1. Februar 2015

Dr. Richard von Weizsäcker - Ehrenmitglied des Vereins für die Geschichte Berlins e.V., gegr. 1865

Der Verein für die Geschichte Berlins e.V., gegr. 1865, trauert um sein Ehrenmitglied Dr. Richard von Weizsäcker. Sein weltläufiges, liberales und aufgeklärtes Auftreten prägte das Bild von Deutschland und wurde eine bedeutende Mitgift auf dem Wege zum vereinigten Vaterland.

Die Damen und Herren des Vereins ernannten den designierten Bundespräsidenten vor 30 Jahren, am 18. Mai 1984, zum Ehrenmitglied. In der Urkunde dazu heißt es: "Er würdigt damit seine Verdienste, die er sich als Regierender Bürgermeister von Berlin um unser Gemeinwesen erworben hat. Lauterkeit seiner Gesinnung, noble Haltung und die Kunst menschlichen Regierens haben das Selbstbewusstsein Berlins zu stärken vermocht. Diese Auszeichnung gilt auch einer Persönlichkeit, die in historischen Zusammenhängen zu denken weiß. Die Ehrenmitgliedschaft des Vereins für die Geschichte Berlins soll die Bande zwischen dem gewählten Bundespräsidenten und seiner Stadt festigen."

In einem Schreiben vom 25. Juni 1984 bedankte sich der Geehrte mit den Worten:"Sie haben mir eine große Freude gemacht und eine hohe Ehre erwiesen, indem Sie mir die Ehrenmitgliedschaft des Vereins für die Geschichte Berlins zuerkannt haben. Meine Verbindung zu Berlin erstreckt sich über ein ganzes Leben. Sie hat sich in den letzten Jahren auf besondere Weise vertieft. Durch die Ehrenmitgliedschaft in Ihrem an Tradition so reichen Verein wird ein neues Band geknüpft, das ich mit herzlicher Dankbarkeit entgegennehme. Der Arbeit des Vereins und den Bestrebungen seiner Mitglieder gelten für die weitere Zukunft meine besten Wünsche."

Im September 2014 bat der Verein Richard von Weizsäcker um ein Grußwort für die geplante Festschrift zum 150. Gründungsjubiläum. Gern kam er dieser Bitte nach. Beim Festakt in der Nikolaikirche am 28. Januar 2015 entschuldigte sich das Ehrenmitglied unter Hinweis auf sein hohes Alter. So enthält die in der Nikolaikirche drei Tage vor seinem Tod vorgestellte Festschrift die letzte offizielle zu Lebzeiten getätigte Äußerung dieses großen deutschen Staatsmannes. Dort, wo der Verein sein 150. Jubiläum feierte, wurde Richard von Weizsäcker am 29. Juni 1990 zum ersten Gesamtberliner Ehrenbürger nach der Teilung der Stadt ernannt. Seinerzeit gab es eine lebhafte Diskussion um die Hauptstadt des vereinigten Landes, was auch in seiner Dankesrede thematisiert wurde. Das Eintreten für Berlin als künftige Hauptstadt brachte ihm damals Kritik ein, zählt aber heute zu seinen bleibenden Verdiensten. Als erstes Verfassungsorgan der Bundesrepublik Deutschland siedelte er nach Berlin über und wies allen Zauderern und Widerwilligen den Weg. Richard von Weizsäcker gehört zu den wenigen Politikern unseres Landes, die auf ein politisches Leben auch noch nach dem Amt zurückblicken können. Dass seine Frau und er anschließend Berliner blieben, zeigt, dass er nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen zu empfinden und zu leben verstand.

Von Dr. Manfred Uhlitz
Vorsitzender des Vereins für die Geschichte Berlins e.V., gegr. 1865