John Rabe , der lebende Buddha von Nanjing
*23.November 1882- †5.Januar 1950
Foto rechts: Gedenktafel am Wohnhaus Harriesstraße 3 in Berlin
Am 23. November 2017 jährte sich John Rabes Geburtstag zum 135. Mal. Dies nahm die Firma Siemens AG zum Anlass, drei Gedenktafeln anzubringen – jeweils an John Rabes Wohn- und Diensthaus im chinesischen Nanjing, an der Hamburger Siemens-Niederlassung sowie an seinem Siemensstädter Wohnhaus in der Harriesstraße 3.
Erst sechzig Jahre nach Rabes mutigem Einsatz für von japanischen Besetzern bedrohte Chinesen wurde seine Leistung in Deutschland gewürdigt. Der Diplomat und Schriftsteller Erwin Wickert gab 1997 die Tagebücher John Rabes heraus. Ein großes Hindernis auf dem Weg zu seiner Würdigung war seine Überzeugung als Nationalsozialist, der Hitler verehrte.
Rabe war gelernter Kaufmann. Nach beruflichen Stationen in Afrika ging er nach China, trat 1911 in die Diensten von Siemens. 1931 übernahm er die Leitung der Siemens China Company in Nanjing, der damaligen Hauptstadt des Landes. Als am 7.Juli 1937 der zweite Japanisch-Chinesische Krieg ausbrach, blieb Rabe im Land, obwohl er schwer an Diabetes erkrankt war. Rabe sah angesichts japanischer Massaker an Chinesen seine Aufgabe darin, seine Angestellten, aber auch die Zivilbevölkerung zu schützen. Gemeinsam mit anderen Ausländern richtete eine Schutzzone ein, in der auf rund vier Quadratkilometer 250 000 Chinesen Zuflucht vor japanischen Übergriffen fanden. John Rabe leitete das Internationale Komitee der Schutzzone. Unter den 600 Menschen die er in seinem Haus unterbrachte waren 130 Kinder. Er setzte zum größten Teil sein Vermögen dafür ein. Mit Hakenkreuz- Fahnen machte er dem japanischen Militär klar, dass ihm in der Schutzzone ein Verbündeter gegenüber stand.
Foto links: Gedenktafel am Wohnhaus Harriesstraße 3 in Berlin Siemensstadt
1938 kehrte Rabe nach Berlin zurück. Hier versuchte er, auf die japanischen Kriegsverbrechen aufmerksam zu machen. Das brachte ihn ins Visier der Gestapo, einmal wurde er sogar verhaftet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verhinderte seine NSDAP-Mitgliedschaft eine schnelle Entnazifizierung. Die Familie litt Hunger und die Lebensumstände machten dem Diabetiker schwer zu schaffen.
1946 erfolgte schließlich seine Entnazifizierung, und Rabe trat wieder seinen Dienst bei Siemens an. Am 5. Januar 1950 starb John Rabe an einem Schlaganfall. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis Friedhof am Fürstenbrunner Weg in Charlottenburg.
In Nanjing wird er als „guter Deutscher von Nanjing" verehrt. In seinem Heimatland machte ihn erst Wickerts Veröffentlichung bekannt. Internationale Aufmerksamkeit erlangte er 2009 nach der Verfilmung seines aufopferungsvollen Handels im Spielfilm „John Rabe" von Regisseur Florian Gallenbergeer mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle.
Text: Mit freundlicher Genehmigung des Spandauer Volksblattes, Christian Schindler, Kalenderwoche 48, Lokales, 2012, Foto. J.Kluge 9.Januar 2013
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