25.09.1744 Berlin - 16.11.1797 Potsdam
Grabstätte: Dom zu Berlin

Tätigkeit: Landesherr
Lebens- und Wirkungsorte: Berlin, Potsdam

Gedenkorte in Berlin: Dom, Schloss Charlottenburg, Belvedere im Schlosspark Charlottenburg, Schloss und Garten Pfaueninsel
Gedenkorte außerhalb Berlins: Marmorpalais und Neuer Garten in Potsdam

1. verheiratet 1765 mit Elisabeth von Braunschweig-Wolfenbüttel (1746-1840), geschieden 1769, Nichte der Königin Elisabeth Christine

2. verheiratet 1769 mit Friederike von Hessen-Darmstadt (1751-1805), Mutter Friedrich Wilhelms III.

Friedrich Wilhelm II.*
Von Gerhild H. M. Komander

Die Politik
Friedrich Wilhelm II. erwarb sich bei seinem Regierungsantritt durch die Aufhebung der Tabak- und Kaffeeregie Friedrichs II. gewisse Popularität, die er aber bald wieder durch reaktionäre Maßnahmen, wie das gegen die philosophische Aufklärung gerichtete Religionsedikt, wieder verlor.

1788 ernannte er Johann Christoph Wöllner zum neuen Leiter des Geistlichen Departements des Generaldirektoriums. Er erließ sofort das "Edikt, die Religionsverfassung in den preußischen Staaten betreffend" gegen die angeblich zügellose Freiheit der Aufklärung. Friedrich II. hatte Wöllner noch als "betrügerischen und intriganten Pfaffen" bezeichnet. Er wurde der Vertraute Friedrich Wilhelms II.

Das Edikt maßregelte Universitäten und Professoren und führte scharfe Zensur ein. Es führte zu öffentlichen Proteststürmen. Die spiritistisch-mystischen Schwärmereien des Königs hatten fatale Auswirkungen, da Günstlinge wie Wöllner und Bischofswerder, die wie Friedrich Wilhelm dem Rosenkreuzerorden angehörten, großen Einfluss erlangten. Zahlreiche Gelehrte und Pfarrer wurden durch deren Intrigen ihres Amtes enthoben.

Die Publikation des Allgemeinen Landrechts für die Preußischen Staaten am 1. Juni 1794 war das bedeutendste innen- und rechtspolitische Ereignis. Die Juristen Carl Gottlieb Svarez, Ernst Ferdinand Klein und Johann-Heinrich Casimir Graf von Carmer gaben hier den Ideen der friderizianischen Aufklärung eine Heimstatt und ebenso den unter dem Einfluss der Französischen Revolution freier gewordenen Gedanken einer jüngeren Generation.
Das Allgemeine Landrecht festigte den Rechtsstaat, bildete den Bematenstaat aus und bereitete weiteren Reformen den Weg.

Die Bedrohung durch die Französische Revolution und das Gefühl für die dynastische Solidarität der Throne führte am 24. August 1791 zur Zusammenkunft Friedrich Wilhelms II. und Kaiser Leopolds II. in Pillnitz. Die Pillnitzer Erklärung betonte das gemeinsame Interesse an der Wiederherstellung des Königtumes der Bourbonen in Frankreich.
Es folgte ein Militärbündnis zwischen Preußen und Österreich, dem später das Reich, die Niederlande, Spanien, Portugal und Großbritannien beitraten.

Der erste Koalitionskrieg gegen Frankreich wurde ein Misserfolg. Eine preußische Offensive im Sommer 1792 endete in einem Rückzug. Auf Betreiben Hardenbergs zog sich Preußen aus der Koalition zurück und schloss am 5. April 1795 mit der Französischen Republik den Sonderfrieden von Basel.

