Dr. Eva Börsch-Supan
Von Martin Mende, 6. März 2023
Eva Börsch-Supan wurde am 20. Januar 1932 in Dresden als Eva Höllinger geboren und studierte von 1950 an Kunstgeschichte an der Universität in Leipzig. Das Studium schloss sie mit einem Diplom ab. Ihr Lehrer Professor Dr. Heinz Ladendorf – seit 1936 Mitglied des Vereins für die Geschichte Berlins – trat am 1.Januar 1958 aus politischen Gründen als Direktor des Kunsthistorischen Instituts Leipzig zurück, verließ die DDR und übernahm die Leitung des Kunstgeschichtlichen Instituts der Universität Köln. Eva folgte ihrem Doktorvater nach Köln, um bei ihm mit dem Thema „Garten-, Landschafts- und Paradiesmotive im Innenraum“ zu promovieren. Noch in Leipzig hatte sie 1956 durch eine Studienreise des Kunsthistorikerstudenten Helmut Börsch-Supan kennengelernt, der 1958 über die Bildgestaltung bei Caspar David Friedrich an der Freien Universität Berlin promoviert wurde. Dr. Margarete Kühn holte ihn 1961 für den Wiederaufbau des Charlottenburger Schlosses aus München nach Berlin zurück und er heiratete 1963 Eva Höllinger. Von ihren drei Söhnen arbeiten zwei als Stadtplaner und im Bauwesen.
Eva Börsch-Supan wurde eine der bedeutendsten deutschen Kunst- und Architekturhistorikerinnen. 1975 erschien ihre Europäische Stilkunde, 1977 das Standardwerk Berliner Baukunst nach Schinkel 1840-1870. Zusammen mit ihrem Ehemann verantwortete sie 1977 Reclams Kunstführer Band 7 Berlin, 1991 überarbeitet als Kunstführer Berlin herausgegeben, ebenfalls ein Standardwerk. Es folgten 1980 die Herausgabe der von ihr kommentierten Tagebücher des Architekten Ludwig Persius und 1997 die umfangreiche Monographie über den Architekten Friedrich August Stüler. Eva Börsch-Supan war schließlich Mitherausgeberin aus der Reihe Karl Friedrich Schinkel Lebenswerk. Band 18: Die Provinzen Ost- und Westpreußen und Großherzogtum Posen (2003) und Band 21: Arbeiten für König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Kronprinz Wilhelm (IV.) (2011). Bernhard Schulz bezeichnete sie 2012 daraufhin als Doyenne der Schinkelforschung.
Eva Börsch-Supan war Mitglied der Ökologisch-Demokratischen Partei (ödp) und kandidierte 1998 zur Bundestagswahl auf Platz 3 der Berliner Landesliste, 2013 auf Platz 4, vergeblich. Von 2008 an war sie Mitglied des Verreins für die Geschichte Berlins. Im Rahmen des Neujahrsempfangs des Vereins erhielt sie am 24. Januar 2008 die Fidicin-Medaille mit folgender Begründung: „Der Verein für die Geschichte Berlins e. V. , gegründet 1865, verleiht Frau Dr. Eva Börsch-Supan die Fidicin-Medaille. in Würdigung ihrer Forschungen zur Kunst und Geschichte der Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft. Frau Dr. Börsch-Supan hat die Architekturgeschichte des 19. Jahrhunderts um gewichtige Schriften bereichert, darunter ihr Kompendium zum Nachwirken Karl Friedrich Schinkels. Hier wie in ihren Werken über Ludwig Persius und Friedrich August Stüler wurde diese auch für den Fortgang der Berliner Baugeschichte so wichtige Periode mit ihren theoretischen und kulturellen Grundvoraussetzungen, ihren Protagonisten und Werken in beeindruckender Vollständigkeit dargelegt. Mit dem 2003 vorgelegten 18. Band zum Schinkelschen Lebenswerk setzte sie ihrer Beschäftigung mit dem führenden Architekten seiner Zeit einen vorläufigen Höhepunkt. Neben ihren Publikationen ist sie mit Vorträgen präsent, so auch im Verein für die Geschichte Berlins, gegr. 1865. So führt sie uns das gesamte Kulturschaffen unserer Region, neben der Malerei und Bildhauerkunst auch die Gartenkunst und Musik, mit größter Kennerschaft vor Augen.“Ihr Ehemann erhielt die Auszeichnung in Würdigung seines Lebenswerkes, seines Wirkens für die Berliner Schlösser sowie seiner Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte Berlins. 2014 wurde ihr gemeinsam mit ihrem Mann die Ehrenmitgliedschaft in der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg e. V. verliehen. Eva Börsch-Supan wurde bewundert wegen ihres außerordentlichen Fleißes und ihrer Detailversessenheit. Sie starb am 5. Oktober 2022 im Alter von 90 Jahren. Der Kunstwissenschaftler Nikolaus Bernau nannte sie am 9. November 2022 „eine Frau, die gerne ihre Erkenntnisse mit anderen Forschenden teilte, die begeisterte und zugleich engagierte Mutter, Ehefrau und Großmutter war – und dabei auch den großen Freundeskreis der Familie pflegte.“ Eva Börsch-Supan ruht in Berlin-Charlottenburg auf dem Luisenfriedhof III Fürstenbrunner Weg.