August Wilhelm Iffland
19.04.1759 Hannover - 22.09.1814 Berlin
Grabstätte: Jerusalems- und Neue Kirche, Friedhof II, SM, G1
Dank privater Spenden konnte sein Ehrengrab endlich restauriert und am 22. September 2010 feierlich der Öffentlichkeit übergeben. „Iffland starb 1814“: Die lapidare Inschrift an der südlichen Begrenzungsmauer des Friedhofs setzt voraus, dass wir um seine Verdienste wissen.
Das Grab Ifflands © Erika Babatz 2014
Die Rolle seines Lebens war ein klassischer Bösewicht, der Franz Moor in Schillers Räubern, den er bei der Uraufführung gespielt hatte: Am 13. Januar 1782 (ein theatergeschichtliches Datum) glich das Mannheimer Nationaltheater, die führende deutsche Musterbühne, einem Tollhaus, die Zuschauer tobten oder fielen in Ohnmacht, Sturm und Drang auf der Bühne und im Zuschauerraum.
Im Jahre 1796 Iffland das Angebot an, das führungslose und kriselnde Berliner Theater zu leiten. Er weiß genau, was er will: die Alleinherrschaft über das Theater, und setzt es in langen und zähen Verhandlungen durch.
Iffland begründete eine Berliner Schule der Schauspielkunst. Als Gegenstück zu Goethes Weimarer Schule. Wurde in Weimar auf dem Theater mehr deklamiert als gespielt, so war es in Berlin umgekehrt. Hier strebte man nach möglichst realistischer, lebendiger Menschendarstellung, nach Natürlichkeit des Vortrags, selbst auf die Gefahr hin, dass die Verse platt getreten wurden. Dabei legte Iffland immer großen Wert auf gute Beziehungen zu Goethe und Schiller, die ihrerseits sehr daran interessiert waren, ihre Stücke in Berlin auf die Bühne zu bringen, weil sie dort ein viel größeres Forum hatten als in Weimar und der viel geschmähte „Berliner Natürlichkeitsstil“ (Schiller) nicht unwesentlich zum Erfolg beitrug.
Nach der vernichtenden Niederlage der preußischen Armee in der Schlacht von Jena und Auerstedt (am 14. Oktober 1806) zog Napoleon mit seinen Armeen durch das Brandenburger Tor und besetzte die preußische Residenz. Während der König mit Hof und Staatskasse nach Ostpreußen flieht, kämpft Iffland um den Erhalt des Theaters, rettet es vorm Untergang und ruiniert seine Gesundheit. Neben seinen Direktionsgeschäften spielt er drei- bis viermal in der Woche große Rollen, führt Regie, unterrichtet den schauspielerischen Nachwuchs, schreibt unzählige Stücke und geht auf Gastspielreisen.
Zum Dank für seinen patriotischen Einsatz wird Iffland nach dem Tilsiter Frieden (1807) zum Generalintendanten ernannt. Das heißt, er ist jetzt auch noch für das Opernhaus Unter den Linden verantwortlich. Der erste Generalintendant der deutschen Theatergeschichte litt in seinen letzten Lebensjahren an einem Brustkatarrh, und nur wenn er spielte, ging es ihm gut, denn auf der Bühne bekam er niemals einen dieser schrecklich quälenden Hustenanfälle.
Iffland starb im Alter von 54 Jahren. In den 18 Jahren seiner Intendanz hatte er mit einem hervorragenden Ensemble und einem geschickt zwischen Kunst und Kasse lavierenden Spielplan das Berliner Theater zur führenden Bühne Deutschlands gemacht.
Nach seinem Tod begann am Gendarmenmarkt die Ära der so genannten Kavaliersintendanten, der mehr oder weniger kunstsinnigen Hofbeamten und verdienten Militärs, die das Theater im Sinne des herrschenden Monarchen führten. Erst etwa hundert Jahre später, nach der Novemberrevolution von 1919, wurde wieder ein wirklicher Theatermensch berufen: Leopold Jessner, nach Max Reinhardt einer der wichtigsten Begründer des modernen Regietheaters. Er starb 1945 vereinsamt und vergessen im amerikanischen Exil.
Text: Gerold Ducke; Fotos: Erika Babatz
Auszug aus ihrem Vortrag „Friedhof der Schauspieler“, gehalten Im Rahmen der Vortragsreihe des Vereins für die Geschichte Berlins am 3. September 2014