Heinrich Anton Dähling

19. Januar 1773 Hannover - 10. September 1850 Potsdam.

Tätigkeit: Maler und Zeichner. Tätig in Berlin, wohnhaft Leipziger Str. 109.

Darstellungen wie "Der Abschied Alexanders I. von Friedrich Wilhelm III. und Luise am Sarge Friedrichs des Großen" und "Die königliche Familie", beide im Jahre 1806 entstanden, als Preußen dem Untergang nahe war, besitzen heute noch große Popularität. Die Künstler allerdings, die jene Werke und andere erdachten und ausführten, sind vergessen. So auch Heinrich Anton Dähling, langjähriges Mitglied der Berliner Akademie der bildenden Künste und zu Lebzeiten einer der bekanntesten Maler und Zeichner seiner Zeit.

Dähling war Schüler der Kunstakademie Berlin, 1811 wurde er deren Mitglied, 1814 daselbst Professor. 1818 berief man ihn zum Professor der Zeichenklasse und als außerordentliches Mitglied als Geschichts- und Porträtmaler. 1829 übernahm er die Leitung der neu eingerichteten Prüfungsklasse für Schülerbewerbungen der Akademie der bildenden Künste zu Berlin. 1832 wird er als Senatsmitglied geführt. 1838 erhielt Dähling die Leitung der Gipsklasse und des Eleven-Instituts. 1844 wurde er zum Kommissar für die Abteilung Gemälde der Akademieausstellung 1844 bestimmt. An den zweijährlichen Ausstellungen der Akademie nahm der Künstler von 1798 - 1850 regelmäßig teil.

Heinrich Anton Dähling arbeitete in allen malerischen Techniken, vor allem Ölmalerei, Aquarell und Gouache. Vorlagen für den Reproduktionsstich führte er in Tusche aus. Sein Werk umfaßt weltliche und religiöse Historien, Porträts, Genreszenen, Landschaften und Miniaturen.

Die enge Beziehung Dählings zum Königshaus wird deutlich in den patriotisch-monarchischen Beiträgen, die seine Werke in der Zeit der Napoleonischen Kriege lieferten. Die aus existentieller Not des Staates geborene Beschwörung der Erinnerung an die Siege Friedrichs II. führte zu einer wesentlichen Erweiterung der friederizianischen Ikonographie. Für den Mythos der Königin Luise legten die Bildnisse Dählings den Grundstein. Sie entstanden sowohl aus oben genannten Grund als auch aus persönlicher Verehrung für Luise.

Die zahlreichen Reproduktionen seiner historischen Zeichnungen (Kupferstich, Radierung und Lithographie) durch bekannte Berliner Künstler bewahren das Kupferstichkabinett und die Kunstbibliothek in Berlin: Die Schlacht bei Hochkirch, 1799, Gottfried Arnold Lehmann; Der große Maskenball anläßlich des Geburtstages der Königin, 1804, Johann Friedrich August Claar; Abschied Alexanders I. von Friedrich Wilhelm III. und Luise am Sarge Friedrichs des Großen, 1806, Meno Haas; Königin Luise auf dem Sterbelager, 1812, Daniel Berger.

Von einem betont sachlichen Stil wandte sich Dähling einer poetischen Darstellungsweise zu, die sich in Genreszenen und religiösen Bildern ausdrückte. Besonders empfindsame Werke entstanden nach literarischen Vorlagen Schillers. Wenn Dähling auch in den Bildern Luises und ihrer Familie die Ideale der bürgerlichen Gesellschaft mitgeteilt hatte, blieb ihm die junge Kunst des Biedermeier fremd. Nach 1820 konzentrierte er sich zunehmend auf seine Lehrtätigkeit an der Akademie.

Weitere Werke:
Berlin (ehem. Hohenzollernmuseum): Begegnung zwischen Königin Luise, Friedrich Wilhelm III. u. Kaiser Alexander von Rußland in Memel, 10.6.1802, Aquarell. Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum, Landesgalerie: Königin Luise, 1798, Tusche.
Potsdam Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Aquarellsammlung: Die Königliche Familie, 1806, Gouache.
Potsdam, Katholische Kirche St. Peter und Paul (ehem. Garnisonkirche): Tod Christi, Abnahme vom Kreuz, 1817.

Literatur:
Helmut Börsch-Supan: Vaterländische Kunst zu Beginn der Regierungszeit Friedrich Wilhelms III., in: Aurora, Jahrbuch der Eichendorff-Gesellschaft, Bd. 39, 1979, S. 95 f., Abb. 15.
Gerhild H. M. Komander: Der Wandel des "Sehepuncktes." Die Geschichte Brandenburg-Preußens in der Graphik von 1648 - 1810, Münster/Hamburg 1995.
Die Kunst hat nie ein Mensch allein besessen. Ausstellung zum 300-jährigen Bestehen der Akademie der Künste und der Hochschule der Künste, hg. von der Akademie der Künste und der Hochschule der Künste, Berlin 1996, S. 101, 125, 138.

Gerhild H. M. Komander 7/2003