Johann Crüger

  • 1598: am 9. April Geburt in Groß Breesen bei Guben als Sohn eines Gastwirts
  • 1614: nach Besuch der Lateinschule in Guben und einer an Etappen reichen Schulwanderung musikalische Ausbildung am Gymnasium Poeticum in Regensburg
  • Ab 1615: Hauslehrer bei dem Berliner Mühlenhauptmann Christoph von Blumenthal und Besuch des Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster
  • 1619 und 1620: Veröffentlichung erster Gelegenheitskompositionen
  • 1620-1622: Studium der Theologie in Wittenberg, erste Veröffentlichung des „Musikalischen Lustgärteleins"
  • 1622: Berufung als Director der Music in Berlin und Kantor an die Hauptpfarrkirche St. Nikolai und als Lehrer am Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster
  • 1630: Veröffentlichung der „Synopsis Musica", der bedeutenden Musik- und Kompositionslehre des Jahrhunderts
  • 1630-1640: gesteigerte Kriegsnöte und private Krisen, Tod seiner Frau, Neuheirat
  • 1639: Pesterkrankung, Crüger wird in einem Ratsprotokoll für tot erklärt
  • 1640: Beginn einer neuen Schaffensphase mit Veröffentlichung des ersten lutherischen Gesangbuchs für Berlin und Entwicklung eines neuen musikalischen Satztyps, der für den Rest des Jahrhunderts prägend werden sollte
  • ab 1643: fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Liederdichter Paul Gerhardt
  • ab 1647: Herausgabe des bedeutenden Gesangbuchs „Praxis Pietatis Melica", welches schon zu seinen Lebzeiten 10, bis nach 1736 dann 45 Auflagen erreicht
  • 1662: am 23. Februar Tod in Berlin nach 40 Dienstjahren als Nikolaikantor, Beisetzung in der Nikolaikirche



Johann Crüger kann als musikalische Ausnahmeerscheinung gelten. Mit einer nur kurzen musikalischen Ausbildung waren schon seine ersten Kompositionen so erfolgreich, dass er erst 24-jährig als Wittenberger Student in das wichtigste musikalische Amt in Berlin berufen wurde. Weit über seine Lebenszeit hinaus behielten Crügers musiktheoretische Werke Bedeutung, mit denen er beispielsweise die Durchsetzung der Dur/Moll-Harmonik beförderte. Vor allem aber mit seinen Liedschöpfungen wurde er zum bedeutendsten Melodisten des evangelischen Kirchenliedes. Seiner Kompositionen fanden Eingang in die Kunstmusik und bereichern noch heute das musikalische Leben.

Kurzbiographie
Noch als Student hatte der gerade 24-jährige Johann Crüger den Grundstein für seine Berliner Karriere gelegt: Beim Drucker Georg Runge im Grauen Kloster ließ er sein „Musikalisches Lustgärtelein" drucken, ein Büchlein mit Kompositionen, das er seinen Berliner Förderern und Gönnern zueignete. Zuvor schon hatte Crüger auf sich aufmerksam gemacht, indem er neben seinen Studien am Berlinischen Gymnasium und seiner Tätigkeit als Hauslehrer einige sehr erfolgreiche Gelegenheitskompositionen veröffentlichte. Mit dem „Musikalischen Lustgärtelein" war Crügers Weg an das wichtigste musikalische Amt in Berlin nun endgültig geebnet. Nach nur zwei Wittenberger Studienjahren wurde er vom Magistrat als Kantor an die Berliner Hauptpfarrkirche St. Nikolai berufen. Mit dem Titel Musikdirektor zu Berlin trat Johann Crüger sein Amt im Jahre 1622 an. Er sollte es bis zum Ende seines Lebens behalten und Berlin damit erstmals zu einer Musikstadt von Rang werden lassen.

Allerdings war Johann Crügers Leben auch von mancherlei Entbehrung gezeichnet. Zwar gelang dem aus der Niederlausitz zugewanderten Gastwirtssohn durch Heirat bald auch ein gesellschaftlicher Aufstieg. Gleichzeitig jedoch waren die widrigen Lebensumstände dieser von den Folgen des 30-jährigen Krieges geprägten Jahre mit dem schmalen Salär eines Kantors kaum zu mildern. Kindstod, Krankheit und persönliche Krisen kamen hinzu. Zudem waren die mit dem Amt verbundenen Pflichten breit gefächert. Neben oft täglich mehrfachen musikalischen Verpflichtungen als Kantor hatte Crüger auch umfangreichen Schuldienst im Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster zu versehen und musste mit seinem Chor auch bei städtischen oder kirchlichen Festen, Leichenbegängnissen, Hochzeiten oder Kindstaufen zur Verfügung stehen. Sogar die Kurrende hatte er zu betreuen, mit deren Gesang sich weniger bemittelte Schüler Aufenthalt und Zubrot verdienten. Wo blieb da die Zeit für eigene Schöpfungen?

Aber dennoch brachte Johann Crügers 40-jährige Schaffenszeit ein Gesamtwerk hervor, dessen Nachhall bis heute lebendig ist. Für die ersten Jahre, aus denen auch einige größere Chorwerke datieren, liegt der Schwerpunkt auf Unterrichtswerken und musiktheoretischen Schriften. Mit seiner „Synopsis Musica", der ersten vollständig auf harmonischer Grundlage beruhenden Satzlehre, prägte Crüger die Kompositions- und Aufführungspraxis seines Jahrhunderts nachhaltig. Eine nicht zuletzt auch biografische Zäsur markiert dann sein „Newes vollkömliches Gesangbuch Augspurgischer Confession", das überhaupt erste lutherische Gesangbuch der Mark Brandenburg. Später umbenannt in „Praxis Pietatis Melica", erschien die berühmte Kirchenliedersammlung mit zahlreichen eigenen Vertonungen in immer wieder erweiterten Auflagen. Unter anderem auch die Entwicklung des Liedwerks Paul Gerhardts ist darin eindrucksvoll dokumentiert. Über 100 Melodien hat Johann Crüger geschaffen. Die Kunst seines Tonsatzes blieb auch nach dem Tod noch für Generationen prägend.


Albrecht Henkys, _BERLINmacher_ Raum 2108 A, Stiftung Stadtmuseum Ausstellung Januar-März 2012