Ausflug nach Niederschönhausen

Der erste Sommerausflug des Vereins fand, wie alljährlich "wenn der Lenz beginnt und der Schnee zerrinnt", eine außerordentlich zahlreiche Beteiligung seitens der Mitglieder, Damen und Gäste. Auch aus Niederschönhausen waren Freunde und Gäste erschienen. Die Teilnehmer fanden sich Donnerstag, den 26. März 1921, nachmittags 3 Uhr, auf dem Kirchplatz in Niederschönhausen ein, und Herr Pfarrer Fangauf begrüßte die Erschienenen in der neuausgebauten Kirche, gab eine eingehende Darstellung der Baugeschichte der Kirche und wies auf die vielfach verunglückten Versuche des Umbaues und der Ausschmückung hin. Der 1. Vorsitzende Herr Oberst Noël dankte dem Vortragenden für die bereitwillig gegebenen Erläuterungen.

Man begab sich darauf in den umfangreichen, neuerdings von der Gemeinde angekauften Park der uns bestens bekannten Familie Brose und in den Schloßpark, der von der zur Zeit ziemlich stürmisch dahineilenden Panke durchflossen wird. Das alte, von der Königin Elisabeth Christine (1740-1797) als Wohnsitz benutzte Schloß durfte auf Anordnung des Finanzministeriums angeblich wegen Baufälligkeit nicht besichtigt werden. Es sollen sich darin noch über 2000 nicht unbedeutende Ölgemälde befinden, während andere bereits in die Sammlungen des Hohenzollern-Museums übernommen worden sind. Herr Lehrer Ernst Rehfeldt, der uns eine ausführliche "Geschichte von Niederschönhausen" (Selbstverlag, 1920, 828 S. 15 M) geliefert und uns auch die Wiedergabe des Bildes "Am alten Dorfpfuhl um 1800" in dankenswerter Weise ermöglicht hat, gab überall lebensvolle Schilderungen aus der Vergangenheit und Gegenwart und ließ sich die Belehrung der Teilnehmer nach jeder Richtung hin angelegen sein.

Die Kaffeerast im Wirtshaus Schüßler in dem schattenspendenden Schloßpark bei dem schönen Wetter angesichts der auf der Strauchwiese sich fröhlich tummelnden Kinderschar war allen eine willkommene Erholung. Für rüstige Fußgänger schloß sich daran unter der Führung unseres allzeit bereiten Mitgliedes Herrn Gartenarchitekten Hans Martin eine Besichtigung der Siedlungsbauten bei der Mendelstraße (nach dem berühmten Nervenarzt Dr. Mendel genannt).

Aus: "Mitteilungen" 38, 1921, S. 23-24. Redaktion: Gerhild H. M. Komander 12/2003