1670 schenkte der Große Kurfürst seiner Ehefrau Dorothea das sogenannte Tiergartenvorwerk und erließ vier Jahre später die Gründungsurkunde für die „neuangelegte Vorstadt vorm Neuen Thore des Friedrichs-Werders". Das kommunale Eigenleben der unter dem Namen Dorotheenstadt bekannten Gemeinde fand 1710 durch die Fusion der Stadtgemeinden Berlin, Kölln, Friedrichswerder, Dorotheen- und Friedrichstadt zur Residenzstadt Berlin auf Anordnung des ersten Königs in Preußen sein Ende.Die nach dem Urteil von Zeitgenossen überaus geschäftstüchtige Kurfürstin Dorothea förderte tatkräftig die Entwicklung des Areals. 1682 erteilte sie dem Apotheker Samuel Wölcke das Privileg für die Errichtung einer Apotheke in der Dorotheenstadt. Das Grundstück war im Privileg genau festgelegt, Friedrichstraße Ecke Mittelstraße. Dort war die Apotheke bis 1947 ansässig und führte seit 1706 den Namen Polnische Apotheke. Über die Gründe der Namensgebung kann man nur spekulieren, der damalige Besitzer kam aus Königsberg, also nicht aus Polen.
1833 erwarb Julius Edmund Schacht die „Polnische Apotheke" und errichtete 1838 ein neues Gebäude. Die Apothekerdynastie Schacht war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die bekannteste Apothekerfamilie Berlins. Julius Schacht beschäftigte ab 4. 7. 1845 für etwa ein Jahr Theodor Fontane als Gehilfe. Der Schriftsteller hat diese Zeit in „Von Zwanzig bis Dreissig" später beschrieben. Zwischen Schacht und Fontane entstand ein freundschaftliches Verhältnis. 1864 übernahm der Sohn Dr. Carl Schacht von seinem Vater die Apotheke. 1899 wurde das Apothekengebäude durch den jetzigen Bau von Alfred Breslauer ersetzt. An der abgestumpften Ecke mit der Eingangstür wurde ein polnischer Adler und ein Relief der Kurfürstin Dorothea angebracht. Dr. Carl Schacht überließ ab 1904 das Geschäft seinem Sohn und starb ein Jahr später.
1933 wurde der Name „Polnische Apotheke" unter Berufung auf die Privilegsurkunde, sicher aber auch, weil der Name nicht mehr in die damalige politische Landschaft passte, in „Dorotheenstädtische Apotheke" geändert.
Walter Schacht starb 1914 und die Erben verpachteten die Apotheke. 1947 kaufte Willy Tarray das Privileg. Er hatte vorher die größte Apotheke in Ostpreußen, die Rote Apotheke in Insterburg, betrieben.
Das Gebäude ging nach Kriegsende in das Eigentum der Sowjetischen Militäradministration über und die sowjetische Firma „Intourist" verdrängte die Apotheke aus ihren angestammten Räumlichkeiten. Die Apotheke fand vorübergehend schräg gegenüber in der Friedrichstraße 94 zwischen Georgen- und Dorotheenstraße eine neue Bleibe. Später gelang es dem Apotheker Tarray jedoch, seine Apotheke wieder auf die andere Seite zu verlegen in das Gebäude Friedrichstraße 154, direkt neben dem alten Stammhaus belegen. Der Berliner Magistrat verlangte jedoch die Anlage von Kollonaden und setzte die Rücknahme der Ladenfront um ca. 5 m durch. !998 brachte der neue Eigentümer im Zuge der Sanierung des gesamten Komplexes am Eckhaus wieder den Polnischen Adler und den Schriftzug „Polnische Apotheke" an, obwohl hier keine Apotheke zu finden ist. Die traditionsreiche Apotheke heißt unverändert „Dorotheenstädtische Apotheke" und ist nicht weit entfernt Friedrichstraße 151 Ecke Dorotheenstraße.
Martin Mende (Juli 2010)