Berliner Schloss
[siehe auch: Das erste Berliner Schloss, ein Rekonstruktionsversuch nach dem Reisebild von Pfalzgraf Ottheinrich (Februar 1537) von Hansjürgen Vahldiek, PDF - 2,2MB]

Das Berliner Schloss war von 1451 bis 1918 die landesherrliche Residenz der regierenden Markgrafen und Kurfürsten der Mark Brandenburg, der Könige in und von Preußen sowie der Deutschen Kaiser aus dem Haus der Hohenzollern.

Ein "Stadtschloss", wie oft zu lesen ist, hat es in Berlin nie gegeben. Es handelt sich bei dieser Bezeichnung um einen Ende der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts willkürlich von Potsdam nach Berlin übertragenen Begriff. So lange Berlin Residenzstadt war, gab es kein weiteres Schloss außer Schloss Monbijou. Monbijou wiederum lag in der Spandauer Vorstadt, also bis 1737 außerhalb der Stadtgrenze. Deshalb kann das Berliner Schloss mit keinem anderen Bau verwechselt werden.

Als mit der Bildung der Stadtgemeinde Berlin 1920 Berlin zu seinem heutigen Umfang anwuchs, kamen zwar weitere Schlösser in das Stadtgebiet, sie alle aber besitzen Eigennamen, die eine Verwechslung ausschließen.
Das Berliner Schloß existiert nicht mehr. Es befand sich an der Stelle des Palastes der Republik gegenüber vom Berliner Dom und nahm auch den großen Teil des jetzigen Schlossplatzes ein.

1443 Baubeginn der Residenz in Cölln unter Kurfürst Friedrich II.
1451 Einzug des Kurfürsten in das Schloss
ab 1538 Umbau des Schlosses nach sächsischem Vorbild (Torgau) unter Kurfürst Joachim II. durch Caspar Theyss nach Plänen von Konrad Krebs
Unter den Nachfolgern Joachims II. werden zahlreiche Veränderungen und Erweiterungen vorgenommen, die wesentlichen unter Kurfürst Friedrich Wilhelm.
Er kehrt 1646 mit seiner Gemahlin Louise Henriette in das durch die Folgen des Dreißigjährigen Krieges verwahrloste Schloss zurück. Das Kurfürstenpaar lässt durch Johann Sigismund Elsholtz und andere den Lustgarten herrichten. Johann Gregor Memhardt errichtet das Lusthaus, Johann Arnold Nering die Orangerie und im Schloss die Kapelle der Kurfürstin. Am Ende des 17. Jahrhunderts besteht das Schloss aus zwei aufeinander folgenden Höfen, etwa in der Ausdehnung des barocken Baus. Den einen Hof umschließen jedoch Wirtschaftsgebäude.
1665-70 Marstall in der Breiten Straße erbaut
1681-85 Im Querflügel lässt Kurfürst Friedrich Wilhelm den Alabastersaal einrichten.
1687 Baubeginn des Galerieflügels, auf dessen Grundmauern ab 1647 der neue Berliner Dom entsteht
1698-1706 Neugestaltung des Schlosses unter Kurfürst Friedrich IIIgeschichteberlins/berlinabc/stichworteag/König Friedrich I. durch Andreas Schlüter
1706-1713 Forsetzung der Bauarbeiten durch Nilsson Eosander von Göthe
In dieser Zeit entsteht eine der großartigen barocken Schlossanlagen in Europa. Architektur, Skulptur und Ausstattung der Paraderäume liegen in den Händen des Bildhauers Andreas Schlüter. Eosander folgt in der äußeren Architektur dem Plan Schlüters, der das eigentliche Schlossgebäude in der Größe verdoppelt.
1745 Friedrich II. lässt sich und mehreren Familienmitgliedern
Wohnungen im Schloss ausstatten.
1787-90 Carl von Gontard richtet König Friedrich Wilhelm II. die Königskammern ein.
1825 Karl Friedrich Schinkel entwirft Wohnräume für Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) und Kronprinzessin Elisabeth.
1845-53 Friedrich August Stüler und Albert Dietrich Schadow führen nach dem Entwurf Schinkels die Schlosskuppel aus.
9. November 1918 Karl Liebknecht ruft vom Balkon des Portals IV* die freie sozialistische Republik Deutschland aus.
ab 1921 Einrichtung des Kunstgewerbemuseums in den Paraderäumen des Schlosses
1927 Gründung der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten mit Sitz im Berliner Schloss
3. Februar 1945 Das Schloss brennt nach einem Luftangriff in großen Teilen aus.
1945 bis 1950 Nutzung der intakten Schlossräume für Verwaltung und Ausstellungen
Überreste der Bauplastik werden geborgen. Sie befinden sich in der Skulpturensammlung der Staatlichen Museen Berlin und im Märkischen Museum.
1950/51 Sprengung des Schlosses
1963 Das Schlossportal V wird in das Staatsratsgebäude eingesetzt.
1973-76 Auf einem Teil des Schlossgeländes entsteht der Palast der Republik.

Literatur:
Albert Geyer: Geschichte des Schlosses zu Berlin, Bd. 1: Die kurfürstliche Zeit bis zum Jahre 1698, Berlin 1936. Bd. 2: Vom Königsschloß zum Schloß des Kaisers (1698-1918), bearbeitet von Sepp-Gustav Gröschel, 3. Auflage Berlin 2001.
Goerd Peschken und Hans-Werner Klünner: Das Berliner Schloß, Frankfurt a. M. / Berlin 1982, 2. Auflage 1991.
Lieselotte Wiesinger: Das Berliner Schloss. Von der kurfürstlichen Residenz zum Königsschloß, Darmstadt 1989.
Tilo Eggeling: Königsschlösser Museumsschlösser. Entstehung, Geschichte und Konzeption der Preußischen Schlösserverwaltung, Berlin 1991.
Regina Hanemann: Das Berliner Schloß. Ein Führer zu einem verlorenen Bau, Berlin 1992.
Guido Hinterkeuser: Das Berliner Schloss: der Umbau durch Andreas Schlüter, Berlin 2003.

Literatur aus den Publikationen des Vereins für die Geschichte Berlins:
Louis Schneider: 1525. Ein Blitz-Schlag vor dem Schloß-Portale, in: SCH,
1873, H. 8, S. 31-33.
Louis Schneider: 1545. Beim Turnier heruntergefallene und todtgeraufte Berliner und das Hof-Gesellich auf der langen Schloßstube, in: SCH 1873, H. 8, S. 44-54.
Louis Schneider: 1695. Eine abgebrochene Schloß-Oper, in: SCH 1876, H. 14, S. 111-114.
Nicolas Raoul: Ist das Schloß Kurfürst Friedrichs II. 1540 ganz abgebrochen worden?, in: ZVGB 54, 1937, H. 3, S. 58-63.
Ulf Bankmann: Das Bild einer aztekischen Gottheit im Berliner Schloss, in: MVGB, 99, 2003, H. 3, S. 546-552.

Gerhild H. M. Komander 11/2004

*Karl Liebknecht rief vom Portal IV die "Freie Sozialistische Republik" aus. Dieses Portal wurde 1963 in das Staatsratsgebäude der DDR integriert (preußische Insignien, Adler und Krone wurden entfernt).
Marcel Dietzmann 12.7.2005