Gustav Albert Lortzing

23. 10. 1801 Berlin - 21. 01. 1851 Berlin
Grabstätte: Ev. Sophienfriedhof, Bergstraße

Tätigkeit: Komponist, Dirigent, Schauspieler, Schöpfer der komischen deutschen Spieloper

Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Geburtshaus stand in der Berliner Breite Straße 12, heutiger Standort der Landesbibliothek Berlin. An dem Haus befand sich eine Bronzetafel mit Reliefporträt. Die Inschrift lautete: Albert Lortzing wurde hier am 23. 10. 1801 geboren und starb am 21. 01. 1851 in Berlin. Die im Krieg verlorengegangene Gedenktafel wurde durch eine von der Richard-Wagner-Gesellschaft gestiftete Tafel ersetzt und soll an dem Gebäude der Berliner Landesbibliothek angebracht werden.

Albert Lortzings Sterbehaus liegt in der Luisenstraße 53, Berlin-Mitte. Über dem Eingang ist eine Bronzetafel mit folgender Inschrift angebracht: Hier starb am 21. Januar 1851 / der Tonkünstler / Albert Lortzing / Seinem Andenken / die Stadt Berlin 1889. Albert Lortzing wohnte im zweiten Stock dieses wiederhergestellten Hauses vom Juli 1850 bis zu seinem Tode. Beigesetzt ist der Opernkomponist auf dem Evangelischen Sophienfriedhof, Bergstraße 29, Berlin-Mitte.
Die Inschrift auf dem 2001 renovierten Grabstein lautet: Dem Meister deutscher Tonkunst von den Mitgliedern des Herzoglichen Hoftheaters zu Braunschweig im Jahre 1859. Im unteren Teil stehen die Verse: Deutsch war sein Leben, und deutsch sein Leid, / Sein Leben Kampf mit Not und Neid. / Das Leid flieht diesen Friedensort, / Der Kampf ist aus, sein Lied tönt fort.

Ein Denkmal, entworfen von Gustav Eberlein, steht seit 1906 im Berliner Naturpark Tiergarten. Die Kinderputten auf dem Denkmal repräsentieren die beliebtesten Figuren aus Lortzings Opern.

Weitere Lortzing-Denkmäler stehen in Bad Pyrmont (1901) von Meister Uphues und in Detmold (1901) von Rudolf Hölbe. Zwei Gedenktafeln außerhalb Berlins befinden sich in Detmold, Rosental 5 und Lange Straße 43. Auch in Wien in der Wiedner Hauptstraße 50, Haus 4 findet sich eine Tafel. Seit dem 22. April 1950 steht neben diesem Haus ein von Franz Barwig entworfenes Denkmal, das Lortzing als Waffenschmied darstellt.

Lortzing kam früh mit Musik und Theater in Berührung. Schon als Kind komponierte er, und die Eltern ließen sein Talent durch Klavierstunden bei Johann Heinrich Griebel, einem Mitglied der Hofkapelle, und Theorieunterricht bei dem Leiter der Berliner Singakademie C. F. Rungenhagen ausbilden. Seine Bühnenleidenschaft, die sich zuerst in Kinderrollen bei Aufführungen im Berliner Liebhabertheater "Urania" zeigte, musste er bald auch beruflich unter Beweis stellen, denn nach dem Niedergang des Berliner Ledergeschäfts in der Breite Straße 12 gingen die Eltern 1811/12 als Schauspieler nach Breslau.

1813-1817 führte die Familie ein unstetes Theaterleben, das sie über Coburg und Bamberg, Straßburg und Freiburg an das Derossische Theater brachte, das zwischen Bonn, Köln und Düsseldorf seinen Wirkungskreis hatte. Lortzing ging ganz in der Welt des Theaters auf, dessen Anforderungen an Schauspieler, Sänger, Regisseur und Bühnenmusiker seine vielseitige Begabung entgegenkam.

