03.08.1770 Potsdam - 07.06.1840 Berlin
Grabstätte: Mausoleum im Schlosspark Charlottenburg

Tätigkeit: Landesherr
Lebens- und Wirkungsorte: Berlin, Potsdam

Gedenkorte in Berlin: Schinkel-Pavillon im Schlosspark Charlottenburg
Gedenkorte außerhalb Berlins: Schloss Paretz

1. verheiratet 1793 mit Luise von Mecklenburg-Strelitz (10.3.1776 - 19.7.1810)
2. verheiratet 1824 in morganatischer Ehe mit Auguste Gräfin von Harrach, Fürstin von Liegnitz, Gräfin von Hohenzollern (30.08.1800 - 5.6.1875 Bad Homburg von der Höhe)

Friedrich Wilhelm III.*
Von Gerhild H. M. Komander

Am 16.11.1797 starb Friedrich Wilhelm II. im Marmorpalais im Neuen Garten in Potsdam.
Sein Sohn, der nun als Friedrich Wilhelm III. an die Regierung kam, war lieblos und hauptsächlich militärisch durch seinen Großonkel Friedrich II. erzogen worden. Der Vater hatte den von Friedrich II. hinterlassenen Staatsschatz von 51 Millionen in elf Jahren Regierung in ebenso hohe Schulden gewandelt.

Jetzt betrat ein anderer König die Bühne:
Kein Genießer und Kunstfreund wie der Vater, kein Gelehrter und kein militärisches Genie wie der Oheim. Der haushälterisch-sparsame Friedrich Wilhelm III. ist mit seiner bürgerlich-schlichten Lebensanschauung, seinem einfachen und unliterarischen Lebenszuschnitt Preußens einziger echter Bürgerkönig gewesen. Der preußische Klassizismus nahm in seiner Zeit die Wende zum Biedermeier.

Viel bekannter als dieser König sind viele seiner Zeitgenossen, vor allem die eigene Frau: Königin Luise, ein Mythos, der kaum von dem Friedrichs des Großen überstrahlt wird. Luise und Friedrich Wilhelm III. hatten sich während des Krieges gegen Frankreich 1793 im Haus ihrer Großmutter in Darmstadt kennengelernt und wenige Tage später verlobt.
Ihre Schwester Friederike gab seinem Bruder Ludwig das Ja-Wort.

Drei Jahre nach der Hochzeit am 24.12.1793 erwarb Kronprinz Friedrich Wilhelm (III.) das Gut Paretz und ließ es durch David Gilly umbauen. Gilly hatte sich als preußischer Landbaumeister und Gründer einer privaten Bauschule, aus der die Berliner Bauakademie hervorging, große Dienste erworben.
In Paretz verbrachte man sorglose, fröhliche Sommer, die einer bürgerlichen Familie ebenso gut angestanden hätten. Das Kronprinzenpalais Unter den Linden blieb der Hauptwohnsitz auch in der Königszeit.

Das wahrhaft idyllische Familienleben währte nicht lange. Ein König hatte schließlich auch zu regieren!
Friedrich Wilhelm III. war wohl der einzige Hohenzollernfürst, dem es ernsthaft widerstrebte, zu den Waffen zu greifen. Das ist ihm und dem Staat fast zum Verhängnis geworden. Es mangelte ihm an Entschlußkraft in kritischen Situationen, an Härte und Mut zu selbständigem Handeln. Dabei erforderten die Verhältnisse in Europa bei seinem Regierungsantritt und in den folgenden Jahren weit mehr als das.

1799 war Napoleon Bonaparte auf zehn Jahre zum Konsul der französischen Republik gewählt worden, drei Jahre später auf Lebenszeit ernannt worden. 1804 krönte er sich in Versailles zum Kaiser von Frankreich. Fast ununterbrochen waren England, Österreich und Italien mit Krieg und Demütigungen berzogen worden.
Der Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803 entschied über die Entschädigung der durch Abtretung der linksrheinischen deutschen Gebiete an Frankreich betreffenden Fürsten. 122 deutsche Kleinstaaten wurden durch Napoleon beseitigt, das heilige Römische Reich deutscher Nation wurde aufgelöst.
Preußen wahrte Neutralität!

