Samuel Freiherr von Pufendorf

08.01.1632 Dorf Chemnitz - 26.10.1694 Berlin
Grabstätte: Nikolaikirche

Tätigkeit: Jurist, Historiker, Staatsrechtler
Lebens- und Wirkungsorte: Jena, Leipzig, Heidelberg, Stockholm, Berlin

Gedenkorte in Berlin: Nikolaikirche
Gedenkorte außerhalb Berlins:

Lebenslauf:
Studium der Theologie und der Jurisprudenz an den Universitäten in Jena und Leipzig
1658 Hauslehrer des schwedischen Gesandten in Kopenhagen
1660 Berufung auf den Lehrstuhl für Naturrecht an der Universität zu Heidelberg
1668 Professur an der Universität Lund, Schweden
1677 Königlicher Hofhistoriograph und Staatssekretär König Karls XII. von Schweden in Stockholm
1688 Berufung als Hofhistoriograph nach Berlin durch Kurfürst Friedrich Wilhelm
1694 Erhebung zum Freiherrn

Werke:
De statu imperii Germanici, 1667 (unter dem pseudonym Severinus de Monzambano)
De iure naturae et gentium, 1672
De officio homini et cives, 1673
Von den Taten Carl Gustav Königs in Schweden, 2. Bde., Nürnberg 1696, dt., Nürnberg 1697
De rebus gestis Friderici Wilhelmi Magni, Berlin 1695
Gesammelte Werke, hg. von Wilhelm Schmidt-Biggemann, Berlin 1996 ff.

Samuel Pufendorf verließ Schweden unter dem Druck der zunehmend feindlichen lutherischen Orthodoxie. Am Berliner Hof schuf er mit der Biographie des Großen Kurfürsten eines der bedeutendsten biographischenWerke des 17. Jahrhunderts. Der sächsische Philosoph entwickelte auf der Grundlage der vorherrschenden rationalistischen Naturrechtsauffassungen, die als Fortsetzung der Lehren Hugo Grotius' (Huigh de Groot, 1583 Delft - 1645 Rostock) gelten, das den aufgeklärten Absolutismus prägende System der Staatslehre und des Vernunftrechts.
Diese neue Weltanschauung, die einerseits forderte, das Verbrechen der Ketzerei aus den bürgerlichen Strafgesetzbüchern zu streichen, sich andererseits auf das ursprüngliche Christentum berief, verschmolz humanistische Ideale der Menschenwürde und Freiheit mt den neuen Lebensgesetzen des Staates: Staatsräson und Souveränität wurden eingebunden in eine Pflichtenlehre, die Recht und Moral scharf voneinander abgrenzte.
Hinzu trat ein durch das Naturrecht begründetes Völkerrecht, das aus der Würde des Menschen die natürliche Gleichheit aller Menschen erschloss. Die Lehre Pufendorfs behielt bis in das Zeitalter Immanuel Kants einen beherrschenden Einfluss. Über seinen Schüler Christian Thomasius erfuhr sie Weiterentwicklung und erhielt Einflussmöglichkeiten auf den brandenburgisch-preußischen Staat.
Auch in der Biographie Friedrich Wilhelms und der seines Gegners Karl Gustav von Schweden wird die von der Aufklärung beeinflusste Grundhaltung Pufendorfs deutlich sichtbar. Distanziert beschreibt Pufendorf die Ereignisse, Kriege und stets sich neu formierenden Bündnisse, ohne den einen Fürsten in ein ungleich besseres Licht zu setzen als den anderen.
Mit Samuel Pufendorf erhielt die Aufklärung Eingang in Brandenburg-Preußen, gestützt und gefördert durch Friedrich Wilhelm.

Wie sehr auch Friedrich III. (I.) den Gelehrten schätzte, zeigt die Tatsache, dass der kurfürstliche Hof sich zum Begräbnis Pufendorfs in der Berliner Nikolaikirche versammelte. Die Leichenpredigt sprach Philipp Jacob Spener.
Der Inschriftstein des Erbbegräbnisses Pufendorf hat die Zeitläufte überstanden

Literatur:
Ludwig Keller: Der Große Kurfürst in seiner Stellung zu Religion und Kirche, in: Hohenzollernjahrbuch, Bd.10, 1906, S. 221-60.
H. Welzel: Die Naturrechtslehre Pufendorfs, 1958.
Sieglinde C. Othmer: Berlin und die Verbreitung des Naturrechts in Europa, Berlin 1970.
Horst Denzer: Moralphilosophie und Naturrecht bei Samuel Pufendorf, 1972.
Albrecht Randelzhofer: Die Pflichtenlehre bei Samuel von Pufendorf, 1983.
Bodo Geyer: Samuel Pufendorf und seine Wirkungen bis auf die heutige Zeit, Baden-Baden, 1996.

Zum Grabmal Pufendorfs:
Grabmalskunst aus vier Jahrhunderten. Epitaphien und Grabdenkmäler in der Nikolaikirche zu Berlin, hg. vom Märkischen Museum, Berlin 1994.

Gerhild H. M. Komander 12/2004