Friederike Bethmann-Unzelmann (1768-1815)
Grabstätte: Jerusalems- und Neue Kirche, Friedhof II, SM, G3
Das Grab Bethmann-Unzelmanns © Erika Babatz 2014
Ihr Grab wurde mit Spendengeldern restauriert: Als Friederike Bethmann-Unzelmann, der weibliche Star in Ifflands Ensemble, 1815 starb, ließ ihr zweiter Ehemann, der Schauspieler Heinrich Eduard Bethmann, ein Erbbegräbnis anlegen. Später wurden hier noch Friederikes Sohn aus erster Ehe, der Holzschneider Friedrich Ludwig Unzelmann, und seine Frau Johanna beigesetzt. Bethmann selbst kam nicht ins Familiengrab. Er starb 1857 in Halle und ist auch dort begraben.
Friederike war ein Theaterkind. Mit neun Jahren stand sie in Frankfurt das erste Mal auf einer Bühne. Sie wächst schnell aus den Kinderrollen heraus und ins Fach der jugendlichen Liebhaberin hinein. Dann kommt (1785) der schon bekannte Schauspieler Karl Ferdinand Unzelmann nach Frankfurt und Friederike verliebt sich in ihn. Sie heiraten und werden ein Traumpaar. Auf der Bühne, nicht im Leben. Ihr Mann sei ein „närrischer Wildfang“ gewesen, erinnerte sich Friederike später an ihre abenteuerliche Jugendzeit. „Er flatterte und flunkerte überall umher, war alltäglich verliebt und allwöchentlich in eine andere.“ Zu seinen Liebschaften zählt auch eine wohlhabende Witwe. Sie ist etwa 20 Jahre älter als er und hat einen berühmten Sohn, der sich allerdings wenig um sie kümmert. Ihr Name: Catharina Elisabeth Goethe. Seiner Frau gegenüber behauptet Unzelmann, sein Verhältnis zu Goethes Mutter sei rein platonisch, was sie ihm nie geglaubt hat.
Als man sich in Berlin für die Unzelmanns interessiert und ihnen ein verlockendes Angebot macht, fliehen sie bei Nacht und Nebel aus Frankfurt, hinterlassen unbezahlte Rechnungen und eine sehr verletzte Mutter Goethe. Friederike Unzelmann hat sofort großen Erfolg in Berlin. Sie debütiert am 3. Mai 1788 als Nina in dem Singspiel Nina oder Wahnsinn aus Liebe. Ein geistloses Stück über eine Geistesgestörte, die durch den Kuss ihres tot geglaubten Geliebten geheilt wird. Aber so etwas mögen die Leute: Wahnsinnige auf der Bühne, die sich in krampfhaften Zuckungen winden, die Haare ausraufen oder mit den Zähnen fletschen. Friederike Unzelmann aber tut all das nicht. Es geht ihr nicht um Gruseleffekte, sie will Mitleid erwecken. Auch die Ophelia, die aus Liebe zu Hamlet wahnsinnig wird, spielt sie gegen die Konventionen: traurig und schwermütig und zumeist mit verhaltener Stimme. Das schönste „Gemälde des Wahnsinns“, das jemals der Kunst gelungen sei, urteilte ein Kritiker.
Weil das Publikum seine Frau vergöttert und umschwärmt, fühlt sich Unzelmann zurückgesetzt und beklagt sich bei der Direktion, man habe ihn nur seiner Frau wegen engagiert. Nach vielen Streitereien (es geht dabei auch ums Geld) lassen sich die Unzelmanns scheiden. Friederike heiratet noch einmal, den wesentlich jüngeren Schauspieler Heinrich Eduard Bethmann, und in dieser Ehe hat sie das Sagen. Auch ihr geistiger Horizont erweitert sich. Sie schließt Freundschaft mit Rahel Varnhagen die sie in ihren berühmten Salon einführt, und nimmt am geistigen Leben Berlins teil.
Friederike Bethmann-Unzelmann steht auf dem Höhepunkt ihrer Laufbahn, als sie in der Nacht vom 15. auf den 16. August 1815 ein Gehirnschlag trifft. Ganz Berlin trauert um sie.
Text: Gerold Ducke; Fotos: Erika Babatz
Auszug aus ihrem Vortrag „Friedhof der Schauspieler“, gehalten Im Rahmen der Vortragsreihe des Vereins für die Geschichte Berlins am 3. September 2014