Die Landesherren von Berlin: Die Hohenzollern
Der Ursprung der Hohenzollern
Von Gerhild H. M. Komander
Die Hohenzollern waren ein deutsches Grafengeschlecht. Ihre Stammburg war die Hohenzollernburg in Schwaben. Sie liegt auf dem Kegel des Zollerbergs, 855 m über dem Meeresspiegel, am Rand der Schwäbischen Alb, südlich von Hechingen. 1061 wurden die "Zollern" erstmals erwähnt: in der Chronik des Mönches Berthold von Reichenau. Als Stammvater gilt Friedrich von Zollern, der 1111 in den Grafenstand erhoben wurde und im Jahr 1125 starb.
Die Hohenzollern stiegen auf zu Reichtum, Macht und Ansehen durch Kaisertreue und das Erbe ihrer Frauen.
Der Aufstieg des Geschlechts begann mit Graf Friedrich III. (+ 1201), der als Vertrauter der Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa und Heinrich VI. 1192 das kaiserliche Amt des Burggrafen von Nürnberg erhielt. Er hatte (verm.) 1191 die Erbtochter des letzten Burggrafen von Nürnberg, Sophie von Raabs, geheiratet. Die Stammburg der Grafen von Raabs, Burg Raabs, liegt an der Thaya in Niederösterreich. Da die Grafen von Raabs 1192 im männlichen Stamm ausstarben, folgte Friedrich von Zollern seinem Schwiegervater in dessen Funktion nach und nannte sich Friedrich I. Burggraf von Nürnberg. In der einst reichsfreien Stadt Nürnberg haben sich Teile der Burggrafenburg (Kapelle und Burgamtsmannswohnung) neben der kaiserlichen Burg erhalten.
Zumeist in königlichen Diensten stehend, gelang den Hohenzollern schon im 13. Jahrhundert umfangreicher Gebietserwerb um die Städte Ansbach und Bayreuth.
1227 wurde der Hohenzollernbesitz geteilt. Die schwäbischen Stammlande fielen an den erstgeborenen Sohn Friedrich IV. Konrad I. blieb als Burggraf in Nürnberg. Die fränkische Linie nach Konrad I. erreichte 1363 die Erhebung in den Reichsfürstenstand durch Kaiser Karl IV. und unter König Sigismund 1415/17 die Belehnung mit der Markgrafschaft Brandenburg.
Die schwäbische Linie blieb von der fränkischen getrennt, teilte sich in Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen, und beide erhielten 1623 die Reichsfürstenwürde. Seit 1695 bestanden Erbverträge mit den brandenburgischen Hohenzollern, durch die 1849 beide Fürstentümer an Preußen fielen. Sie wurden als preußischer Regierungs-Bezirk Sigmaringen geführt. Die schwäbischen Hohenzollern nannten sich seitdem Fürsten von Hohenzollern. Leopold Fürst von Hohenzollern (starb 1905) kandidierte 1870 für den spanischen Thron. Sein Bruder Karl (starb 1914) wurde 1881 König von Rumänien.
Die Burgen der Hohenzollern in ihren Stammlanden
Die Anfänge der Hohenzollernburg reichen in das 11. Jahrhundert zurück. 1267 wurde sie zum ersten Mal erwähnt und 1423 nach Belagerung durch schwäbische Reichsstädte zerstört, da die Hohenzollernbrüder Friedrich der Öttinger und Eitel Friedrich ihre Raubzüge (!) nicht unterließen. 1453 erfolgte der Wiederaufbau. 1618 bis 1623 baute man die Burg zur Festung aus. Sie blieb bis Mitte des 18. Jahrhunderts ein strategisch wichtiger Stützpunkt der Habsburger, danach verfiel sie, bis zu ihrem Wiederaufbau im 19. Jahrhundert durch die Initiative des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.). Die Michaelskapelle ist der einzige noch bestehende Teil aus mittelalterlicher Zeit.
