Auf der ordentlichen Hauptversammlung vom 10. Januar 1942 wurde eine längst überfällige Entscheidung getroffen. Die erschienenen 40 Mitglieder stimmten mehrheitlich für eine Satzungsänderung, wonach in Zukunft auch Frauen Mitglieder werden konnten. Dafür votierten 27, dagegen sieben Herren bei sechs Enthaltungen. Bereits am 15. Januar wurde der Beitritt von Dr. Jutta Fürstenau registriert. Sie hatte zusammen mit Charlotte Jolles unter der Leitung von Hermann Fricke den dem Brandenburgischen Schrifttumsarchiv der Provinzialverwaltung eingegliederten Fontane-Nachlass wissenschaftlich erfasst und somit die Grundlage für das Theodor-Fontane-Archiv gelegt. Von ihr war ein Jahr zuvor in der Reihe Germanische Studien das Heft 232 „Fontane und die märkische Heimat" erschienen. Am 20. Januar 1942 traten Dr. Anneliese Bretschneider und Frieda Daun dem Verein bei. Erstere arbeitete als Sprachwissenschaftlerin am Deutschen Sprachatlas, ab 1932 am Atlas der deutschen Volkskunde.1939 begründete sie das Brandenburg-Berlinische Wörterbuch. Nach dem Kriege lehrte sie an der Pädagogischen Hochschule in Potsdam und verstarb 1984.
Es waren einige weitere prominente Zugänge zu verzeichnen: Guidotto Fürst von Donnersmarck aus Rottach-Egern. Er war der Sohn von Guido Henckel von Donnersmarck, bis zu seinem Tode 1916 einer der wohlhabendsten Industriellen Deutschlands und Gründer der Fürst-Donnersmarck-Stiftung. Lothar Blanvalet, seit 1934 Verleger. Nach dem Kriege wurde sein Verlagshaus 1946 wieder zugelassen. Das erfolgreiche Unternehmen wurde 1974 von Bertelsmann übernommen. Paul Rose, Theaterdirektor und Schauspieler, stammte aus der bekannten Schauspielerfamilie und setzte mit seinen Brüdern die von seinem Vater Bernhard Rose begründete Theatertradition des Rose-Theaters fort. Das Rose-Theater im Bezirk Friedrichshain wurde wenige Tage vor Kriegsende 1945 zerstört. Rose arbeitete nach dem Krieg als Schauspieler und Regisseur und starb 1973. Dr. Johannes Popitz, Staats- und Finanzminister Er war mit Dr. Rolf Grabower (Mitglied seit 1920) beruflich verbunden. Letzterer war einer der bedeutendsten Steuerrechtler der Weimarer Republik („Vater der Umsatzsteuer") und musste das Finanzministerium 1933 als „Dreivierteljude" verlassen. Als ehemaliger Frontkämpfer konnte er noch bis 1935 beim Reichsfinanzhof in München arbeiten, bis die Nürnberger Gesetze seine Entlassung erzwangen. 1941 konnte Popitz die Deportation Grabowers noch verhindern, ein Jahr später aber wurde dieser nach Theresienstadt verbracht. Er überlebte und nahm 1945 als Oberfinanzpräsident in Nürnberg seine berufliche Tätigkeit wieder auf. Er verstarb 1963.
Dr. Benno Wolf, zwischen 1918 und 1924 Mitglied des Vereins, wurde im Juli 1942 mit 71 Jahren verhaftet und nach Theresienstadt deportiert, wo er wenige Monate später verstarb. Wolf hatte als Landgerichtsrat am Landgericht Charlottenburg gearbeitet und daneben bei der Preußischen Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege gewirkt. Er war auch Gründungsmitglied der Gesellschaft für Säugetierkunde und Nestor der deutschen Höhlenforschung. Seine wertvolle höhlenkundliche Bibliothek wurde beschlagnahmt und für Zwecke der unterirdischen Rüstungsproduktion systematisch ausgewertet.
Auch die Mitglieder Richard und Max Gattel (Mitglieder seit 1922 bzw. 1925) wurden zusammen mit ihren Ehefrauen deportiert. Die Brüder aus einer alteingesessenen jüdischen Familie hatten 1890 in der Prinzenallee 58 eine Herrenhutfabrik erbaut („Gattel-Hüte") und beschäftigten bis zum Konkurs Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts bis zu 175 Personen. Richard Gattel und seine Ehefrau wurden 1942 von ihrer letzten Adresse Regensburger Str. 13 mit einem der so genannten „Alterstransporte" nach Theresienstadt deportiert und verstarb bereits im Januar 1943 an Entkräftung, seine Ehefrau wurde vermutlich 1944 in die Gaskammer geschickt. Seine Töchter Anni und Lotte hatten noch rechtzeitig 1936 bzw. 1938 nach Palästina emigrieren können. Unter dem Titel „Schließlich waren wir alle jung und lebenslustig" verfasste ihre Tochter Anni Wolff Lebenserinnerungen. Die beiden Schwestern von Max und Richard Gattel, Ella und Lucy, begingen im Dezember 1942 aus Furcht vor der Deportation Selbstmord. Max und Anneliese Gattel wurden in die Nähe von Minsk gebracht, ihr weiteres Schicksal ist unbekannt. Ihre einzige Tochter hatte noch rechtzeitig 1939 Deutschland in Richtung England verlassen können.[30]
Dr. Jaques Abraham (Eintritt 1918), Rechtsanwalt und Notar und bekannter Beamtenrechtsexperte in der Weimarer Republik, wurde zusammen mit seiner Frau aus seiner letzten Wohnung in Schöneberg, Passauer Str. 14 am 19. Oktober 1942 nach Riga deportiert, beide sind dort umgekommen.
Der Verein betrauerte Hans Brennert, Mitglied seit 1936. Der bekannte Berliner Dichter verkörperte den Typ des Ur-Berliners. Er war von Beruf Magistratsbeamter und zuletzt Direktor des Nachrichtenamtes der Stadt Berlin, wurde aber bekannt durch seine gemüt- und humorvollen Dichtungen. In zahllosen Gedichten , Sketchen, Hörfolgen, Filmmanuskripten und Theaterstücken beschrieb er das Berliner Milieu. Die Uraufführung seiner „Nante - Ballade des Eckenstehers" im Schiller-Theater konnte er nicht mehr erleben. Im Prolog beschwor er noch einmal das „alte Berlin":
Ein Mensch namens Nante, det is lange her -
und wer ihn noch kannte, der lebt ooch nich mehr!
Und wo er jeboren, det Haus fiel in Klump,
und sein Jrab jing verloren – er hieß Nante Strump!
Und er stand immer Ecke uff´n selbichten Fleck,
und die Ecke mit dem Flecke, is ooch lange weg.
Und er trank öfter Kümmel, denn det Leben war jrau,
und er und der Himmel, die waren denn blau!
Hans Brennert wurde auf dem Friedhof der Jerusalemer und Neuen Kirche vor dem Halleschen Tor in der Nähe von E. T. A. Hoffmann begraben, sein Grab ist aber nicht erhalten.