Die kurze Verbindung zwischen der Rathausstraße und der Bischofstraße verschwand 1969 vom Stadtplan. Angeblich soll sie schon frühzeitig gepflastert gewesen sein, damit die Kurfürsten vom Hohen Haus in der Klosterstraße den Weg nach Spandau leichter passieren konnten. 1704 hatten hier u. a. der Kammer-Musikant Gottfried Pepusch und der Goldschmied Jacob Hildebrand ihre Häuser.

Noch nach dem zweiten Weltkrieg existierte - gegenüber dem Rathaus - als ältestes Wohnhaus Alt-Berlins gegenüber dem Berliner Rathaus das im Kern aus dem 15. Jahrhundert stammende Haus Nr. 15. Es war eines der ersten im Massivbau ausgeführten Gebäude ohne Fachwerk. Im Erdgeschoss beeindruckten Kreuzgewölbe mit Blattmusterverzierungen und eine Schwarze Küche mit einem riesigen Rauchfang. Im 20. Jahrhundert waren hier neben Wohnungen das Wirtshaus Alt-Berlin und nebenan Schipmanns Weinstube zu finden. Trotz zahlreicher Proteste fiel das einzigartige Haus 1955 den Hauptstadtplanungen der DDR zum Opfer und wurde abgerissen. Archäologische Untersuchungen ergaben, dass das benachbarte Eckhaus zur Rathausstraße noch älter war (Kernsubstanz nach dem Stadtbrand von 1380). Im 16. Jahrhundert waren beide durch Baumaßnahmen zusammengefasste Häuser Eigentum des Patriziers Jakob Wins. Die Wappen der Familien von Wins und Buchholtz konnten auf den Gewölbeschlusssteinen beim Abbruch identifiziert werden. Spätere Eigentümer waren u. a. Friedrich Trebbow, der Konsistorialpräsident Petrus Fritze und der Kaufmann Gottfried Spatzier. Er gab erhebliche Mittel für den heutigen Hochaltar der Marienkirche. Vielleicht ruhen die Kellergewölbe als zukünftiges Bodendenkmal noch unter der Oberfläche und harren der Entdeckung.

Martin Mende

Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, Heft 1/2010 S. 334