Nachlass-Splitter von Dr. Julius Beer im Vereinsarchiv

Frau Renate Hirmer aus Weiden in der Oberpfalz schenkte dem Verein für die Geschichte Berlins im August 2013 Unterlagen aus dem Nachlass des Vereinsmitbegründers Julius Beer. In einem Anschreiben erläuterte sie, die Papiere ihres Ururgroßvaters stammten aus dem Nachlass ihrer Mutter Elfriede Fehlberg, geb. Beer. Zuvor sei das Konvolut bei der Schwester ihres Großvaters, Elsa Kusmann, geb. Beer gewesen. Der Verein dankt für die Überlassung der Dokumente.

Folgende Dokumente wurden in das Vereinsarchiv übernommen:

  • Mehrseitiger Schriftwechsel eines ehemaligen Buchhalters von Beer (wahrscheinlich angestellt beim Vater Jacob Samuel Beer) mit seinem Nachfolger Reimann von 1821. Der Buchhalter war nach 23jähriger Tätigkeit im Kontor von Beer entlassen worden und weist energisch behauptete Unstimmigkeiten zurück. Es bleibt offen, warum der 1822 geborene Julius Beer diese Briefe aufbewahrt hat. Die Briefe sind durch Wasserschäden teilweise unleserlich.
  • Abschriften der Grabsteininschriften für den Vater von Julius Beer, Jacob Samuel Beer, geboren am 15. März 1782 zu Landsberg/Warthe, gestorben am 7. Januar 1850, für die Schwester Bella Beer, geboren am 1. August 1828 (5588), gestorben am 21. Juli 1845 (5605) sowie für den Bruder Samuel Jacob Beer, geboren am 20. Februar 1833 und gestorben am 6. August 1849.
  • Reifezeugnis des Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster vom 28. September 1842 für Julius Beer
  • Abgangszeugnis der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin vom 19. August 1846 für Julius Beer mit Auflistung der Studienzeiten von 1842 bis 1846
  • Urkunde über die Approbation für den Doktor der Medizin und Chirurgie Julius Beer als praktischer Arzt und Wundarzt in den Königlichen Landen, Berlin, den 17. April 1847
  • Urkunde über die Approbation für den praktischen Arzt und Wundarzt Dr. Julius Beer als ausübender Geburtshelfer in den Königlichen Landen, Berlin, den 8. Juni 1847
  • Schreiben des Magistrats vom 23. Februar 1865 an den Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster Dr. Bellermann, die Benutzung des Hörsaals durch den Verein für die Geschichte Berlins für die erste öffentliche Sitzung am 1. März 1865 zu gestatten.
  • Sonderdruck mit Bericht von Julius Beer über die erste öffentliche Sitzung des Vereins am 1. März 1865.
  • Schreiben von Rudolf Graf Stillfried-Alcántara (Oberzeremonienmeister, Leiter des brandenburgisch-preußischen Hausarchivs und der Königlichen Hausbibliothek) vom 18. März 1865 an den Verein für die Geschichte Berlins. „Es gereicht mir zu einer wahren inneren Befriedigung, an den Arbeiten Teil zu nehmen, welche sich der Verein zum Ziel gesetzt hat."
  • Besonderer Abdruck aus Nr. 85 der Haude und Spenerschen Zeitung vom 9. April 1868 mit einem Abgesang von Julius Beer „Das Rosenthaler Tor" zum Abriss dieses Tores, verfasst in der Osterwoche 1868.
  • Schreiben von Alex Kühne vom Amt Mühlenhof vom 24. September 1868 an einen Herrn Schulze, für die Erstellung eines Verzeichnisses der im Amtsbezirk vorhandenen bäuerlichen Anwesen die Klassensteuerliste seiner Ortschaft vorzulegen [die Ortschaft ist nicht genannt, der Bezug zu Beer ist nicht erkennbar]
  • Gedruckter Aufsatz von Julius Beer „Auch aus einer Franzosenzeit" über den Pastor an der Parochialkirche Joh. Dan. Schmidtmann (1663-1728), Berlin, im September 1870
  • Ernennungsurkunde zum Ehrenmitglied des Vereins für wissenschaftlich chirurgische Vorträge, Berlin den 18. August 1871
  • Gratulationsurkunde der Gesellschaft für Heilkunde zum 25jährigen Doktor-Jubiläum von Julius Beer, Berlin, den 18. August 1871
