Ausstellung im Märkischen Museum
Von Reovadi Prapavat

„Verlust" lautet das neue Thema in der Reihe „BlickWechsel", welches das Märkische Museum seit Jahresanfang anbietet.
Zehn Objekte der ständigen Ausstellungen werden diesmal ins Visier genommen. Anhand eines zusätzlichen Büchleins wird der Museumsbesucher angeregt, die mit dem „BlickWechsel"-Symbol markierten Vitrinen, die eine Paarung mit den Objekten eingehen, zu entdecken und sich näher damit zu beschäftigen.

Auf den Verlust, der durch die nationalsozialistische Herrschaft entstand, wird hier hingewiesen: Mal wird an bekannte Persönlichkeiten, wie den Komponisten Giacomo Meyerbeer anhand alter Spielpläne erinnert, mal wird an weniger bekannte, wie den Designer Tommi Parzinger anhand alter Presseartikel aufmerksam gemacht, um zwei Stationen beispielhaft herauszugreifen. Auch aktuelle künstlerische Ideen werden zur Gegenüberstellung verwendet.

Eine kleine, feinsinnige Ausstellung im Rahmen des Berliner Themenjahrs „Zerstörte Vielfalt".

Zu entdecken im Märkischen Museum bis zum 19. Januar 2014


Ausstellungen im Ephraim-Palais
Von Reovadi Prapavat


Geraubte Mitte
Wem gehörte vor 1933 die Mitte Berlins? Dieser Frage geht die aktuelle Ausstellung „Geraubte Mitte" nach. Über 200 Grundstücke gehörten nachweislich jüdischen Eigentümern. In den ausgestellten, großflächigen Luftaufnahmen sind diese Objekte rot markiert. Erläuternde Textpassagen können dank nummerierter Pinnnadeln vom Besucher gut zugeordnet werden. Lesbare Bordüren unterhalb der Decke führen chronologisch einzelne Verordnungen auf und machen deutlich, wie systematisch und unmenschlich das jüdisches Leben eingeschränkt wurde. Fünf der betroffenen Eigentümerfamilien werden anschaulich mit Alltagsgegenständen porträtiert und erlauben dem Besucher in die damalige Zeit einzutauchen und die Einzelschicksale nachzufühlen.


Bild dir dein Volk!
Wer war Axel Springer tatsächlich? Axel Springer setzte sich Zeit seines Lebens für die Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen ein. Dies kann der Besucher nicht nur anhand der ausgestellten Fotografien, Textpassagen und Titelblätter entdecken: In Filminterviews kommen Angestellte, Wegbegleiter und Kritiker zu Wort. Die vielschichtige Persönlichkeit Axel Springers lässt sich entdecken – und auch seine Beweggründe für sein Handeln.


Lieder ohne Worte
Die Ölgemälde der Künstlerin Barbara Loftus beschreiben die Erinnerungsbilder ihrer Mutter, die damals als Kind miterleben musste, wie Wertgegenstände und Hausrat der Familie beschlagnahmt wurden. Das Hauptgemälde zeigt die Familienidylle mit der Großmutter am Klavier Mendelssohns „Lieder ohne Worte" spielend. Die anderen Bilder dokumentieren in Ausschnitten einzelne Vorgänge der Beschlagnahmung, z.B. Öffnen der Vitrine, Entnahme der Porzellanfigur, Abtransport des Klaviers über das Treppenhaus. In einem Film verknüpft Barbara Loftus das Sehen dieser Gemälde mit dem Hören der Erzählstimme ihrer Mutter. Die Ohnmacht und Ratlosigkeit des kleinen Mädchens von damals ist spürbar, wenn sie sagt: „It was the law!" (es war Gesetz). Der Besucher erkennt die kaltblütige Willkür der Nationalsozialisten und sieht sich in der Verantwortung, es heute nicht wieder soweit kommen zu lassen.


Die drei Ausstellungen sind im Ephraim-Palais des Stadtmuseum Berlin bis zum 19. Januar 2014 zu besichtigen.