2013 liegt der Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft 80 Jahre, das Pogrom vom 9. November 1938 gegen die jüdische Bevölkerung 75 Jahre zurück. Berlin begeht diese Jahrestage mit stadtweiten Projekten: Mit zahlreichen Veranstaltungen soll der Vielfalt des Lebens in der Weltstadt Berlin (die berühmten „Zwanziger Jahre") und seiner Zerstörung im Nationalsozialismus gedacht werden. Beteiligt an diesem Vorhaben sind unterschiedlichste Institutionen, Museen, Gedenkstätten, Kultureinrichtungen, Vereine und Initiativen. Unterstützt werden die Aktivitäten aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds.

 

01-versammlungsraumAbbildung: Zerstörter Sammlungsraum des Geschichtsvereins im Deutschen Dom 1943

 

Auch der Verein für die Geschichte Berlins will sich mit einem kleinen Projekt am Themenjahr 2013 beteiligen. Bekanntlich bildete die Mitgliedschaft des Vereins einen Querschnitt des Bürgertums aus Wirtschaft und Bildung. Traditionell engagierten sich viele Berliner Juden im Verein, sie gehörten zu seinen Gründern, und ihr Anteil an der Mitgliedschaft war weit höher als in der Bevölkerung.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wirkte sich auf alle Geschichtsvereine verhängnisvoll aus. So wurde auch der Verein für die Geschichte Berlins auf den neuen Staat ausgerichtet. Die kulturelle und gesellschaftliche Vielgestaltigkeit, die die Mitgliedschaft und die Aktivitäten des Vereins zuvor geprägt hatte, wurde durch die nationalsozialistische „Gleichschaltung" erst bedroht und schließlich zerstört. Viele Mitglieder verloren aus politischen oder „rassischen" Gründen ihre berufliche Existenz, manche wurden deportiert und ermordet.

 

 

Mit unserem Vorhaben soll die Zeit nach 1933 genauer als bisher bekannt, erforscht werden:

  • Wie vollzog sich die „Gleichschaltung" des Vereins?
  • Womit befasste sich der Verein nach 1933 in seinen stadthistorischen Aktivitäten?
  • Welches Schicksal erlitten die verfolgtenMitglieder?

Erkundungen, Diskussionen und Ergebnisse werden veröffentlicht – hier auf unserer Webseite, mit Vorträgen und in einer Publikation. Ein Podiumsgespräch zur Stadtgeschichte und Geschichtspolitik im Nationalsozialismus soll unser Schwerpunktthema später im Jahr abschließen. Einen ersten „Baustein" liefert Martin Mende mit einer Vereinschronik nach 1933. Weitere Mithilfe ist aber dringlich gewünscht: Erinnerungen, Dokumente, Funde, Gedanken, biographische Hinweise – alles ist denkbar und hilfreich!
Wolther von Kieseritzky

 

Hintergrund

Wie kam es zur Machtergreifung der Nationalsozialisten?
Dradio.de : Beitrag, Anatomie eines Tages: 30. Januar 1933

 

Der Vereinssitz bis 1943 war am Gendarmenmarkt

02-deutscher-dom-1934Abbildung links: Schauseite der Mitgliedskarte des Vereins von 1935: Nordfassade des Deutschen Doms am Gendarmenmarkt, im Erd- und Obergeschoss die Räume des Vereins (Fotografie: Archiv des Vereins für die Geschichte Berlins, e.V.).

 

 

03-rueckseite-domAbbildung links: Rückseite der Mitgliedskarte