1824 heiratete Albert Lortzing die Schauspielerin Rosine Ahles (1799-1854). Aus dieser Ehe gingen elf Kinder hervor, von denen sechs das Erwachsenenalter erreichten.

Seit 1826 war Lortzing gemeinsam mit seiner Frau für mehrere Jahre am Detmolder Hoftheater engagiert. Dort spielte er 1829 bei der Premiere von Grabbes "Don Juan und Faust", zu der er auch die Bühnenmusik komponiert hatte, die Rolle des Don Juan. Von mehreren Singspiel-Einaktern waren "Der Pole und sein Kind" und "Der Weihnachtsabend" bei kleineren Bühnen erfolgreich.

Im Sommer 1833 zog Lortzing mit seiner Familie nach Leipzig. Dort hatte sein früherer Prinzipal das Alte Theater übernommen, auf dem Lortzing als Schauspieler und dann auch als Dirigent berühmt wurde. Die allem Kulturellen gegenüber aufgeschlossene Atmosphäre der weltoffenen Messestadt wirkte sich positiv auf Lortzings künstlerische Entwicklung aus. Seine erste Oper "Die beiden Schützen" wurde 1837 aufgeführt und ging in wenigen Jahren über deutsche und französische Bühnen.

Mit der Oper "Zar und Zimmermann, oder Die zwei Peter", die noch im selben Jahr in Leipzig zur Aufführung kommt, wurde Lortzing zum herausragenden Vertreter des volkstümlich-romantischen Singspiels in Deutschland. Der Triumph der Berliner Aufführung von 1839 machte ihn zu einem überall bekannten Komponisten.

Zwischen 1839 und 1842 produzierte Lortzing trotz der Belastungen, die sein Engagement als Schauspieler und Sänger ihm auferlegten, jährlich eine neue Oper, darunter "Hans Sachs" sowie "Der Wildschütz, oder Die Stimme der Natur" (nach Kotzebues bühnenwirksamem Schauspiel "Der Rehbock"), die in Leipzig am Silvesterabend 1842 uraufgeführt wurde. Damit hatte Lortzing ein musikalisches Lustspiel geschaffen, das mit der französischen opéra comique wie mit dem romantischen Singspiel in der Art Webers wetteifern konnte. 1844 zum Kapellmeister ernannt, wandte sich Lortzing der großen romantischen Oper zu.

Die Uraufführung der "Undine" (nach Vorlage von Friedrich de la Motte Fouqués Märchennovelle) fand 1845 in Magdeburg statt. Bei seiner Rückkehr nach Leipzig war er seines Postens als Kapellmeister enthoben. Von da an begann sein Niedergang. 1846 ging er nach Wien ans Theater an der Wien. Doch hatten seine nächsten Werke, darunter "Der Waffenschmied", keinen Erfolg. Lortzing war zeitlebens ein politisch engagierter Künstler, und das herkömmliche Bild vom Biedermeier-Komponisten trügt.

Während der Revolution von 1848 versuchte er sich an einer kritischen Zeitoper: "Regina".
Eine Aufführung zu Lebzeiten wurde verhindert. Verstört durch die Ereignisse (vor allem durch die Erschießung seines Freundes Robert Blum) suchte Lortzing nach neuen Wirkungsstätten. Aber alle Berufungen (Dresden, Leipzig) zerschlugen sich. Er musste erneut als Schauspieler und Gastdirigent sein Leben fristen.

Im April 1850 trat er als Kapellmeister ein Engagement am neuen Friedrich-Wilhelmstädter Theater in Berlin (heute Deutsches Theater) an. Einen Tag nach der Frankfurter Uraufführung seines Einakters "Die Opernprobe" (20. 01. 1851) starb Lortzing völlig verarmt an den Folgen eines Schlaganfalls. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und den Vertretern der gesamten Berliner Musikwelt fand seine Beisetzung statt.