Unter den preußischen Gelehrten und Militärs jedoch war längst eine patriotische Bewegung entstanden, die sich unverhohlen zu dem Bündnis Zar Alexanders und Kaiser Franz Josephs von Österreich bekannte.
Interessanterweise hatte der König selbst hier Unterstützung gegeben - auf Umwegen allerdings. In einem Brief an Staatsminister von Heinitz im August 1799 hatte Friedrich Wilhelm III. die Auswahl der in der Akademie der Künste auszustellenden Kunstwerke bemängelt:
"daß alle Sujets aus der alten Mythologie und Geschichte gewählt sind. So lange als dies geschieht, wird die Teilnahme des Publikums für die Werke der Kunst nie recht belebt werden. Weit eher und in einem größerem Maße kann man sich dieselbe versprechen, wenn Gegenstände der vaterländischen Geschichte, welche reichen Stoff dazu bietet, besonders für die Historien-Maler und Zeichner ausgesucht würden."

Der König dachte bei den "vaterländischen Motiven" vor allem an die Geschichte Friedrichs II. und traf damit ins Schwarze. Eine Liste möglicher Motive für die nächste Ausstellung der Akademie im September 1800 wurde vorgestellt.
Das Ergebnis überraschte und begeisterte die Besucher.

Ohne Anregung Friedrich Wilhelms III. hatte Daniel Chodowiecki wichtige Arbeiten zur vaterländischen Geschichte geliefert. Er illustrierte für die beliebten Kalender und Almanache die Anekdoten Friedrich Nicolais und Johann Friedrich Ungers mit unzähligen Miniaturen.

Einen neuen Helden fand Preußen erst in Prinz Louis Ferdinand und nach dessen Tod in der Schlacht bei Saalfeld 1806 in Königin Luise. Luise und Louis Ferdinand stellten sich gegen den Friedenswillen des Königs auf die Seite Zar Alexanders, als der 1805 im Bündnis mit Österreich gegen Frankreich rüstete.

1805 gelang es dem Zaren bei einem Besuch in Berlin, den König zur Allianz zu bewegen. Die Siege Napoleons schüchterten sie Patrioten nicht ein. Demonstrativ reiste Luise nach Stettin, um dort in Gegenwart der russischen Truppen ihren Geburtstag zu feiern. Im Sommer 1806 befahl Friedrich Wilhelm III. die Mobilmachung. Aber Luise war für Napoleon die Kriegstreiberin. Er nannte sie seinen "schönsten Feind".
Napoleon besiegte die Verbündeten bei Saalfeld, bei Jena und Auerstedt. Französische Truppen besetzten Berlin. König und Königin flohen bis nach Memel.

Den Feinden Napoleons erschien Luise als "Jeanne d'Arc". Ihr allein wurden Mut und Widerstandskraft zugeschrieben. Heinrich von Kleist pries ihren "wahrhaft königlichen Charakter".
Der Frieden von Tilsit 1807 ermöglichte die Rückkehr nach Berlin, ja, Napoleon forderte sie. Am 23.12.1809 zogen Luise und Friedrich Wilhelm unter Jubel in Berlin ein. Im Sommer darauf, am 19. Juli 1810, starb Königin Luise plötzlich an einer Lungenentzündung während eines Besuches bei ihrem Vater in Hohenzieritz. Wie tief die Trauer allgemein empfunden wurde, bezeugt das Werk Gottfried Schadows für die Dorfkirche zu Paretz, das in privatem Auftrag entstand.

