Curt Goetz (1888-1960) und Valerie von Martens (1894-1986)[1]
Grabstätte: Waldfriedhof Heerstraße, Trakehner Allee, Feld 16-G-11/12, Ehrengrab
„Meine Mutter war furchtbar stolz auf mich“, erinnerte sich Curt Goetz an seine Geburt in Mainz, „während mein Vater bei meinem Anblick bemerkte, was wir wirklich gebraucht hätten, wäre eine Kommode gewesen.“ Curts Vater starb früh und die Mutter ernährte die Familie als Geschäftsführerin einer Privatklinik, wo ihr Sohn Curt an allen Krankenbetten ein gern gesehener Gast wurde, weil sein Humor die Patienten aufheiterte. So war es für ihn klar, dass er Arzt werden würde. Aber als Mutters Klinik in Konkurs ging, musste er möglichst schnell auf eigenen Füßen stehen, und da besann er sich auf seine schauspielerischen Talente.
Nach mageren Jahren in der Provinz kam Curt Goetz 1911 nach Berlin und spielte am Kleinen Theater (Unter den Linden) kleine Rollen, die erst größer wurden, als sein Direktor Victor Barnowsky 1913 das Lessing-Theater übernahm. Im Kriegsjahr 1916 spielte er die Titelrolle in Shakespeares Julius Cäsar. Nach der Premiere schrieb der Kritiker Alfred Kerr, dieser Cäsar sei schon vor seiner Ermordung tot gewesen. Goetz mied in Zukunft die Klassiker und beeindruckte stattdessen in Stücken von Oscar Wilde und George Bernard Shaw.
Da es nicht genug Rollen für ihn gab, schrieb er Stücke, in denen er die Hauptrolle spielen konnte. Witzige und geistreiche Komödien, die bis in die 1960-er Jahre hinein auf deutschen Bühnen viel gespielt wurden: Dr. med. Hiob Prätorius, Das Haus in Montevideo, Hokuspokus u. a.
1921 wurde im Theater am Kurfürstendamm seine Komödie Ingeborg uraufgeführt. Bei dieser Gelegenheit lernt er eine junge österreichische Schauspielerin kennen, die sich Valérie von Martens nannte. Sie heirateten und wurden auf der Bühne und im Film ein perfekt eingespieltes Paar, gründeten ein Tourneetheater und gingen mit Goetzens Stücken auf die Wanderschaft. 1939 emigrierten sie über New York nach Hollywood, wo Goetz das Drehbuch für einen Film schrieb, der nie gedreht wurde. Daraufhin zog er sich vom Film zurück und kaufte eine Hühnerfarm. Lieber wollte er 2000 Hühnern unter den Bürzel sehen als einem Hollywood-Produzenten ins Gesicht.
Nach dem Krieg ließ sich das Ehepaar zunächst in der Schweiz, dann in Liechtenstein nieder. Nach Deutschland kamen sie nur, um zu arbeiten. Mit ihrem Erfolgsstück Das Haus in Montevideo gastierten sie 1950 in Berlin am Renaissance-Theater. Darüber schrieb Friedrich Luft:
„Das Parkett röchelte. Der Rang bebte. Als unser Gentleman-Akteur die Bühne betrat, geriet er unvermittelt in ein Warmwasserbad der Sympathiekundgebung. Als seine Frau, als die klugherzige Valerie von Martens sich nach soviel Jahren den Berlinern zeigte, war die Ovation kaum geringer. Es ging hoch her. Und dann setzten uns die beiden theatralischen Heimkehrer pointiert zu. So lachte man lange nicht.“
Das Grab Goetz‘ und Martens‘ © Erika Babatz 2014
Curt Goetz starb am 12. September 1960, wenige Wochen vor seinem 72. Geburtstag, in seinem Haus Lichtenstein. Begraben wurde er in Berlin, der Stadt, die ihn entdeckt hatte. Valérie von Martens schrieb die unvollendeten Memoiren ihres Mannes zu Ende, spielte weiter in seinen Stücken und versuchte die Erinnerung an ihn wachzuhalten. Sie starb 1986, im Alter von 91 Jahren. Ihre Urne wurde im Ehrengrab ihres Mannes beigesetzt.
Mit Curt Goetz und Valèrie von Martens wären wir am Ende unseres Spaziergangs. Aber da man bekanntlich nicht so einfach Schluss machen kann, noch eine Schlusspointe: 1985 stiftete Valerie von Martens zur Erinnerung an ihren Mann einen Curt-Goetz-Ring für Persönlichkeiten, die in seinem Sinne – Humor als Medizin – verdienstvoll tätig sind. Und damit lässt sich der Kreis, der ja auch ein Ring ist, schließen: Vom Iffland- zum Goetzring.
Text: Gerold Ducke; Fotos: Erika Babatz
Auszug aus ihrem Vortrag „Friedhof der Schauspieler“, gehalten Im Rahmen der Vortragsreihe des Vereins für die Geschichte Berlins am 3. September 2014