Adolph L’Arronge (1838-1908)
Grabstätte: Jerusalems- und Neue Kirche, Friedhof III, Erbbegräbnis 2, G3
L’Arronge hatte als Kapellmeister an vielen Theatern dirigiert, zuletzt in Berlin an der Kroll-Oper im Tiergarten. Als ihn das nicht mehr befriedigte, begann er zu schreiben, heiter-sentimentale Volksstücke, die überall in Deutschland gespielt wurden und ihm viel Geld einbrachten. Davon kaufte er sich ein Theater, das Friedrich-Wilhelmstädtische Theater in der Schumannstraße, beliebt wegen seiner Possen und Operetten. Doch damit sollte jetzt Schluss sein. Ein neuer Geist sollte Einzug halten. Gemeinsam mit mehreren Theatergrößen gründete L’Arronge das Deutsche Theater. Zweck des Unternehmens war es, die am Gendarmenmarkt mumifizierten deutschen Klassiker zu neuem Leben zu erwecken. Auch Friedrich Haase war dabei. Die Eröffnungspremiere war am 29. September 1883, Schillers Kabale und Liebe (Es folgten Lessings Minna von Barnhelm, Goethes Iphigenie und Schillers Don Carlos). Doch so viele „hochkarätige“ Mimen hielten es nicht lange miteinander aus. Zuletzt blieben nur noch L’ Arronge und der Regisseur August Förster übrig, die dann das Unternehmen zum künstlerischen und finanziellen Erfolg führten. Durch die Gründung des Deutschen Theaters wurde Berlin (wie zu Ifflands Zeiten) wieder eine führende Theaterstadt.
Nach einem sehr erfolgreichen Jahrzehnt zog sich L’Arronge 1894 vom Theaterbetrieb zurück, um Jüngeren Platz zu machen. Er verpachtete sein Haus an Otto Brahm, den Wegbereiter des Naturalismus und ergriff die Flucht, als in seinem Theater Ibsen, Strindberg, Schnitzler und Hauptmann gespielt wurden. Nach Brahm kam 1905 Max Reinhardt und eine neue, noch erfolgreichere Ära begann. Das Deutsche Theater wurde Welttheater. Aber wir wir sollten über all dem Glanz Adolph L’Arronge nicht vergessen! Zwar fehlt seine Büste auf dem Vorhof des Deutschen Theaters, aber er war der Mann, der an der Eingangstür des modernen Theaters stand, auch wenn er sie später hinter sich zugeschlagen hat.
Das Grab L‘Arronges © Erika Babatz 2014Text: Gerold Ducke; Fotos: Erika Babatz
Auszug aus ihrem Vortrag „Friedhof der Schauspieler“, gehalten Im Rahmen der Vortragsreihe des Vereins für die Geschichte Berlins am 3. September 2014