Luises politisches Erbe war groß - ohne daß sie politische Entscheidungsträgerin gewesen wäre. Unter ihrem Einfluß rief Friedrich Wilhelm den Freiherr vom Stein an die Spitze des Staatsministeriums (10.7.1807). Die Steinschen Reformen setzten einen völligen Staatsumbau in Gang. Von seiner Person gingen starke morlaische Energien und ein hohes nationalpolitisches Ethos aus.

Steins großes Reformwerk entstand zwischen September 1807 und November 1808 und stellte den Übergang vom Absolutismus zum Verfassungsstaat dar: Bauernbefreiung, Städteordnung (Einführung der Selbstverwaltung). Karl August Fürst von Hardenberg vollendete 1810 die Reformen mit der Einführung von Gewerbefreiheit, bürgerlicher Gleichstellung der Juden etc.

Die Heeresreform durch Gerhard von Scharnhorst, Leopold Hermann Ludwig von Boyen und Neidhardt von Gneisenau, die Werbung und Körperstrafen abschaffte und die allgemeine Wehrpflicht einführte, schuf "ein Volk in Waffen". Scharnhorst setzte durch, daß auch Bürgerliche ins Offizierskorps eintreten konnten: "Die Geburt gibt kein Monopol für Verdienste." Er begründete 1810 eine Allgemeine Kriegsschule, weil "militärische Probleme ohne Lösung der politischen nicht zu meistern seien."

Alle diese ohne den Anstoß der Französischen Revolution nicht denkbar gewesenen Reformen hätten auf die Dauer nicht wirken können, wenn nicht gleichzeitig der Wandel des Zeitgeistes seinen Niederschlag auch in Reformen auf dem Gebiet der Volkserziehung und Bildung gefunden hätte. Die Hinwendung zum politisch bewußten Nationalwillen hatte sich hauptsächlich in den hauptstädtischen Kreisen vollzogen.

Die Berufung Wilhelms von Humboldts 1809 an die Spitze des Kulturresorts im Innenministeriums war eine der glänzendsten Voraussetzungen. Humboldt wollte eine neu Universität gründen, wollte die Idee von Bildung und Wissenschaften in Preußen verankern.
"Zweckfreie Bildung" sollte das Lebensgesetz der Universitäten sein. In diesem Sinne sollte die neu gegründete Berliner Universität - wie die übrigen Landesuniversitäten - von staatlicher Seite Hilfestellung leisten, um Preußen zu einem geistigen Kräftezentrum werden zu lassen.

Außenpolitisch war Preußen lange passiv geblieben. Erst Napoleons Rußlandfeldzug beziehungsweise dessen Niederlage gab das Signal zum Aufbruch. Friedrich Wilhelms Aufruf "An mein Volk" vom 17. März 1813 schlug eine Brücke zwischen Fürst und Volk - verfaßt vom Staatsrat von Hippel:
" Es ist der letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unseren Wohlstand; keinen anderen Ausweg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang." Man folgte dem Ruf mit größter Begeisterung und Opferwilligkeit.
Die Völkerschlacht bei Leipzig (16.-19. Oktober 1913), unter maßgeblicher Beteiligung der Generäle Gneisenau und Blücher brachte Napoleon die entscheidende Niederlage. In der Schlacht bei Waterloo am 18.6.1814 wurde das letzte Heer Napoleons vernichtet.

Der Wiener Kongreß gab Deutschland die Gestalt eines Staatenbundes, der aus 39 souveränen Fürsten und freien Städten bestand. Er erhielt Europa für fast vierzig Jahre den Frieden. Doch wurde die überlieferte gesellschaftliche und staatliche Ordnung gegen die Mächte des Umsturzes erfolgreich verteidigt.
Auf die Durchführung der Ideen und Verordnungen der Reformzeit wirkte sich der siegreiche Ausgang der Befreiungskriege ungünstig aus. Restaurative und reaktionäre Kräfte setzten sich durch und verhinderten eine verfassungsmäßige Grundlage des Deutschen Reiches.

