Arthur Eloesser, Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Journalist

Am 20. März 1870 wurde Arthur Eloesser als Sohn eines Textilkaufmanns im Haus Prenzlauer Straße 26 unweit vom Alexanderplatz geboren. In dieser heute verschwundenen Straße hatte auch der Gründer des Vereins für die Geschichte Berlins Julius Beer 1822 im Haus Nr. 53 das Licht der Welt erblickt. Eloesser studierte in Berlin, Genf und Paris Geschichte, Germanistik und Romanistik und wurde 1893 mit seiner Schrift „Die ältesten deutschen Übersetzungen Molièrscher Lustspiele" in Berlin promoviert.

Seine jüdische Herkunft verhinderte nach den damaligen preußischen Bestimmungen eine universitäre Karriere. Eloesser machte sich von 1899 bis 1913 und 1928 bis 1933 einen Namen als Theaterkritiker der Vossischen Zeitung. 1908 trat er dem Verein für die Geschichte Berlins bei. Von 1914 bis 1920 wirkte er als Dramaturg und zeitweise als stellvertretender Direktor am Berliner Lessing-Theater. 1919 kam als schmaler Band „Die Straße meiner Jugend - Berliner Skizzen" heraus. Kurt Tucholsky schwärmte über das Buch in der Weltbühne: „Das alte Berlin [...] ist von Eloesser mit jenem heitern, freundlichen, liebevollen Spott gesehen, wie es sonst - außer dem alten Fontane, gelobt sei sein Name - nur noch Victor Auburtin gesehen hat: so mit einer zwinkernden Ironie, die ablehnt und doch nicht lassen kann zu lieben. Nun ist Eloesser ein guter Berliner, ein richtiger Berliner, wie es so wenige gibt, und er ist - erzittre, Welt! - ein leiser Berliner."

Der Schutzverband deutscher Schriftsteller wählte Eloesser 1921 zum Vorsitzenden. Mit großer Anteilnahme und kritischen Essays kommentierte er als Redakteur der Freien Deutschen Bühne und Mitarbeiter der Weltbühne unter Siegfried Jacobsohn die gesamte zeitgenössische Literatur. 1930/1931 erschien in zwei Bänden seine umfassende Literaturgeschichte „Die deutsche Literatur vom Barock bis zur Gegenwart". Die Nationalsozialisten erzwangen 1933 die Beendigung seiner Tätigkeit in der Feuilletonredaktion der Vossischen Zeitung. Eloesser war neben Julius Bab und Max Osborn einer der Initiatoren des Jüdischen Kulturbunds und lieferte Beiträge für die Jüdische Rundschau. 1934 und 1937 unternahm er zwei Reisen nach Palästina, konnte sich aber im Hinblick auf sein Alter und seine Gesundheit nicht zu einer Emigration entschließen. 1936 erschien sein letztes größeres Werk „Vom Ghetto nach Europa. Das Judentum im geistigen Leben des 19. Jahrhunderts". Der Verein für die Geschichte Berlins schloss ihn aufgrund der nationalsozialistischen Gesetzesvorgaben wegen seiner jüdischen Herkunft als Mitglied aus. Eloesser wohnte zuletzt in Charlottenburg, Lietzenseeufer 1. Er starb am 14. Februar 1938 und wurde in Stahnsdorf auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof Abt. C II bestattet. seit 1999 ein Ehrengrab. Zusätzlich wurde auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee für ihn ein Gedenkstein aufgestellt.

Eloessers Ehefrau Margarete, geb. Nauenberg, wurde am 25. Januar 1942 nach Riga deportiert und ermordet. Sie hatte sich als Autorin von Kinderbüchern und als Lyrikerin einen Namen gemacht. 25 Jahre wohnte das Ehepaar in Charlottenburg, Dahlmannstraße 29. Am 6. September 2011 widmete ihm das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf den unweit dieser Adresse liegenden bisher namenlosen Park Windscheidt- Ecke Gervinusstraße. Im Beisein der Enkelin Irene Freudenheim aus Brasilien und weiterer Nachfahren erhielt die schön gestaltete Anlage mit einem großen Kinderspielplatz den Namen „Margarete- und-Arthur-Eloesser-Park". Arthur Eloesser hat den Berlinern eine Botschaft hinterlassen: „Man spricht etwas abgünstig von dem „hellen Berliner", und ich finde, dass wir diesen Namen zu einer Ehre machen sollten. Ist uns der Intellekt zuerst gegeben, so sorgen wir dafür, dass er sauber, wach, verstehend und erwerbend bleibe."

Martin Mende

aus den Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 4/2011

Nachtrag
Der Berliner Antiquar Horst Olbrich wird für einen Eloesser-Enkel demnächst eine Website zu Arthur und Margarete Eloesser erstellen. Nach seiner Kenntnis war Margarete Eloesser Autorin von Kindertheaterstücken, deren Texte nicht gedruckt wurden, keine Verfasserin von Kinderbüchern.

Martin Mende, September 2017