James Hobrecht
[Sein Bruder Arthur Johnson Hobrecht (1824 - 1912) war von 1872 bis 1878 Oberbürgermeister von Berlin. 1904 wurde ihm die Ehrenbürgerwürde verliehen.]

31.12.1825 Memel - 08.09.1902 Berlin
Grabstätte: Sophien-Kirchhof II, Bergstraße 29, Grab nicht erhalten

Geburtsname: James Friedrich Ludolf Hobrecht
Tätigkeit: Stadtbaurat, Ingenieur, Architekt
Lebens- und Wirkungsorte:

Gedenkorte in Berlin: Museum im Wasserwerk, Friedrichshagen
Gedenkorte außerhalb Berlins:

Lebenslauf:
Am 31. Dezember 1825 wurde James Hobrecht in Memel geboren und besuchte das Collegium Fridericianum in Königsberg, das er ohne Abitur verließ. Nach Feldmesserausbildung und Primareife begann er am 1. April 1847 seine Ausbildung in Berlin, die er mit der"unbedingten" Befähigung als Feldmesser abschloss.

An der Allgemeinen Baufachschule der Bauakademie legte Hobrecht 1949 sein Examen als Bauführer ab. Er trat dem Architektenverein bei, den er in späteren Jahren maßgeblich beeinflusste. Nach den Prüfungen zum Baumeister für Landbau - 1856 und 1858 - wurde er 1869 zum königlichen Baurat ernannt und kehrte nach Berlin zurück. Die Ernennung erfolgte noch während seiner Tätigkeit in Stettin/Szczecin. Die dortigen, gelungenen Projekte zur Stadtentwässerung (1862-69) hatten James Hobrecht in Fachkreisen einen sehr guten Ruf eingebracht. Man wollte ihn als Spezialisten für die Kanalisation für Berlin gewinnen.
1873 wurde Hobrecht Chefingenieur für den Bau der Berliner Kanalisation und begründete den Verein für öffentliche Gesundheitspflege mit. Parallel zu diesen Tätigkeiten unterrichtete er an der Bauakademie. 1885 übernahm Hobrecht die Position des Stadtbaurats für Tiefbau. Nur wenige Tage nach seinem bedeutendsten Mitstreiter Rudolf Virchow verstarb James Hobrecht am 8. September 1902 und wurde auf dem Friedhof der Sophiengemeinde an der Bergstraße (Mitte) begraben.

Ausdrücklich ist auf die fortschrittliche Gesinnung Hobrechts hinzuweisen, wie sie zu dieser Zeit auch Rudolf Virchow und Ludwig Hoffmann im Dienste der Stadt Berlin und ihrer Menschen vertraten. Die von Hobrecht 1859-61 erarbeiteten Bebauungspläne für die Umgebungen von Berlin waren nicht dazu gedacht, gesundheitsschädliche Wohnverhältnisse zu schaffen, wie gelegentlich in polemisierenden Texten zu lesen ist.

Der Straßenplan mit seinen markanten Plätzen machte keine Aussage über die Bebauung der Blöcke. Der Grund für die Mietskasernen lag in der hemmungslosen Bodenspekulation.

James Hobrecht gehörte zu den führenden Köpfen der Hygienebewegung. Seine Kanalisationspläne für die Großstadt Berlin bestanden in zwölf voneinander unabhängigen Entwässerungsgebieten, die er Radialsysteme nannte. Mit Pumpwerk und Abfluss in gemauerten Kanälen ausgestattet, leiteten sie über Druckrohre die Abwässer auf die vor der Stadt liegenden Rieselfelder.
Vor 130 Jahren wurde der Bau des ersten Systems zwischen Mühlendamm und Tiergarten mit dem Pumpwerk Schöneberg begonnen. 1909 waren alle Radialsysteme in Betrieb. Seuchen spielten fortan keine Rolle mehr in Berlin. Wie zukunftsweisend Hobrechts Planungen angelegt waren, erwies sich ab 1920, als sich mit der enormen Vergrößerung des Berliner Stadtgebietes die Erweiterung der bestehenden Entwässerungsanlagen als unproblematisch erwiesen.

Als nicht planender und ausführender, sondern politsch verantwortlicher Stadtbaurat konnte Hobrecht fast alles durchsetzen, ob es sich um die Anlage der Oberbaumbrücke oder des Urbanhafens handelte. Das bringt auch der Nachruf des Berliner Magistrats zum Ausdruck: "Ausgestattet mit der Gabe des Wortes, überzeugt und überzeugend, wusste er seinen Anschauungen sicher Geltung zu schaffen und Verstand und Herzen zu gewinnen; die Liebenswürdigkeit und die natürliche Hoheit seines Wesens machten ihn zu einer jener vornehmen Erscheinungen, deren Einfluss sich niemand entziehen kann."

Literatur:
Klaus Strohmeyer: James Hobrecht (1825-1902) und die Modernisierung der Stadt, Potsdam 2000.

Gerhild Komander