  • Dreiseitiger Separat-Abdruck „Ein Jubiläum" aus Göschen´s „Deutscher Klinik" 1871, Nr. 34 zum 25jährigen Doktor-Jubiläum und gleichzeitig zum Geburtstag von Julius Beer, verfasst von Dr. O. Albu.
  • Gratulationsschreiben von Carl Weniger (gen. Maschelsohn Carl) aus Memel vom 24. August 1871 zum 25jährigen Doktor-Jubiläum
  • Ernennungsurkunde für Julius Beer zum korrespondierenden Mitglied der Königlich Preußischen Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt vom 16. Februar 1872.
  • Genehmigungsschreiben für Julius Beer, Unterlagen des Geheimen Staatsarchiv und des Geheimen Ministerialsarchivs über die nördlichen und nordöstlichen Landstraßen Berlins zur wissenschaftlichen Nutzung einzusehen. Berlin, den 11. Mai 1872
  • Neunseitige handschriftliche Stellungnahme von Julius Beer zur Frage der Beschneidung bei den Juden. Das Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten erwiderte, das Verfahren sei bereits früher Gegenstand amtlicher Erwägungen gewesen. Den Vorschlägen könne daher nicht gefolgt werden.
  • Beileidsschreiben des Medizinisch-actiologischen Vereins zur Erforschung und Vernichtung von Krankheitsursachen an die Familie des verstorbenen Julius Beer, zu Händen der einzigen Schwester desselben hierselbst, Frau Witwe Rosalie Cohn. Berlin, den 5. Dezember 1874, unterschrieben vom Schriftführer Dr. Moritz Lövinson
  • Briefumschlag mit Poststempel vom 10. Dezember 1874 ohne Inhalt aus Berlin an Frau Witwe Rosalie Cohn geb. Beer, am Königsgraben 2 I
  • Theaterzettel des Theater- und Vergnügungsvereins „Entre nous" vom 6. März 1879 für eine Theatralische Abend-Unterhaltung mit Tanz-Kränzchen im Saal des Mehlhauses (an der Kunstausstellung). Im 2. Teil „Humoristische Studien" wirkte der Sohn von Julius Beer, Hans Beer als Kalinski, Aufwärter und Factotum der Studenten mit.
  • Theaterzettel des Theater- und Vergnügungsvereins „Entre nous" vom 5. April 1879 für eine Theatralische Abend-Unterhaltung und Tanz-Kränzchen im Saal des Café Schwarz, Stallschreiberstraße 43. Im Schwank „Zu Befehl Herr Lieutenant!" ist die Rolle des Hans Taps, Füselier und Bursche des Premier-Leutnants Wetting, mit Hans Beer besetzt. Hans Beer muss im Vorstand des Theatervereins gewesen sein. Als Adresse für Interessenten an einer Mitgliedschaft wird Hans Beer mit der Adresse Königstraße 24 genannt.
  • „Berliner Zeitung" vom 12. Februar 1881. Angestrichen ist ein Bericht über eine Versammlung der liberalen Deutschen Fortschrittspartei am 11. Februar 1881 im Neuen Gesellschaftshaus. Redner war vor 3000 Personen der Abgeordnete Eugen Richter.
  • Wochenblatt der Deutschen Fortschrittspartei „Reichsfreund" vom 21. Juli 1883 mit einem Bericht über eine Abspaltung von der Partei.
  • Luckenwalder Zeitung vom 28. April 1894 mit der Todesanzeige für den Kaufmann Hans Beer (Johannes Jacob Samuel Beer), Sohn von Julius Beer, geboren am 18. August 1861, gestorben am 27. April 1894 im 33. Lebensjahr in Luckenwalde.
    Text der Todesanzeige:
    „Am Freitag Mittag 1 Uhr entschlief sanft nach langen, schweren Leiden mein lieber Mann, unser sorgsamer Vater, Bruder, Schwager und Onkel, der Kaufmann Hans Beer in seinem 33. Lebensjahre. Dies zeigen tiefbetrübt an die trauernde Gattin nebst Kindern. Die Beerdigung findet Montag Nachmittag 4 Uhrvom Trauerhause, Dessauer Straße 16, aus statt."

Die Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Luckenwalde am Grünen Weg sind nicht erhalten, auf dem Areal steht heute ein neuer Gedenkstein mit den Namen aller bekannten Bestatteten, darunter auch der Name von Johannes Jacob Samuel Beer.

Martin Mende