibergasse Nr. 43; Kühne, Sebastians- oder Louisen-Kirchgasse Nr. 20; Dalchow, letzte Straße Nr. 58; Dietrich, neue Friedrichstraße Nr. 24; Sternsdorf (Silbersaal), Alexanderstraße Nr. 12; Witwe Schulz, Hospitalstraße Nr. 11; Witwe Stabenow, neue Kommandantenstraße Nr. 25; Sommer, heilige Geiststraße Nr. 11; Gentz, Zimmerstraße Nr. 78; Christiani, Zimmerstraße Nr. 39; Dietrich, Stralauer Straße Nr. 46; Fränkel, Frankfurter Linden Nr. 28; Kams, Lindenstraße Nr. 121, Pauly, Splittgerbergasse Nr. 2; Hering, der 2te (Apollosaal) vor dem Oranienburger Thore; Hering der 1ste, vor dem Rosenthaler Thore; Kühn, vor dem Halleschen Thore Nr. 4.
An diesen Orten findet man nicht nur warme und kalte Speisen, Weiß-, Braun- und andere Arten Biere, Weine, Branntweine und Liqueure bei den Vergnügungen des Tanzes und der Musik, sondern es werden auch noch an verschiedenen Abenden in der Woche besondere Bälle, Pickenicks (besonders Erbs- und Wurstpickenicks), Konzerte oder musikalische Unterhaltungen, türkische Ballets und andere Tanzbelustigung, als Pfeifen-, Brezel-, Napfkuchen- Tänze, Marionettenspiele usw. arrangiert.
Bei Wisotzky läßt sich zu verschiedenen Malen in der Woche der beliebte Volkssänger Jakoby hören, und wird wegen seiner seiner treffenden , oft sehr handgreiflichen Anspielungen aus so manchen Lebensverhältnissen herzlich belacht und beklatscht. Was ein Unzelmann dem gebildeten Berliner Publikum auf der Bühne ist, das ist Jakoby der untern Volksklasse im Wisotzkyschen Saale..."

Ein Tischler C. F. Schmidt wohnte auch auf dem Wisotzkyschen Grundstück Stallschreibergasse 43, vielleicht besteht da eine Beziehung zur Gastwirtschaft Schmidt in der Scharrenstraße.

Re: Tanzveranstalter, Gastwirt, Puppentheater "Wisotzky" in der Stallschreibergasse 06 Mär 2009 18:01 #1236358874

  • Siegfried Rixdorf
  • Siegfried Rixdorfs Avatar Autor
Danke Herr Mende,

die Information über die Scharrenstr. stammt aus dem Buch "Berliner Leben - 1806-1847" von Köhler u. Richter, Seite 221. Gefunden unter "Google Books" einmal mit Suchbegriff "Wisotzky Scharrenstraße" und einmal nur "Scharrenstraße". Nur so zeigt er beide Ausschnitte der Seite an!
Kann es sein, das damals schon so etwas wie "Filialen" einer "Kette" bestanden und der vielleicht bekanntere Name verwendet wurde, weil z.B. jemand finanziell bei Frau Schmidt "einstieg"?!

Re: Tanzveranstalter, Gastwirt, Puppentheater "Wisotzky" in der Stallschreibergasse 06 Mär 2009 13:25 #1236342301

  • Martin Mende
  • Martin Mendes Avatar Autor
Das Adressbuch von 1820 nennt F. Wisotzky als Gastwirt und Tanzbodenhalter in der Stallschreibergasse 43. Dort wohnte auch E. Wisotzky als Waageschreiber. Wisotzky jun. hatte sich als Gastwirt in der Mittelstraße 52 niedergelassen.
In der Scharrenstraße 15 war 1824 lediglich eine Tabagistin Schmidt gemeldet. Für Tanzveranstaltungen der erwähnten Art dürfte doch eher das Grundstück Stallschreibergasse 43 - 45 geeignet gewesen sein. Wisotzky war als "Gastwirth." im Stammbuch aller Hauseigentümer für 1824/1825 unter dieser Adresse aufgeführt. Auch die Adressbücher 1824 und 1825 nennen F. W. Wisotzky als Tanztabagiehalter in der Stallschreibergasse 43, ab 1826 taucht dann (vermutlich die Witwe) D. W. geb. Marwitz als Tabagistin und Eigentümerin des Anwesens Stallschreibergasse 43 auf.

Re: Tanzveranstalter, Gastwirt, Puppentheater "Wisotzky" in der Stallschreibergasse 06 Mär 2009 01:02 #1236297764

  • Siegfried Rixdorf
  • Siegfried Rixdorfs Avatar Autor
Ja, hallo nochmal,

leider konnte mir bisher noch keiner ein wenig weiterhelfen; da ich aber selbst natürlich auch weiter nach Informationen suche, gebe ich hier ab und zu meine neu gewonnenen Erkenntnisse bekannt.
Habe nun herausbekommen, das das Lokal wohl in der SCHARRENSTRASSE (Mitte) war und nicht wie vermutet in der Stallschreibergasse/-str. (wohl nur das Wohnhaus war dort!).
Für weiterführende Infos, auch zum P.S. (Schreibweise Y, dann I und wieder zurück zum Y am Ende des Namens) wäre ich weiterhin dankbar

Sieke aus Rixdorf

Tanzveranstalter, Gastwirt, Puppentheater "Wisotzky" in der Stallschreibergasse 12 Feb 2009 17:36 #1234456568

  • Siegfried Rixdorf
  • Siegfried Rixdorfs Avatar Autor
Hallo liebe "Berlin-Forscher",

Habe in alten Schriften und Büchern (Richter, Heine, Meyerbeer usw.) immer wieder Hinweise auf o.g. Bier-/Weinlokal ca. zw. 1810 und 1850 in der heutigen Stallschreiberstr. gefunden. Es ist von verschiedenen Aspekten die Rede gutes Bier, Entenbraten, Gassenhauer, witziger Wirt, Puppentheater, Tanzveranstaltungen usw.! Gibt es irgendwo eine längere Abhandlung zu dieser, anscheinend zu ihrer Zeit, Berliner "instutition" oder gar Zeichnungen oder ähnliches. Fotos sind wohl nicht zu erwarten da Ende des Betriebs und Erfindung sich, wenn überhaupt, nur um kurze Zeit überschnitten haben können?!

Danke S.R. P.S.: Name schrieb sich bis ca. 1835 mit "Y" am Ende, dann bis ca. 1850 mit "I". Anschließend kehrte die Familie komplett wieder auf "Y" zurück, bis auf den heutigen Tag! Hat jemand eine Erklärung dafür? Hat das etwas mit dem "Vormärz" oder irgend einer Reform zu tun, die dann wieder zurückgenommen wurde. Auch hierfür DANKE im voraus!!!