Die außenpolitische Krise nach dem Baseler Frieden zog Preußen den Hass Österreichs, die Abneigung Englands und die Verachtung Russlands zu.
In Frankreich hatte man keine Freunde gefunden.
Die Krise wurde jedoch überdeckt von der neuen Lage an den Ostgrenzen Preußens. Russland hatte 1792/93 mit eindeutigen Absichten einer Okkupation die polnische Frage aufgegriffen.
Preußen konnte nicht zulassen, dass an seiner weiten östlichen Flanke "Rumpfpolen" (1. Teilung 1772) zwischen Russland und Österreich aufgeteilt werden würde.
Katharina II. ließ in aller Rücksichtslosigkeit ihre Truppen einrücken, um Polen erneut zugunsten Russlands aufzuteilen.
Mit dem Vertrag vom 23. Januar 1793 übernahm Russland 230 000 qkm polnischen Gebiets (2. Polnische Teilung). Preußen erhielt 58 000 qkm Land: mit Danzig / Gdansk, Thorn / Torun und Posen / Poznán.
Die 3. Teilung Polens besiegelte das Ende des polnischen Staates. In den neu-preußischen Gebieten mit Warschau - 43 000 qkm kamen hinzu - sahen schon die Zeitgenossen eine Gefahr für den preußischen Staat. Das Land hatte keinerlei deutsche Bevölkerung und überdehnte das preußische Staatsgebiet.

Die Künste
Trotz dieser dramatischen außenpolitischen Entwicklung blühten im Innern des Landes die Künste aller Sparten. Davon zeugt das Grabmal des Grafen Alexander von der Mark, das Johann Gottfried Schadow 1788/89 für die Dorotheenstädtische Kirche schuf.

Das Grabmal wirft ein zwielichtes Licht auf die Familienverhältnisse des Königs: Alexander war der Lieblingssohn Friedrich Wilhelms II. und seiner Mätresse Wilhelmine Encke, Gräfin Lichtenau. Es steht auch für die Entwicklung der preußischen Bildhauerei am Ende des 18. Jahrhunderts, dessen berühmtester Vertreter Johann Gottfried Schadow ist.

Nach Plänen von Carl Gotthard Langhans entstand in Anlehnung an die Propyläen von Athen das Brandenburger Tor. Bei der Fertigstellung 1791 war die Quadriga von Schadow noch nicht fertig. Erst im Juni 1793 erfolgte die Montierung der Bronzen.

Die Quadriga sollte den "Triumph des Friedens" darstellen. Die politischen Ereignisse aber ließen aus der Friedensgöttin Eirene eine Kriegsgöttin werden. Das Sandsteinrelief der Attika zeigt entsprechend der ursprünglichen Bestimmung den "Zug des Friedens".

Mit dem Brandenburger Tot wird häufig der Durchbruch des Klassizismus in Brandenburg bezeichnet, aber bereits 1770/71 war in Sanssouci unter Friedrich II. das Belvedere nach antikem Vorbild entstanden.

In Potsdam ließ sich Friedrich Wilhelm II. 1787-1791 das Marmorpalais als Sommerresidenz nach Plänen von Carl von Gontard errichten. 1797 wurden die Flügel angefügt. Die Ausstattung konnte erst unter Friedrich Wilhelm IV. vollendung werden. Das Innere wurde unter der Beteiligung von Carl Gotthard Langhans, Bernhard Rode, Johann Christoph Frisch, Bartolomeo Verona, Jean Pierre Antoine Tassaert, Gottfried Schadow und David Hacker ausgestattet.

Im Berliner Schloss entstanden die Königskammern, zu denen auch das Konzertzimmer (1787-90) zählte. Der Entwurf für diesen Raum gilt als einer der bedeutendsten Schöpfungen von Gontard.
Auf der Pfaueninsel errichtete Hofzimmermeister Brendel 1794-95 ein Schlösschen als künstliche Ruine mit exotisch anmutenden Räumen.

Literatur:
Helmut Börsch-Supan: Die Kunst in Brandenburg-Preußen, Berlin 1980.
Friedrich Wilhelm II. und die Künste, Katalog, hg. von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Potsdam 1997.

Literatur in den Publikationen des Vereins für die Geschichte Berlins:
Sonja Schnitzler: Friedrich Wilhelm II. und die Frauen, in: MVGB 94, 1998, S. 309-322.
Heinrich Lange: Der Prunksarg König Friedrich Wilhelms II. "Mahnmal gegen Krieg" oder Wiederherstellung?, in: MVGB 97, 2001, S. 193-204 und S. 252.

* Dieser Text ist die redigierte Fassung eines Vortrags aus der Reihe "Die Hohenzollern. Geschichte und Kunst einer Dynastie", gehalten in den Jahren 2000 und 2001 an Berliner Volkshochschulen und für den Verein für die Geschichte Berlins.
12/2004