Architektur und Kunst
Kunst und Architektur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren geprägt von Nationalbewußtsein und einem erstarkenden Bürgertum. Der geschmackbildende Einfluß des königlichen Hofes ließ nach, denn das Bürgertum suchte sich eigene Vorbilderm wurde teilweise in seiner Lebensform und in seinem Kunstgeschmack Vorbild für den Hof. Man spricht auch von der "Verbürgerlichung der deutschen Kunst" in dieser Zeit. In Paretz hatte die königliche Familie sehr schlicht gewohnt. Die bürgerlich anmutende Ausstattung dort ließe sich vergleichen mit der des Knoblauchhauses in der Berliner Poststraße.

Ein Denkmal nicht nur der Königin Luise, sondern auch Preußens, ist das Mausoleum im Schloßgarten Charlottenburg. Karl Friedrich Schinkel verfolgte mit diesem Entwurf in neogotischen Formen von 1810 einen preußischen Nationalstil, wie er ihn im Denkmal der Befreiungskriege auf dem Kreuzberg verwirklichen konnte. Friedrich Wilhelm III. hatte sich aber ganz der klassischen Formen der Architektur zugewandt und forderte einen entsprechenden Bau.
So erhielt folgerichtig Christian Daniel Rauch und nicht Schadow den Auftrag für das Grabmal Luises (1811-14), wozu Friedrich Wilhelm genaue Vorgaben erteilte.

Carl Blechen (1798-1838) malte das Palmenhaus auf der Pfaueninsel. 1831 wurde der Professor für Landschaftsmalerei an der Berliner Akademie der Künste. Seinen Nachlaß kaufte Friedrich Wilhelm IV. an.

Als Sommerhaus des Königs und seiner zweiten Frau Auguste von Harrach Fürstin Liegnitz erbaute Albert Dietrich Schadow 1824/25 den Neue Pavillon (Schinkel-Pavillon) nach dem Vorbild einer italienischen Villa. In der beweglichen Ausstattung zeigt sich der klasszistische Bau ganz und gar dem Biedermeier verpflichtet.

Im Bereich der öffentlichen Bauten wurden Schinkels Schauspielhaus und das Alte Museum programmatisch für die preußische Bildungspolitik. Eine Ausstellung der vom napoleonischen Kunstraub zurückgekehrten Kunstwerke aus den Schlössern 1815 weckte das öffentliche Interesse für ein Museum, dem Friedrich Wilhelm III. mit dem Erwerb privater Sammlungen und der Errichtung des Museums Rechnung trug.

Die Wahl des Standortes und die architektonische Form drücken die geistige Bedeutung aus, die Schinkels Zeitgenossen dem Bau zumaßen. Ein Vorbild für den Kuppelsaal war das Pantheon in Rom. Der Innenbau wurde zweckmäßig auf museologische Bedürfnisse hin ausgerichtet. Die Rückwand der heute verschlossenen Vorhalle war mit Fresken bemalt, die die gesitige Entwicklungsgeschichte der Menschheit, eingebunden in einen Zyklus der Tageszeiten, zeigte.
Hier war der Grundstein gelegt worden zu einer der großartigsten staatlichen Kunstsammlungen in Europa.

Literatur:
Helmut Börsch-Supan: Die Kunst in Brandenburg-Preußen, Berlin 1980.
Thomas Stamm-Kuhlmann: König in großer Zeit. Friedrich Wilhelm III.der Melancholiker auf dem Thron, Berlin: Siedler 1992. - Rezension von Christiane Knop, in: MVGB 90, 1994, 2, S. 261-263.

* Dieser Text ist die redigierte Fassung eines Vortrags aus der Reihe "Die Hohenzollern. Geschichte und Kunst einer Dynastie", gehalten in den Jahren 2000 und 2001 an Berliner Volkshochschulen und für den Verein für die Geschichte Berlins.
12/2004