Ein späterer Wohnsitz der Hohenzollern wurde die Cadolzburg, da die Reichsburg in Nürnberg von der Stadt beansprucht wurde. Sie war durch die Heirat Burggraf Friedrichs III. (+ 1297) mit Elisabeth von Andechs-Meranien (+ 1273) Mitte des 13. Jahrhunderts erworben worden. Die Cadolzburg wurde 1157 erstmals erwähnt. 1415-56 war sie die Hauptresidenz der brandenburgischen Kurfürsten, bis Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg die fränkische Residenz der Hohenzollern nach Ansbach verlegte. Die Cadolzburg blieb bis 1791 unversehrt in Hohenzollernbesitz. 1945 ausgebrannt, wird seit 1980 an ihrer Wiederherstellung und der Einrichtung eines deutschen Burgenmuseums gearbeitet.
Der Altar der Stadtkirche zu Cadolzburg befindet sich heute im Jagdschloss Grunewald und ist für die Geschichte Berlins und Brandenburgs bedeutsam durch die Stifterbilder im Mittelbild: Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg (Kurfürst Friedrich I.), der erste Kurfürst Brandenburgs aus dem Hause Hohenzollern, und seine Gemahlin Elisabeth von Bayern-Landshut. Der Altar gelangte 1873 als Geschenk der Verwaltung der Pfarrkirche nach Berlin.
1338/40 wurde die Plassenburg ob Kulmbach durch die Grafen von Orlamünde an die Hohenzollern übertragen. 1562-1579, nach dem "Markgräflerkrieg" (gegen Nürnberg, Bamberg und Würzburg) ließ Markgraf Georg Friedrich von Ansbach einen Neubau errichten. Der Architekt war Georg Beck aus Amberg und ab 1562 Caspar Fischer, einer der bedeutendsten Baumeister der Renaissance.
Die wichtige Festung galt als uneinnehmbar. Die Anlage verband wehrhafte Gestalt mit repräsentativem Schlossbau. Bis 1604 war sie die Residenz des Fürstentums Brandenburg-Kulmbach, dessen Hauptsitz dann nach Bayreuth verlegt wurde. 1806 ließ Napoleon die Festung schleifen. 1929 erfolgten Restaurierung und Ausbau als Museum.
Die erste Grablege der Hohenzollern wurde im Münster zu Heilsbronn (Zisterzienserkloster aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts) begründet. Diese Kirche gehört zu den bedeutsamen Orten und Bauten der Hohenzollern und wird "die christliche Schlafkammer Frankens" genannt, da hier fast dreißig Hohenzollern bestattet wurden. Das Kloster war 1199 durch Erbschaft an die Hohenzollern gelangt. 1631 zerstörten die Truppen von Feldmarschall Tilly die Kirche und plünderten sie aus. Besonders erwähnenswert unter den noch vorhandenen Schätzen ist das Hochgrab der Kurfürstin Anna (1437-1512), Gemahlin des Kurfürsten Albrecht Achilles von Brandenburg. Zahlreiche Epitaphien, Totenschilde, Gedächtnistafeln und Fürstenporträts zur Geschichte der frühen Hohenzollern werden hier aufbewahrt.
Eine Nachbildung des Kirchenportals wurde um 1835 nach dem Original im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg in der Berliner Tonwarenfabrik Tobias Feilner hergestellt und in der Anlage der Friedenskirche im Park von Sanssouci, Potsdam, eingebaut. Die Kopie des Heilsbronner Portals leitet über zur neuen Heimat der Hohenzollern, der Mark Brandenburg.
Im Jahr 1411 wurde Burggraf Friedrich VI. (Kurfürst Friedrich I.) als erfolgreicher Wahlhelfer für König Sigismund durch diesen zum "Obersten Hauptmann und Verweser" der Mark Brandenburg bestellt. 1415/17 erhielt er die Belehnung mit der Markgrafschaft Brandenburg und die Kurfürstenwürde.
Was erwartete ihn dort?
Die Hohenzollern kamen aus einem reichen Land, von mächtigen Burgen und besaßen eine aufwendige, dynastische Grablege. In Brandenburg galt es, neu zu beginnen.
Literatur:
Otto Hintze: Die Hohenzollern und ihr Werk, Berlin 1916.
Johannes Schultze: Die Mark Brandenburg, Bd. 3: Die Mark unter der Herrschaft der Hohenzollern (1415-1535), Berlin
Rolf Bothe: Burg Hohenzollern, Berlin o.J.
7/2003
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Fragiles Erbe. Schutz und Erhaltung im Anthropozän
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