Lortzing entwickelte den Typus der deutschen Spieloper, in deren Rahmen er sowohl den Konversationsstil als auch das Opernlied und das strophisch gegliederte Liedduett kultivierte.
Die vielstimmigen Ensemblesätze belegen seine satztechnische Meisterschaft und weisen ihn gleichzeitig als großen Mozart-Verehrer aus. Lortzing schrieb als erster deutscher Komponist sämtliche Libretti selbst. Als Theaterdichter wie als melodischer Erfinder, als komponierender Humorist und als überlegener Meister der komisch-rührenden Szene hatte Lortzing im 19. Jahrhundert nicht seinesgleichen. Insofern trifft Richard Wagners Urteil über ihn als den größten deutschen Opernkomponisten nach Weber durchaus zu.

Die Werke Lortzings sind heute noch dankbare und publikumswirksame Repertoirestücke an deutschsprachigen Theatern.

Werke (Auswahl):
- Die beiden Schützen (Leipzig, 1837), Komische Oper
- Zar und Zimmermann (Leipzig, 1837), Komische Oper
- Hans Sachs (Leipzig, 1840), Komische Oper
- Der Wildschütz (Leipzig, 1842), Komische Oper
- Undine (Magdeburg, 1845), Romantische Zauberoper
- Der Waffenschmied (Wien, 1846), Komische Oper
- Die Opernprobe (Frankfurt, 1851), Komische Oper (Einakter)
- Regina (Berlin 1899), Oper, vollständig überarbeitete Fassung von Adolf L'Arronge

Ferner: Bühnenmusiken und Einlagen zu Schauspielen, Opern und Singspielen - verschiedene Orchester- und Chorwerke, Klavierlieder.

Literatur (Auswahl):
P. J. Düringer: Albert Lortzing. Sein Leben und Wirken, Leipzig 1851.
G. R. Kruse: Albert Lortzing. Leben und Werk, Berlin 1914, 2 1947.
H. Chr. Worbs: Albert Lortzing in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Hamburg 1979.
Heinz Schirmag: "Ich bin ein geborener Berliner", Albert Lortzing in seiner Heimatstadt.
In: Miniaturen zur Geschichte, Kultur und Denkmalpflege Berlins Nr. 10, (1983), S. 77-97.
Norbert Miller: Albert Lortzing. In: Neue Deutsche Biographie, Band 15, S. 189-192, Berlin 1987.
Albert Lortzing. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, Band 3, S. 556-581.
München-Zürich 1989. (Standardwerk).
Heinz Schirmag: Albert Lortzing. Glanz und Elend eines Künstlerlebens, Berlin 1995.
Jürgen Lodemann: Lortzing. Gaukler und Musiker, Göttingen 2000.
Walter Dietrichkeit: Albert Lortzing. Schauspieler, Sänger, Komponist, Kapellmeister. Eine Biographie.
Bad Pyrmont 2000.
Irmlind Capelle: Albert Lortzing. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MMG),
2. neubearbeitete Ausgabe, hrsg. von Ludwig Finscher. Personenteil Band 11, S. 478-487,
Kassel 2004. (Grundlegend).

Briefwechsel:
Irmlind Capelle: Albert Lortzing. Sämtliche Briefe. Historisch-kritische Ausgabe, Kassel 1995.

Werkverzeichnis:Albert Lortzing. Chronologisch-Thematisches Verzeichnis der Werke, bearb. von Irmlind Capelle, Köln 1994.

Genealogie der Familie Lortzing:
In: Deutsches Geschlechterbuch, Band 142 (Bd. 2 - Thüringen), Görlitz 1942.

Das Lortzing-Archiv befindet sich in der Lippischen Landesbibliothek zu Detmold. Internetadresse: llb-Detmold.de. Dort können auch Lortzing Porträts und Stiche eingesehen werden.

Kontakt:
Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V.
c/o Professor Dr. Bodo Gotzkowsky
Leipziger Straße 96
36037 Fulda
Telefon: 06 61 / 60 41 04
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Bodo Gotzkowsky 10/2004