Karl Emil Otto Fritsch

29.1. 1838 Ratibor/Schlesien - 31. 8. 1915 Berlin

Tätigkeit: Architekt, Mitbegründer und Herausgeber der Deutschen Bauzeitung von 1867 bis 1900

 

Lebenslauf:
Schulbesuch in Glatz, 1856 - 1859 Studium an der Bauakademie Berlin, Bauführer-Examen. Zweijährige praktische Tätigkeit unter Bauinspektor Herrmann in Stettin. 1861-1863 Fortsetzung des Studiums an der Bauakademie Berlin. 1863 Architekt des Kreisgerichts-Gefängnisses in Neu-Stettin (heute Szczecinek in der polnischen Wojewodschaft Westpommern). 1864 Probearbeit für das Baumeister-Examen. In Berlin 1866 zusammen mit Freunden Gründung der Deutschen Bauzeitung. Die Zeitschrift erscheint ab 5. 1. 1867 wöchentlich. Ab 1874 Mitglied des Vereins für die Geschichte Berlins. In der Zeit von 1868 bis 1877 Ehe mit Klara Köhne, nach deren Tod 1877 seit 1882 mit ihrer Halbschwester Anna Köhne verheiratet. Freundschaft mit Theodor Fontane. Seit 1886 Wohnsitz in der Keithstraße 21 Ecke Lützowufer. Der Dichter lässt in „Effi Briest" seine Effi sechs glückliche Jahre in einer Wohnung in der Keithstraße 1 C verbringen, bevor ihr Ehemann die verräterischen Briefe findet. Fontane verlieh seiner Protagonistin Züge der schönen und jungen Anna Fritsch-Köhne und pflegte mit dem Ehepaar einen regen Gedankenaustausch. Er nannte Anna seine „besondere Gönnerin".

Anna trug sich seit 1895 mit dem Gedanken einer Scheidung, starb aber bereits 1897 an Darmkrebs. Fritsch verlegte seinen Wohnsitz in die Elsholtzstraße und verlobte sich Anfang 1898 mit Fontanes einziger Tochter Martha. Fontane begrüßte die geplante Ehe des sechzigjährigen Witwers mit seiner fast vierzigjährigen Tochter, nicht zuletzt, weil mit der Verbindung gesellschaftliches Ansehen und materieller Wohlstand gesichert schien und er die geistige Souveränität von Fritsch schätzte. Die Eheschließung erfolgte 1899, Fontane war da bereits verstorben. Das Ehepaar Fritsch erwarb die Villa Meta in Waren/Müritz. Fritsch gab 1900 seine Tätigkeit für die Deutsche Bauzeitung auf. Anlässlich seines 70. Geburtstages ernannte ihn die Technische Hochschule Dresden 1908 zum Dr. h. c. und der Architektenverein zu Berlin zum Ehrenmitglied. Karl Emil Otto Fritsch starb in Berlin 1915.

Seine Ehefrau folgte ihm nach anderthalb Jahren mit 57 Jahren am 10. 1. 1917 in Waren.

Ein Nachruf mit Bild findet man in der Deutschen Bauzeitung Nr. 71 vom 4. September 1915. Die Briefe Theodor Fontanes an K.E.O. Fritsch und Anna Fritsch-Köhne wurden von der Schweizer Germanistin Regina Dieterle 2006 herausgegeben. Weitere bisher unveröffentlichte Briefe hat sie mit einer umfangreichen Kommentierung in den Fontane Blättern 89/2010 zugänglich gemacht.


Martin Mende, Mai 2010