Gotthold Ephraim Lessing

22.01.1729 Kamenz - 15.02.1781 Braunschweig
Grabstätte: Braunschweig

Tätigkeit: Schriftsteller, Publizist, Diplomat, Bibliothekar
Lebens- und Wirkungsorte: Kamenz, Leipzig, Berlin, Wittenberg, Breslau, Hamburg, Wolfenbüttel

Gedenkorte in Berlin: Nikolaikirchplatz
Gedenkorte außerhalb Berlins: Wolfenbüttel

Lebenslauf:
Die Biographie von Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) steht für ein halbes Jahrhundert deutscher Literatur und Philosophie. Er verbürgerlichte die deutsche Aufklärung, begründete die deutsche Nationalliteratur und war der erste freie Schriftsteller.
„Einer freigeistigen Elite“ böhmisch-sächsischer Herkunft entstammend bricht Lessing früh aus den beengten Kamenzer Verhältnissen aus, um in Leipzig zu studieren, wo er erste Kontakte zum Theater aufnimmt.

In seinem zwanzigsten Lebensjahr entschließt er sich, als freier Schriftsteller zu leben, und geht nach Berlin, wo er bis 1751 bleibt. Hier hinterlässt er erste literarische Spuren in der „Berlinischen Privilegierten Zeitung“ – aus der die „Vossische Zeitung“ hervorgeht -, für die er bis 1755 Kritiken schreibt und die Redaktion des „Gelehrten Artikels“ übernimmt.
In Berlin entsteht das Theaterstück „Die Juden“. Es macht Lessing zum „Judenfreund“, bevor er seinem jüdischen Freund Moses Mendelssohn begegnet. Der Aufenthalt in Berlin wird unterbrochen, der freie Schriftsteller und Journalist holt in Wittenberg die Promotion zum Magister nach.

Ein Jahr später, im November 1752, kehrt er zurück, trifft auf Karl Wilhelm Ramler, Friedrich Nicolai, Moses Mendelssohn und Ewald von Kleist. Diese Freundschaften binden ihn an Berlin, dennoch lässt er sich nicht endgültig nieder, geht 1755 nach Leipzig, weil er in Berlin keine Bühne für „Miss Sara Simpson“ findet, kehrt 1758 zurück und verläßt die Stadt zweieinhalb Jahre später abermals, um von 1760 bis 1765 als Sekretär des Generals Tauentzien in Breslau zu arbeiten, kommt wiederum für zwei Jahre nach Berlin und verlässt es endgültig, um als Dramaturg am Nationaltheater Hamburg zu arbeiten.

Lessing und Nicolai heben ein neues kritisches Journal, die „Briefe Die Neueste Literatur betreffend“ aus der Taufe und verfassen gemeinsam mit Moses Mendelssohn und Thomas Abbt 337 Briefe, deren polemische Schärfe die Beteiligten mehrfach zum Verhör vor die staatliche Zensurbehörde bringt.

Als zwiespältig erweist sich durch die intensiven Nachforschungen Willi Jaspers der Aufenthalt Lessings in Breslau. Was tat er als Sekretär Tauentziens? Jasper bezeichnet ihn als „Makler des Interessensausgleiches zwischen dem jüdischen Münzpächter in Berlin und dem preußischen Münzdirektor in Breslau“. Lessing kennt beide persönlich, Veitel Heine Ephraim und Friedrich Bogislaw von Tauentzien, und nutzt seine Berliner Verbindungen. So läßt ihm Moses Mendelssohn vertrauliche geschäftliche Botschaften durch den Kaufmann und Dichter Ephraim Moses Kuh, einem Neffen Ephraims, zukommen.

Willi Jasper vermutet, daß Lessing von Anfang an in die Pläne der Münzverschlechterung während des Siebenjährigen Krieges eingeweiht war und bringt „die unverhoffte Ernennung zum auswärtigen Mitglied der preußischen Akademie der Wissenschaften, ohne dass ein Antragsteller bekannt wurde,“ damit in Verbindung.

Zwei Jahre lang hält sich Lessing danach in Berlin auf und beendet die Manuskripte zu „Laokoon“ und „Minna von Barnhelm“, Texte, in denen er die Breslauer Erfahrungen bearbeitet. Darauf verweist die Gedenktafel am Haus Nikolaikirchplatz 7, deren Inschrift an diesem Ort Verwirrung stiftet. Sie stammt vom letzten Berliner Wohnort Lessings in der Königstadt.

Gotthold Ephraim Lessing wohnte bei seinem ersten Aufenthalt in Berlin von 1748-1751 in demselben Haus in der Spandauer Straße wie später Mendelssohn und verfasste hier das Drama „Die Juden“. 1752-1755 lebte er am Nikolaikirchplatz (Nr. 10) - und verfasste mit "Miss Sara Sampson" das erste deutsche bürgerliche Trauerspiel, 1755 -, drei Jahre später bis 1760 in der Heiliggeiststraße (Nr. 10) und 1765 Am Königsgraben in der Nähe des Paradeplatzes. Am letzten Wohnort entstanden „Laokoon“ und „Minna von Barnhelm“. Hier war die Freundschaft mit Ewald von Kleist maßgeblich an der Entstehung der Figur des Major von Tellheim beteiligt. "Minna von Barnhelm" gelangte als erstes deutsches Theaterstück auf die englische Bühne.

Eng verbunden ist die Rezeption der Werke Lessings durch die Berliner Theaterbühnen mit der Gestalt Carl Theodor Döbbelins, der 1783 "Nathan der Weise" im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt zur Aufführung brachte, nachdem er zuvor andere Werke Lessings (1768 "Minna von Barnhelm", 1772 "Emilia Galotti") mit seiner Truppe gespielt hatte.
Im Nicolaihaus in der Brüderstraße Nr. 13 wurde ein Lessing-Museum eingerichtet, das 1939 geschlossen wurde. Dem "Judenfreund" Lessing durfte unter nationalsozialistischer Regierung kein Museum gewidmet sein.

Werke:

Literatur:
Willi Jasper: Lessing. Aufklärer und Judenfreund, Berlin und München 2001. - Rezension von Gerhild H. M. Komander, in: MVGB 100, 2004, S. 132-33.

Literatur in den Publikationen des Vereins für die Geschichte Berlins:
Otto Mönch: Das Lessingzimmer, in: MVGB 26, 1909, 3, S. 52-54.
M. Heinze: Geistige Beziehungen zwischen Berlin und Potsdam, in: SVGB Heft 50, 1917, S. 316-328.
Felix Hasselberg: Beiträge zu Lessings "Gesprächen". Nebst einem Lessing-Aufsatz von Willibald Alexis, in: MVGB 46, 1929, 2, S. 51-67.
Edith Krauß: Am Lessing-Denkmal im Berliner Tiergarten, in: MVGB 99, 2003, S. 559-562.
Ingrid Strohschneider-Kohrs: Mendelssohn und Lessing. Eine Freundschaft im Spannungsfeld der Epoche, in: MVGB 2/2004.

Verweise:
www.gleimhaus.de Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.lessing-akademie.de
www.hab.de (Herzog August Bibliothek)
www.lessingmuseum.de

Gerhild H. M. Komander 1/2005