17. 6. 2020

 Ingrid Ludwig

Bei Kriegsende im Mai 1945 war ich sechs Jahre alt. Meine Erinnerungen sind also nicht sehr intensiv. Ich war zu dieser Zeit mit meiner Mutter in der Schorfheide in einem Dorf, in dem meine Großeltern einen kleinen Bauernhof besaßen. Die Nähe zu Berlin zeigte sich darin, dass wir die Flugzeuge der Alliierten hörten und sahen, erleuchtet durch „Weihnachtsbäume“ am Himmel, die ihnen die Abwurfgebiete kennzeichnen sollten.

Als das Ende des Krieges nahte, wollten die Dorfbewohner sich sowie ihr Hab und Gut retten und haben dahingehend Vorsorge getroffen, dass sie tief im Wald Gruben aushoben, die dann mit Zweigen bedeckt wurden. Dort haben wir uns versteckt. Auch das Großvieh war in den Wald getrieben und dort angebunden worden.

 17. Juni 2020

 Ingrid Ludwig

Am Sonnabend, dem 12. August 1961, war ich in meiner Eigenschaft als Angestellte des Ostberliner Deutschen Reisebüros Reisebegleiterin für sechs Reisebusse mit Westberlinern, die zu den Ruderausscheidungskämpfen auf dem Templiner See bei Potsdam wollten und bei dieser Gelegenheit die Sehenswürdigkeiten in Potsdam besichtigen wollten.

Angeregt durch die sehr interessanten Eindrücke des Tages, beschloss ich nach Beendigung meiner beruflichen Verpflichtung, an diesem schönen Sommerabend noch zu meiner Freundin nach Tempelhof zu fahren, und zwar wie schon oft mit der S-Bahn. Dabei war schon sehr merkwürdig, dass es einen sehr langen Aufenthalt auf dem Bahnhof Treptower Park gab, ohne dass Polizisten, die üblicherweise die Züge kontrollierten, zu sehen waren.

Bei meiner Freundin wurde gerade eine Party gefeiert. Gegen 1:00 Uhr war dann allgemeiner Aufbruch. Ich ging wieder zum S-Bahnhof und sah gerade noch die Schlusslichter der S-Bahn Richtung Frankfurter Allee, wo ich hin wollte.

12. Juni 2020

Aus einem Brief von Bernhard Wille an Gerhard Keinhorst vom 23. Juni 2018:

Im Januar 1945 kam die unangenehme Überraschung für mich, dass ich am 1. Februar 1945 zum Volkssturm eingezogen werden sollte. Meine Zurückstellung bis 30. Juni 1945 interessierte niemand mehr, jeder Mann zwischen 16 und 60 Jahren musste, wenn er nicht den Kopf unter dem Arm trug, zum Volkssturm. Hier war ich der einzige junge Mann unter lauter Männern, die altersmäßig meine Väter hätten sein können.

Als es am Morgen des 20. April 1945 hell wurde, ging es los. Inzwischen hatten die Russen Berlin eingeschlossen und griffen auch von Südwesten an. Wir wurden zunächst in Kleinmachnow eingesetzt. Unsere nächste Einsatzstelle war im Fischerhüttenweg zwischen Schlachtensee und Krumme Lanke. Die beiden Seen liegen nicht weit auseinander und diesen Engpass sollten wir verteidigen. Einen Tag lang waren wir dort, dann wurde es kritisch und am Abend und in der Nacht zogen wir uns durch den Grunewald zurück.

2. 6. 2020

Jürgen Rambow

Meine Geschichte

Zum Ende des 2. Weltkrieges erinnere ich mich ( Jahrgang 40 ) an einen ausgebrannten Panzer in einer Nebenstraße und an den Panzergraben in der Parallelstraße. Wir wohnten in einem Vorort von Berlin, das Haus war von einer Bombe beschädigt und im Garten wurden Kartoffeln und Gemüse angebaut. Meine Mutter ging mit mir „ hamstern“, bei den Bauern der Umgebung nach Lebensmittel fragen und auf den Feldern haben wir zurückgelassene Ähren gesammelt um Brot zu backen.

Später in der Schule gab es noch Schichtbetrieb, aber mit Schulspeisung.

27.5.2020

Renate Borgwardt

Ich bin ein Kriegskind, geboren wenige Tage nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und einziges Kind meiner Eltern, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, die während des Krieges immer bescheidener wurden. Mein Vater wurde zur Marine eingezogen. Schick sah er in Uniform aus. Stationiert war er in Kiel, seine Zeit bei der Marine war kurz, er musste zurück nach Berlin, UK gestellt von der AEG. Aus der Traum von Seefahrt, von Schiffen, Häfen und den Hafenkaschemmen.

Zu der Melodie: Wo die Nordseewellen trecken an den Strand…

wurde gesungen: Wo die Bomben fallen, und das Licht geht aus, da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.

Bei all den Ereignissen des Krieges, den Bombenangriffen, den Christbäumen, Bündeln von Leuchtkugeln, die die Bombardierungsgebiete absteckten, der ausgebombten Großmutter, die völlig verstört mit ihrem Köfferchen auf den Trümmern ihres Wohnhauses saß, hatten wir noch Glück. Die Wucht der Bombenangriffe hatte uns in den Randbezirken nicht so hart getroffen wie die dicht besiedelten Bezirke Kreuzberg, Friedrichshain, Mitte und Wedding.